Bouziane, Malika, Cilja Harders und Anja Hoffmann, Hrsg. 2013. Local Politics and Contemporary Transformations in the Arab World. Governance Beyond the Center. Basingstoke, New York: Palgrave Macmillan. 242 S., £ 60.00

Auszug

Die Revolutionen in der arabischen Welt brachten 2011 Bewegung in die stagnierende Forschung zur Resilienz arabischer Autokratien und verschoben den Schwerpunkt hin zu den Kräften des sozialen Wandels. Vier Jahre später sind Neuerscheinungen angesichts der ausbleibenden vierten Welle der Demokratisierung und eskalierender Gewaltkonflikte in der Region indes wieder von einem Stabilitätsparadigma getrieben, das implizit eine etatistische Grundhaltung befördert, vor allem aber mit einem expliziten Fokus auf formalisierten Institutionen einhergeht. Informelle Akteure außerhalb der institutionellen Machtzentren und der sie umgebenden Elitenzirkel finden sich dagegen erneut im toten Winkel der Nahostforschung. Dabei hatten die Volksaufstände veranschaulicht, wie gerade die Mobilisierung der sozialen, politischen und geografischen Peripherien den Anstoß für die heute andauernden transformativen Prozesse in der Region gab – darunter Akteure, denen zuvor innerhalb der autoritären Strukturen nur ein marginaler Einfluss zugeschrieben wurde. Umso bedeutsamer erscheint der Verweis auf Publikationen, die diesen sozialen Strata Raum geben und sich durch alternative Blickwinkel auf die „gesellschaftlichen Transformationen ohne politische Transitionen“ (S. 1) vom vorherrschenden analytischen Staats- und Elitenzentrismus abheben. Dies gelingt dem transdisziplinär angelegten Sammelband Local Politics and Contemporary Transformations in the Arab World: Governance Beyond the Center, dessen Herausgeberinnen Malika Bouziane, Cilja Harders und Anja Hoffmann ihr Forschungsanliegen mit einem Appell an die Regionalforschung verknüpfen: Nur über die Generierung von Wissen über Räume jenseits der Machtzentren lasse sich die den Sozialwissenschaften eigene Einseitigkeit überwinden, die sich aus der gewohnheitsmäßigen Nähe von Forschern zu Eliten ergibt; nur so trage Forschung zur Emanzipation der Marginalisierten bei. …