Schünemann, Wolf J. 2014. Subversive Souveräne. Vergleichende Diskursanalyse der gescheiterten Referenden im europäischen Verfassungsprozess. Wiesbaden: Springer VS. 598 S., € 49,99

Auszug

Die gescheiterten Referenden zum EU Verfassungsvertrag in Frankreich (2005), den Niederlanden (2005) und Irland (2008) haben den Europäischen Integrationsprozess kurzfristig zum Erliegen gebracht. Angelehnt an die postfunktionalistische These von Liesbeth Hooghe und Gary Marks (2008), interpretiert Wolf J. Schünemann diese Abstimmungsergebnisse als Ausdruck des „mentalen Wandels“ der EU von einem Elitenprojekt, geprägt von einem „permissiven Konsens“, hin zu einer zunehmenden Politisierung des Integrationsprojektes durch die Bürger, einem „prohibitiven Dissens“ (S. 23–24). In diesem Sinne werden die Bürger der drei ausgewählten Staaten als „subversive Souveräne“ bezeichnet, die durch die mehrheitliche Stimmabgabe gegen den EU Verfassungsvertrag „verstörende Diskontinuitäten im progressiven Narrativ europäischer Integration“ hervorgerufen haben (S. 24). Eine vergleichende Analyse nationaler EU-Diskurse in den ausgewählten Staaten soll diesen mentalen Wandel nachzeichnen. Ausgehend davon, dass weitgehend identische Vertragsdokumente in den drei Ländern zur Abstimmung gestellt wurden, stellt sich der Autor die übergeordnete Frage, „welche Ähnlichkeiten und Unterschiede sich in den ausgewählten Referendumsdebatten ausmachen [lassen]“ (S. 25). …