Weyland, Kurt. 2014. Making Waves. Democratic Contention in Europe and Latin America since the Revolutions of 1848. New York: Cambridge University Press. 318 S., $ 34,99

Excerpt

Der an der University of Texas at Austin lehrende deutschstämmige Politikwissenschaftler Kurt Weyland hat mit seinem neuen Buch einen interessanten Brückenschlag zwischen historiographischen, politikwissenschaftlichen und wahrnehmungspsychologischen Ansätzen vorgelegt. Ein Ausgangspunkt der Arbeit ist ein gewisses Unbehagen des Autors mit neueren Tendenzen in der Politikwissenschaft. Im Zuge des Bemühens um wissenschaftlich basierte Verallgemeinerungen sei ein Trend zu immer mehr Hypothesen testenden Artikeln auf hohem Abstraktionsniveau zu beobachten. Was aber, fragt Weyland, wenn die den Studien zugrunde liegenden ceteris paribus-Annahmen nicht zutreffen und statt klarer Muster am Ende nur ein weißes Rauschen produziert wird? (S. 21) Vor diesem Hintergrund plädiert Weyland für eine stärkere Integration historiographischer und politikwissenschaftlicher Herangehensweisen, von der beide Disziplinen profitieren könnten; sowohl die manchmal allzusehr den Besonderheiten des historischen Einzelfalls verpflichtete Geschichtswissenschaft als auch die um Abstraktion und Verallgemeinerung bemühte Politikwissenschaft. Das Buch versteht sich als Beitrag zur breiteren politikwissenschaftlichen Theoriebildung, insbesondere zur Frage politischer Rationalität. Es grenzt sich gleichermaßen von makro-orientierten strukturalistischen und kulturalistischen Konzepten wie von mikro-basierten rational choice Ansätzen ab. Ausgehend von der Annahme begrenzter Rationalität verbindet Weyland in seiner Studie wahrnehmungspsychologische Annahmen mit Fragen der Organisationsentwicklung und des kollektiven Handelns, um zu zeigen, wie sich die Begrenzungen politischer Rationalität aufgrund unterschiedlicher organisatorischer Rahmenbedingungen verändern. …