Skip to main content

1981 | OriginalPaper | Buchkapitel

Der politische Code

„Konservativ“ und „progressiv“ in systemtheoretischer Sicht

verfasst von : Niklas Luhmann

Erschienen in: Soziologische Aufklärung 3

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Die Sprache der Politik liebt Kontrastierungen. Die Unterscheidung von Freunden und Gegnern ist eines ihrer Strukturmomente; sie ist jedoch keineswegs die Struktur von Politik schlechthin. Sie assoziiert zu konkret und gibt für Sachthemen nicht genug her. Für Interessenverfolgung in komplexen Konstellationen wäre es unzweckmäßig, alle anderen zu Gegnern zu erklären, etwa alle Nichtlandwirte zu Gegnern der Landwirtschaft. Außerdem muß man Freunde und Gegner wechseln können, ohne damit die eigene Identität oder politische Existenz zu gefährden. Mit zunehmender Komplexität und vor allem mit zunehmender Interdependenz der Bezüge politischen Handelns wird es deshalb sinnvoll, diesen sozialen Schematismus durch einen zeitlichen Schematismus zu ersetzen. In der neueren Zeit scheint die Unterscheidung von progressiv und konservativ diese Funktion eines primären politischen Schematismus zu übernehmen — auf wen oder auf was immer sie bezogen wird.

Metadaten
Titel
Der politische Code
verfasst von
Niklas Luhmann
Copyright-Jahr
1981
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-01340-2_15