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2012 | Buch

Visuelle Kommunikationsforschung

Medienbilder als Herausforderung für die Kommunikations- und Medienwissenschaft

verfasst von: Katharina Lobinger

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Wir leben in einer visuellen Medienkultur, einer „visual culture“, in der wir ständig mit „Bildern“ verschiedenster Art konfrontiert sind: Werbung versucht, uns mit perfekt inszenierten Images zu verführen, Pressefotos lassen uns zu Augenzeugen entfernter Kriege und Katastrophen werden und Politiker streben danach, sich kameragerecht zu präsentieren. Aber auch im Alltag halten wir alle wichtigen Ereignisse fotografisch fest, um uns zu erinnern und sie mit anderen teilen zu können. Doch wie lassen sich Bilder entschlüsseln? Und wie ist die kommunikative „Macht der Bilder“ zu erklären?

Katharina Lobinger bestimmt den Ansatz der „Visuellen Kommunikationsforschung“ in Abgrenzung zu anderen Bildwissenschaften. Hierbei werden die zentralen Forschungsfelder herausgearbeitet: Bilder in Journalismus, in Werbung, Public Relations, politischer Kommunikation und in der mediatisierten Alltagskommunikation. In einer Metaanalyse untersucht die Autorin die Entwicklung, Etablierung und die Forschungsaktivitäten der „Visuellen Kommunikationsforschung“ in den letzten 20 Jahren und zeigt, mittels welcher Methoden welche Erkenntnisse in der bisherigen Forschung produziert wurden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Bilder sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten aufgrund ihrer zunehmenden Bedeutung und Allgegenwart in medialen und alltäglichen Umgebungen zu ei nem wichtigen Forschungsobjekt unterschiedlichster Wissenschaftsdisziplinen geworden. Sowohl die Geisteswissenschaften, als auch die Sozialwissenschaften setzen sich heute intensiv – teilweise mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten – mit Bildern auseinander. Mittlerweile gibt es auch einige viel versprechende Ansätze zur Etablierung allgemeiner Bildwissenschaften, wie zum Beispiel die Interdisziplinäre Bildwissenschaft der „Magdeburger Schule“ (vgl. Bernhardt 2009a; Sachs-Hombach 2006, 2005a, 2005b, 2003) oder die Visual Studies des angloamerikanischen Raumes (vgl. Mitchell 2008a, 2008b). Allgemeine Bildwis senschaften, wie die beiden genannten, beschäftigen sich mit dem grundlegenden Verständnis von bildhaften Phänomenen im Allgemeinen und entwickeln ontolo gische sowie epistemologische Grundlagen. In dieser Arbeit steht jedoch nur eine spezielle Bildart im Zentrum des Interesses: das unbewegte Medienbild und seine Rolle in unterschiedlichen medialen Kontexten. Deshalb wird auch der Fokus einer speziellen Bildwissenschaft (vgl. Huber 2004) eingenommen, die sich, im Unterschied zu einer allgemeinen Bildwissenschaft, auf bestimmte Bildgattun gen und deren spezielle Eigenschaften konzentriert. Jene bildwissenschaftliche Teildisziplin, die sich hauptsächlich mit der Behandlung von Medienbildern be schäftigt, wird als Visuelle Kommunikationsforschung (vgl. Müller 2007, 2003) bezeichnet. Sie ist, wie Müller (2007: 24) beschreibt, eine Subdisziplin der Kom munikationswissenschaft. Für die vorliegende Arbeit wird der Begriff der Visuel len Kommunikationsforschung aufgrund ihrer starken interdisziplinären Ausrich tung, in Anlehnung an Barnhurst, Vari und Rodríguez (2004), etwas weiter als bei Müller gefasst. Als Visuelle Kommunikationsforschung wird hier die Auseinan dersetzung mit Medienbildern verstanden, welche aus unterschiedlichen wissen schaftlichen Perspektiven, insbesondere aber aus jener der Kommunikations- und Medienwissenschaft, erfolgen kann.
Katharina Lobinger
2. Das visuelle Medienzeitalter
Zusammenfassung
Bilder sind feste Bestandteile unseres täglichen Lebens. Sie begegnen uns – sowohl in Alltags- als auch in Medienkontexten – ständig und überall in un terschiedlichsten Ausdrucksformen. Das visuelle Leistungsspektrum ist dabei äußerst weitreichend: Visuelle Elemente können etwa verbalen Text illustrativ er gänzen, unterhalten, als Design- oder Dekorationselemente dienen, selbstständig Informationen übertragen oder aber Unaussprechliches anschaulich vergegenwär tigen. Eine Liste möglicher Bildfunktionen ließe sich beliebig verlängern (siehe etwa Knieper 2005a: 40). Schwierig erfassbar und noch schwieriger zur erklären sind Bildeffekte und der spezifische visuelle Kommunikations- und Wirkmodus (vgl. Geise 2011: 21), weshalb die zunehmende Bildverwendung auch teils hef tige Kritik und Befürchtungen (vgl. exemplarisch Postman 1985) mit sich bringt.
Katharina Lobinger
3. Bildwissenschaften
Zusammenfassung
Unterschiedliche Disziplinen befassen sich seit der visuellen Wende verstärkt mit unterschiedlichen Aspekten des Bildes. Besonders die Kunstgeschichte und die Philosophie nehmen dabei eine Vorreiterrolle bildwissenschaftlicher Beschäfti gung ein, denn ihre bildtheoretischen Reflexionen reichen am weitesten zurück (vgl. Leifert 2007: 19; Sachs-Hombach 2005b: 15). Weitere Wissenschaften, die sich mit bildlichen Inhalten auseinandersetzen, sind die Psychologie, in erster Linie mit Fragen der Bildrezeption oder des bildhaften Denkens, die Sprachwis senschaft, welche Bilder als Zeichensystem analog zur Sprache betrachtet (vgl. Leifert 2007: 19) und in den letzten Jahren auch vermehrt die Kommunikations- und Medienwissenschaft. Die Kommunikations- und Medienwissenschaft kann wichtige Erkenntnisse über die Rolle des Bildes in den Massenmedien liefern. Nach wie vor besteht aber noch Aufholbedarf bei der theoretischen Fundierung und Vernetzung der unterschiedlichen disziplinären Zugänge.
Katharina Lobinger
4. Was ist ein Bild? Was ist ein Medienbild?
Zusammenfassung
Die theoretische Auseinandersetzung mit Bildern und Bildlichkeit der verschie denen Forschungstraditionen und -disziplinen ist unterschiedlich weit fortge schritten und setzt auch an unterschiedlichen Grundsätzen an. In den Diskurs zur Bildthematik der angloamerikanischen Visual Culture gehen beispielsweise Ergebnisse aus Cultural Studies und Dekonstruktion ein (vgl. Frank/Sachs-Hom bach 2006: 184); im deutschen Sprachraum kommen die Bestrebungen, Bilder theoretisch zu erklären, überwiegend aus der Philosophie, den Kunstwissenschaf ten und nun seit einigen Jahren auch aus der Kommunikations- und Medienwis senschaft sowie der politischen Kommunikation. Alle Disziplinen und Teildis ziplinen beschäftigen sich in Hinblick auf das Bild zunächst mit der Frage, was denn das Objekt „Bild“ eigentlich ausmacht (vgl. etwa Boehm 1994b; Halawa 2008; Mitchell 2008a, 2008b, 1990; Sachs-Hombach 2003). Bevorzugt werden Bilder zunächst der Sprache gegenübergestellt um so die Gegensätze und anders gearteten Wesensmerkmale der beiden Darstellungsweisen in den Vordergrund zu rücken: Bilder werden dabei im Unterschied zur sprachlichen Darstellung nicht als Beschreibung, sondern als visuelle Veranschaulichung eines (fiktiven oder realen) Sachverhalts aufgefasst. Sie sind wahrnehmbar, artifiziell und relativ dauerhaft (vgl. Sachs-Hombach 2005b: 12f). Was ein Bild tatsächlich ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Auf den ersten Blick erscheint die Frage „Was ist ein Bild?“ fast banal, da man intuitiv ziemlich genau weiß, was der Begriff „Bild“ meint und unter welchen Umständen etwas als Bild zu bezeichnen ist und wann nicht. Das vermeintlich Banale entpuppt sich bei genauerer Betrachtung und beim Versuch einer präzisen Definition als widerspenstiges, kaum greifbares Phänomen, denn sowohl in der Alltagssprache, als auch in der wissenschaftlichen Betrachtung existieren gänzlich unterschiedlich weit gefasste Auslegungen des Begriffes „Bild“. Im Unterschied zu anderen Sprachen bezieht der Begriff „Bild“ im Deutschen sowohl innere als auch äußere Bilder mit ein (vgl. Boehm 2007: 11; Müller 2007: 9). Im Englischen dagegen werden images von pictures unter schieden (vgl. Boehm 2007: 11; Müller 2007: 9). Die Bezeichnung picture wird für materielle Bilder, die Bezeichnung image dagegen für immaterielle Bilder verwendet (vgl. Müller 2009: 9). Bei genauerer Sichtung des Forschungsstandes im englischsprachigen Raum zeigt sich jedoch, dass auch hier image und picture teilweise synonym verwendet werden. Der sehr flexible und weit reichende Be griff „Bild“ hat in der Folge zur Frage geführt, wie denn sprachliche Bilder, etwa Metaphern, oder auditive Bilder und Tastbilder zu beurteilen seien. Weitere Zu-ordnungsprobleme schaffen häufig verwendete Bezeichnungen wie „Weltbild“, „Feindbild“ oder „Selbstbild“, die mentale Bilder beschreiben (vgl. Schirra 2006: 199).
Katharina Lobinger
5. Es gibt keine visuellen Medien! Zur Multimodalität medialer Botschaften
Zusammenfassung
Mit der Diagnose „There are no visual media“ spricht Mitchell (2005: 257) eine der größten Herausforderungen an, die sich der Visuellen Kommunikationsfor schung aktuell stellen: Die Analyse multimodaler Medientexte. Bei der Erfor schung visueller Kommunikationsbotschaften würde die Beschäftigung mit Medienbildern alleine zu kurz greifen, denn, wie Mitchell weiter ausführt: „All media are, from the standpoint of sensory modality, mixed media.“ (Mitchell 2005: 257). Duncum (2004) argumentiert in seinem Artikel Visual Culture Isn't Just Visual noch eindringlicher gegen die alleinige Beschäftigung mit Bildern, denn „the visual was never exclusively visual“ (Duncum 2004: 258). Bilder traten schon immer in Verbindung mit anderen Kommunikationselementen auf. Trotz der Tatsache, dass Medienbotschaften zunehmend aus visuellen Elementen beste hen, beinhalten sie letztlich immer zugleich in verschiedenen Weisen und in ver schiedenen Graden auch andere Zeichensysteme und sprechen dadurch mehrere Wahrnehmungssysteme an (vgl. Duncum 2004: 253). Als Folge der Veränderun gen und Entwicklungen der Informationstechnologien, insbesondere aufgrund ih rer Digitalisierung, können unterschiedliche semiotische Kommunikationsmodi (z.B. Text, Bild, Klang) heute besonders einfach kombiniert werden. Gemeinsam bilden sie dann so genannte multimodale Texte (vgl. Martinec/Salway 2005: 337; Lemke 2009: 288).
Katharina Lobinger
6. Visuelle Medienkompetenz
Zusammenfassung
Zur weiteren Veranschaulichung der Eigenständigkeit des Bildtypus „Medien bild“, der in den vorangegangenen Kapiteln von weiter gefassten Bildbegriffen abgegrenzt wurde, werden hier medienpädagogische Sichtweisen auf visuelle Kompetenz (visual literacy), Medienkompetenz (media literacy) und die Ver schränkung der beiden zu einer Art visueller Medienkompetenz (visual media lite racy) besprochen. Denkt man Mitchells (1990, 1986) Ausführungen hinsichtlich der Familie der Bilder weiter, so liegt die Überlegung nahe, dass unterschiedliche Bildarten auch unterschiedliche visuelle Kompetenzen erfordern, denn die un terschiedlichen Bilder und Bildgattungen haben ja, so Mitchell (1986), weniger Ähnlichkeiten als ihr gemeinsamer Name vermuten lässt.
Katharina Lobinger
7. Visuelle Kommunikationsforschung und ihre Bilder
Zusammenfassung
Der Bildbegriff wurde im Laufe dieser Arbeit bereits stark eingegrenzt. Wie das folgende Kapitel zeigen wird, ist auch der scheinbar kleine und klar beschrie bene Objektbereich der Medienbilder durch hohe Heterogenität gekennzeichnet, denn wie die Definition „Medienbild“, die in Kapitel 4 erarbeitet wurde, besagt, treten Bilder niemals isoliert auf, sondern werden durch ihre medialen Kontexte in hohem Maße mitbestimmt. In diesem Sinn sollen die folgenden Abschnitte einen Überblick über einige Anwendungsbereiche von Medienbildern mit ihren jeweiligen spezifischen Kontexteigenheiten geben.
Katharina Lobinger
8. Visuelle Kommunikationsforschung in der Entwicklung kommunikations- und medienwissenschaftlicher Publikationen: eine Metaanalyse
Zusammenfassung
Trotz der zunehmenden Institutionalisierung der Visuellen Kommunikationsfor schung scheint sie, folgt man der Argumentationsweise einer Vielzahl visueller Forscher und Forscherinnen, ihr Methodenrepertoire betreffend noch in den Kin derschuhen zu stecken. Das folgende Kapitel geht den Gründen dafür nach und entwickelt ein Instrument zur Untersuchung der wissenschaftlichen Beschäfti gung mit Medienbildern.
Katharina Lobinger
9. Inhaltsanalytische Methoden der Visuellen Kommunikationsforschung – Einführung und Überblick über die Methodenanwendung im Untersuchungsmaterial
Zusammenfassung
Zentrales Anliegen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Medien inhaltsforschung ist die Beschreibung von Medienrealität und ihren Entstehungs bedingungen (vgl. Bonfadelli 2002: 14). Von besonderem Interesse ist dabei die Frage nach dem Verhältnis von Realität und Medienrealität sowie in der Folge die Frage, wie wirklich diese Medienwirklichkeit (vgl. insbesondere Schulz 1989, Bentele 1993), von der unser Weltbild in hohem Maße geprägt wird (vgl. Belting 2008; Burda 2005; Burkart 2002: 271ff), eigentlich ist.
Katharina Lobinger
10. Die quantitative Bildinhaltsanalyse
Zusammenfassung
Die quantitative Inhaltsanalyse ist, wie oben gezeigt wurde, die am häufigsten verwendete Methode der Visuelle Kommunikationsforschung, vor allem in kom munikationswissenschaftlichen Journals. Die quantitative Bildinhaltsanalyse, oder auch Visual Content Analysis, basiert auf der (Medien-)Inhaltsanalyse, wel che wiederum eine der am häufigsten eingesetzten Methoden der Kommunikati onswissenschaft ist. Früh (2007) definiert die Inhaltsanalyse als eine „empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung in-haltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen.“ (Früh 2007: 27) Die quan titative Medieninhaltsanalyse leistet, so Rössler (2005), einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Medienberichten, denn sie „reduziert die Komplexität der Berichterstattung, indem sie deren zentrale Muster herausarbeitet“. (Rössler 2005: 17) Angesichts der großen Anzahl von Bildern in medialen Angeboten sind für gewisse Fragestellungen, wie zum Beispiel bei Fragen nach Strukturen, visu ellen Tendenzen oder Visualisierungsformen im Zeitverlauf, quantitative Inhalts analysen unbedingt erforderlich (vgl. Grittmann/Lobinger 2011). Gegenstand der Inhaltsanalyse können alle Kommunikationsinhalte sein, sofern sie in irgendeiner Weise manifest, also als Text vorliegen. Als Texte werden hierbei fixierte Inhalte aller möglichen Modalitäten (z.B. Sprache, Gestik, Mimik), die Zeichencharak ter haben, verstanden. Da die Inhaltsforschung deshalb jede Art von manifes ten Kommunikationsinhalten in Form von Texten untersuchen kann, ist sie, so Merten, auch für die quantitative Erforschung von Bildern geeignet (vgl. Merten 1995: 59). Eine Inhaltsanalyse beginnt mit präzisen Hypothesen und Erwartun gen über klar definierte Variablen, welche in der Folge operationalisiert werden (vgl. Bell 2006: 13).
Katharina Lobinger
11. Qualitative Bildinhaltsanalysen
Zusammenfassung
Die qualitative Inhaltsanalyse geht zurück auf Siegfried Kracauer, der sich kri tisch mit Berelsons berühmter Konzeption der quantitativen Inhaltsanalyse aus einander setzte. Kracauer sprach sich gegen Quantifizierungen und die daraus resultierenden Vereinheitlichungen aus, da diese den untersuchten Gegenstand nicht mehr entsprechend erfassen können.„Overemphasis on quantification tends to lessen the accuracy of analysis. Content analysis is frequently obliged to isolate and process the more intricate characteristics of a sample; and whenever this happens it runs the risk of treating them inadequately.“ (Kracauer 1952: 631).
Katharina Lobinger
12. Verknüpfung quantitativer und qualitativer Methoden der Bildanalyse
Zusammenfassung
Wie bereits in der Einleitung zu Kapitel 9 dargestellt wurde, sprechen sich meh rere Bildforscher und Bildforscherinnen für eine Kombination von quantita tiven und qualitativen Verfahren der Analyse von Bildern aus (vgl. etwa Bell/Milic 2002: 212; Grittmann 2001: 77). Vor allem die Integration von Elementen aus qualitativen Methoden der Bildforschung in quantitative Erhebungsdesigns scheint dabei viel versprechend zu sein und kann die Aussagekraft quantitativer Bildinhaltsforschung erhöhen. Die quantitative Bildinhaltsanalyse alleine weist bisher noch Defizite bei der visuellen Theorieentwicklung auf, weshalb eine Viel zahl von Bildinhaltsanalysen nicht mit theoretischen Fundierungen und Ansätzen zur visuellen Kommunikation arbeitet. Man könnte sagen, dass keine visuelle Forschung betrieben wird, sondern eine Erforschung des Untersuchungsobjekts „Bild“, das lediglich visuell vorliegt, aber nicht in Hinblick auf visuelle Aspekte untersucht wird. Grittmann (2001) kritisiert ausdrücklich die häufig stattfindende direkte Übernahme von Theorien und Hypothesen, die im Zuge von Untersu chungen zur verbalem Text entwickelt wurden. Die methodischen Anlagen wer den dann für visuelle Analysen „unreflektiert übernommen, als seien Wort und Bild dasselbe“ (Grittmann 2001: 264). Um dieses Defizit auszuräumen, kann die Bildinhaltsanalyse verstärkt auf qualitative Methoden zurückgreifen und deren Analyseergebnisse und Semantisierungen visueller Darstellungsformen als Basis verwenden. Dadurch wird eine ideale Vernetzung aus explorativen und quantifizierenden Verfahren ermöglicht.
Katharina Lobinger
13. Fazit: Visuelle Kommunikationsforschung und die Erforschung visueller Medienkultur
Zusammenfassung
Visuelle Kommunikation und visuelle Kultur sind wichtige Felder, die die Kom munikations- und Medienwissenschaft in den nächsten Jahren ganz erheblich be schäftigen werden und auch beschäftigen müssen, denn wir können heute kaum ein angemessenes Verständnis aktueller mediatisierter Gesellschaften und ihrer Medienkulturen entwickeln, ohne anzuerkennen, dass deren Kommunikation in erheblichen Teilen auch visuelle Medienkommunikation ist. In anderen Worten, die mediale Durchdringung der alltäglichen Lebenswelt (vgl. Hepp 2005; Krotz 2008) erfolgt in hohem Maße in Form bildlicher Ausdrucksmittel (vgl. Lester 1996; Mitchell 2008a, 2008b). Der vor allem durch die Digitalisierung extrem beschleunigte und vereinfachte Visualisierungsprozess wurde in dieser Arbeit deshalb als ein, den Metaprozess „Mediatisierung“ begleitendes, Wandelphänomen beschrieben.
Katharina Lobinger
Backmatter
Metadaten
Titel
Visuelle Kommunikationsforschung
verfasst von
Katharina Lobinger
Copyright-Jahr
2012
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-93480-8
Print ISBN
978-3-531-18137-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-93480-8