Skip to main content

19.03.2015 | Wertpapiergeschäft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Schwellenland ist nicht länger gleich Schwellenland

verfasst von: Stefanie Burgmaier

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die Entwicklungsstaaten werden auch weiter der Wachstumsmotor der Weltwirtschaft sein. Allerdings werden nicht alle Hoffnungsträger gleich stark zulegen.

In der Finanzkrise hat die Dynamik in den Emerging Markets, auch Entwicklungs- oder Schwellenländer genannt, die Weltwirtschaft vor einem massiven Einbruch geschützt. Das war die einhellige Meinung der Experten auf dem Frankfurt Finance Summit an der Goethe-Universität. In den vergangenen 15 Jahren seien die Schwellenländer durchschnittlich pro Jahr um sechs Prozent gewachsen, hingegen die Weltwirtschaft insgesamt nur um 3,9 Prozent, sagte Professor José Manuel González-Páramo, Vorstandsmitglied der spanischen BBVA. Die Sicht der Diskutanten bestätigen auch die Springer-Autoren Stefan Schmalz und Matthias Ebenau. Sie schreiben in dem Band "Die großen Schwellenländer" von Andreas Nölke, Christian May und Simone Claar (Hrsg.), dass in den Krisenjahren 2008 und 2009 China und Indien nicht einmal in eine Rezession geraten seien. Und auch Brasilien sei es rasch gelungen, die Krisenphase zu überwinden.

Für die kommenden Jahren prognostizierten die Teilnehmer des Panels in den Emerging Markets zwar ein weiteres Wachstum, allerdings werde es sich etwas abschwächen. So rechnete Richard Holmes, Europa-Chef der Standard Chartered Bank, vor, dass die Schwellenländer 2013 70 Prozent des Weltwirtschaftswachstums ausmachten, im Jahr 2014 auf 61 Prozent und in diesem Jahr voraussichtlich auf 54 Prozent kämen.

Ölpreis wird zum Differenzierungsmerkmal

Weitere Artikel zum Thema

„Die Länder differenzieren sich stärker“, erläuterte Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer der Deutschen Asset & Wealth Management. So würden sich beispielsweise Indien und Indonesien um Reformen bemühen, hingegen seien in Brasilien und Venezuela die  Fortschritte ins Stocken geraten. Zurzeit gebe es auch unterschiedliche Geschwindigkeiten in den ölfördernden und in den ölexportierenden Staaten, betonte Bankchef Holmes. Durch den niedrigen Ölpreis gerieten Länder wie Russland und Nigeria unter Druck. Die exportierenden Länder erhielten hingegen einen Wachstumsschub.

Ein beeindruckendes Beispiel für Entwicklungsunterschiede schilderte Wilhelm Molterer, Vice President der Europäischen Investitionsbank. So hätten vor einigen Jahren Ägypten, Polen, die Ukraine und die Türkei ein jährliches Pro-Kopf-Einkommen in etwa gleicher Höhe erzielt. Inzwischen habe es sich in Polen und in der Türkei mehr als verdoppelt, in Ägypten leicht erhöht und in der Ukraine fast halbiert.

Mittelschicht wird zum Erfolgsfaktor

Wachstumsmotor der Zukunft sei vor allem die wachsende Mittelschicht, so Investmentprofi Wöhrmann. Das wird die bevölkerungsreichen Schwellenländer begünstigen. Springer-Autor Paul Fischer analysiert in seinem Buch "Aufbruch in die neue Triade China – Indien – Russland", dass die Konsumausgaben in China, Indien und Brasilien dreimal so schnell wie in den hoch entwickelten Ländern wachsen würden. Die Stabilität dieser Länder werde weiter zunehmen, je stärker die Mittelschicht wachse, die nicht nur konsumfreudig sei, sondern auch extrem hohe Ersparnisse ansammle.

print
DRUCKEN

Die Hintergründe zu diesem Inhalt