2010 | OriginalPaper | Buchkapitel
Umwelt- und Technikkonflikte: Theorien, Fragestellungen, Forschungsperspektiven
verfasst von : Thomas Saretzki
Erschienen in: Umwelt- und Technikkonflikte
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In der Umwelt- und Technologiepolitik ist immer wieder viel von Konsens die Rede. Diese verbreitete Konsensrhetorik verdankt ihre Konjunkturen allerdings oft dem mehr oder weniger langen Schatten eines vergangenen oder drohenden Konflikts. Im historischen Rückblick zeigt sich rasch, dass die politische Entwicklung in der Umwelt- und Technologiepolitik nicht konfliktfrei verlaufen ist. Vielmehr sind in beiden Politikfeldern seit den 1970er Jahren teilweise heftige Konflikte zu verzeichnen. Diese drohten in einigen Fällen (wie der Kerntechnik) so weit zu eskalieren, dass die Grenzen des etablierten Konfliktregelungssystems demokratischer Rechtsstaaten erreicht schienen und die Suche nach neuen Formen einer demokratischen Konfliktbearbeitung und -regelung einsetzte. Diese Konflikte und Konfliktlösungsstrategien wurden von der politikwissenschaftlichen Umwelt- und Technikforschung zwar aufmerksam registriert und in vielen Einzelstudien auf differenzierte Weise untersucht. Ihre Analyse und Bewertung ist aber bisher noch nicht systematisch zum Gegenstand einer politikwissenschaftlichen Diskussion geworden, in der die Frage nach politikfeldbezogenen Konflikten über die Vielzahl unterschiedlicher Umweltprobleme und Technisierungsprozesse hinweg ins Zentrum der Analyse gestellt wurde. Vielmehr dominieren in den Policy-Analysen zur Umwelt- und Technologiepolitik gegenwärtig eher Beiträge, die sich unmittelbar an einer effizienzorientierten Steuerungs- oder Governanceperspektive ausrichten. Die Frage nach den Konflikten, die Ursache oder Folge dieser Steuerungsbemühungen sind oder sein könnten, bleibt dabei eher im Hintergrund. Policy- Analyse und Konfliktforschung stehen so auch im Bereich der Umwelt- und Technologiepolitik oft noch relativ unvermittelt nebeneinander.