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2015 | Buch

Unternehmen im öffentlichen Raum

Zwischen Markt und Mitverantwortung

herausgegeben von: Michael Hüther, Knut Bergmann, Dominik H. Enste

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Unternehmen müssen heute ökonomische Effizienz mit gesellschaftlicher Legitimität in Einklang bringen. Damit öffnet sich ein neues Feld unternehmerischer Verantwortung. Daraus resultieren Konflikte und Dilemmata. Wie sind Ansprüche aus dem öffentlichen Raum im Lichte des erwerbswirtschaftlichen Prinzips zu bewerten? Welche Aushandlungsprozesse sind erforderlich, um die Positionen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen zusammenzubringen? Welche unternehmensinternen Willensbildungsprozesse und Reputationsmanagementregime sind erforderlich, um mit Ansprüchen aus dem und Konflikten im öffentlichen Raum umgehen zu können?

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Kapitel I Unternehmen und Wirtschaftsordnung: Die ordnungspolitische Perspektive

Frontmatter
Unternehmen im öffentlichen Raum
Themen und ordnungspolitische Position
Zusammenfassung
Mit diesem Zitat schlug Bundespräsident Joachim Gauck in einer vielbeachteten Rede im November 2012 einen breiten Verantwortungsbegriff für Unternehmen vor (Gauck 2012). Danach tragen Unternehmen Verantwortung nicht nur für ihr wirtschaftliches Ergebnis, sondern ebenso für ihre Akzeptanz in der Gesellschaft sowie für die Regeln und – so ließe sich ergänzen – für die Regelfindung im Gemeinwesen. Während die erste Lesart von Verantwortung auf Eigennutz und Gewinnprinzip als moralische Kategorien reflektiert und damit die in der ökonomischen Theorie gebräuchliche Sicht anwendet, gehen die zweite und dritte Deutung weit darüber hinaus.
Michael Hüther, Knut Bergmann, Dominik H. Enste
Privates Wettbewerbsrecht und Gemeinwohlverwirklichung
Zusammenfassung
Privates Wettbewerbsrecht dient der Gemeinwohlverwirklichung. Es kann der Gemeinwohlverwirklichung aber auch im Wege stehen. Funktion und Grenzen des privaten Wettbewerbsrechts mit Blick auf die Gemeinwohlverwirklichung aufzuzeigen, ist das Ziel der folgenden Überlegungen. „Privates Wettbewerbsrecht“ wird hier mit „Wettbewerbs- und Kartellrecht“ gleichgesetzt; im Mittelpunkt stehen das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen und das gemeinschaftliche Wettbewerbsrecht im EG-Vertrag einschließlich der Fusionskontrollverordnung. Es geht nicht um die Funktionsbestimmung des Wettbewerbs mit Blick auf dessen Gemeinwohlverwirklichung.
Christian Kirchner
Unternehmen und ihr Sozialkapital
Zusammenfassung
Es gab Zeiten, in denen Eremiten verehrt wurden, Mönchszellen als Stätten der Produktivität Ruhm genossen, und Introvertiertheit als individuelles Qualitätsmerkmal galt. Wer dagegen heute nicht extrovertiert und in umfängliche Netzwerke eingebunden ist, muss sich nach seiner Lebenstüchtigkeit fragen lassen, wenn nicht gar nach seiner geistigen Gesundheit. Probleme löst man zusammen mit anderen, nicht alleine, so eine Regel unserer Zeit.
Stefan Hradil
Zur ökonomischen Theorie der Unternehmensverantwortung
Zusammenfassung
Der Zusammenhalt von freiheitlichen Gesellschaften lässt sich weder verordnen noch von Seiten des Staates erzwingen. Deshalb bedarf es eines „Gemeinsamkeitsbewusstseins“ (Max Weber 1980, S. 236 [218]) oder eines „gemeinsamen Sinns für ein gemeinsames Interesse“ (David Hume, Treatise of Human Nature, 1739/40, Hüther 2012) für ein friedliches und vertrauensvolles Zusammenleben. Dieser Gemeinsinn ist Teil jener Voraussetzungen, die der freiheitliche Rechts- und Verfassungsstaat nicht garantieren, nicht erzwingen, wohl aber fordern und fördern kann (Böckenförde 1976, S. 60f.). Die Engagementpolitik ist zum Beispiel ein solcher Versuch, über die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements die gesellschaftliche Mitverantwortung zu stärken.
Dominik H. Enste

Kapitel II Handlungsbedingungen in Unternehmen: Die mikroökonomische Perspektive

Frontmatter
Zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen aus mikroökonomischer Perspektive
Zusammenfassung
Der Begriff der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR) hat sich mittlerweile fest etabliert, sowohl in der unternehmerischen Wirklichkeit (vgl. z. B. die Initiative CSR Germany, die gemeinsam von vier Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft getragen wird) als auch in der wirtschaftswissenschaftlichen Fachliteratur. Dabei ist die Bestimmung dieses Begriffs weder einfach noch einheitlich.
Marc Oliver Bettzüge
Unternehmerische Ziele und Ethik
Verantwortungsvolle Unternehmensführung im Wettbewerb
Zusammenfassung
Ethische Unternehmensführung scheint im Trend zu liegen. So erfreut sich das Ideal des ‚Ehrbaren Kaufmanns‘ einer modernen Renaissance und rückt Begriffe wie Verantwortung und Werte in die Managementdiskussion (Lin-Hi 2010). Offenbar nicht als Einzelphänomen. Corporate (Social) Responsibility oder die Idee der Unternehmensverantwortung sind längst im Mainstream der betriebswirtschaftlichen Theorie und Praxis angekommen. Auch Führungskräfte betonen den Wert der Werte. So zeigte eine Befragung deutscher Führungskräfte, dass insbesondere die jüngere und kommende Führungsgeneration Werten eine zunehmend wichtige Rolle im Führungskontext zuweist (Leipprand et al. 2012). Ethik, Werte und Verantwortung werden dabei in einem Atemzug mit gutem Management und Unternehmenserfolg genannt.
Markus Beckmann
Unternehmen, moralische Risiken und Reputationsmanagement
Unternehmensreputation öffentlichkeitssoziologisch modelliert
Zusammenfassung
Die Finanzmarktkrise von 2007 und die Weltwirtschaftskrise danach haben den Terminus der Reputation zu einem zentralen Begriff der öffentlichen Debatte erhoben. Seit dem Reputationskollaps einer Vielzahl global tätiger Großbanken, einzelner Versicherungsunternehmen, Ratingagenturen, Aufsichtsbehörden und ganzer Volkswirtschaften ist ein regelrechter Boom um den Begriff festzustellen – medial, im wissenschaftlichen Fachdiskurs, aber insbesondere auch in der Beratungspraxis.
Mark Eisenegger, Mario Schranz

Kapitel III Unternehmen im globalen Strukturwandel: Die makroökonomische Perspektive

Frontmatter
Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im volkswirtschaftlichen Strukturwandel
Das Beispiel Deutschland
Zusammenfassung
Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in der Marktwirtschaft wird von verschiedenen Faktoren bestimmt. Die konkrete Ausgestaltung der Wirtschafts- und Sozialordnung setzt dafür den formalen Rahmen. So erfordert die Sozialpartnerschaft in Deutschland als zentrales Element dieser Ordnung eine Verantwortungsübernahme durch Unternehmen in bestimmten Strukturen. Die grundgesetzlich verankerte Tarifautonomie verlangt eine kooperative Gestaltung der Arbeitsbeziehungen.
Michael Hüther
Die soziale Umwelt des Unternehmens
Von Konsumenten, Motiven und Kultur
Zusammenfassung
Die These, dass wir uns inmitten einer Zeit des radikalen Wandels beinahe aller Lebensbereiche befinden, ist weit verbreitet. Sie bildet die Grundlage zahlloser medialer und politischer Debatten, deren Einschätzungen bezüglich der Richtung und Bewertung dieses Wandels jedoch stark variieren. Während die einen der Überzeugung sind, dass die moderne Gesellschaft westlichen Zuschnitts, und mit ihr das System der Marktwirtschaft, auf einem bisweilen mühsamen, aber richtigen Weg sind, sehen andere nichts weniger als den Kollaps des Kapitalismus heraufziehen.
Nico Stehr, Marian Adolf
Unternehmensfinanzierung im Licht des finanzwirtschaftlichen Strukturwandels
Zusammenfassung
Die offensichtliche Krise im Euroraum befindet sich nun in ihrem fünften Jahr. Wenn man die weltweite Finanzkrise betrachtet, gehen wir sogar bereits ins achte Jahr. Diese über einen solch langen Zeitraum anhaltende und in Form und Intensität variierende Finanzkrise hat nicht nur zu massiven Erschütterungen innerhalb des Systems geführt, sondern auch grundlegende Kritik an unserem marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystem hervorgerufen. Dabei geht es vor allem um den häufig vorgebrachten Vorwurf, dass die Gewinne von Unternehmen und Banken privatisiert, die Verluste – bei Banken insbesondere im Fall vermeintlicher systemischer Relevanz – jedoch sozialisiert würden.
Jörg Rocholl

Kapitel IV Unternehmen und Dritter Sektor: Zwischen Partnerschaft und Ignoranz

Frontmatter
Miteinander oder Gegeneinander?
Zur Verhältnisbestimmung von Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen
Zusammenfassung
Was Unternehmen sind und tun, ist relativ klar. Unternehmen sind korporative Akteure, die sich wirtschaftlich betätigen. In der Marktwirtschaft sind Unternehmen typischerweise so konstitu(tionalis)iert, dass sie eine langfristige Vermögenswertsteigerung – vulgo: Gewinnmaximierung – betreiben. Unternehmen organisieren Wertschöpfung, indem sie mit diversen Interaktionspartnern kooperieren, um Güter und Dienstleistungen herzustellen. Zugrunde liegt die Erwartung, bei ihren Kunden eine Zahlungsbereitschaft zu wecken, die die Kosten der Herstellung übersteigt. In diesem Sinne betreiben Unternehmen nicht nur Produktion, sondern auch Innovation.
Ingo Pies, Stefan Hielscher
Unternehmen dürfen nicht altruistisch handeln
Dilemmata für Unternehmen als zivilgesellschaftliche Akteure
Zusammenfassung
In der Öffentlichkeit wird zivilgesellschaftliches Engagement von Individuen zumeist vorbehaltlos gutgeheißen. Dass Engagement Schattenseiten und unerwünschte Effekte haben – Stichwort „bad civil society“ (Roth 2004, S. 45ff.) – oder schlicht kontraproduktiv sein kann, wird meist nur in Expertenkreisen berücksichtigt. Etwas weiter um sich gegriffen hat die Diskussion um den Sozialbias von unterschiedlichen bürgerschaftlichen Engagementformen und der Frage nach ihrer demokratischen Einordnung (Böhnke 2011, Schäfer 2010, Schäfer/Schoen 2013, Schneekloth 2008). Die hingegen rege Auseinandersetzung von kritischer Warte mit Unternehmen als Akteuren zivilgesellschaftlichen Handelns beschränkt sich in aller Regel auf die Frage, ob sie damit unlautere Zwecke – beispielsweise im Sinne von White- oder Greenwashing – verfolgen (siehe auch Backhaus-Maul u. a.
Knut Bergmann, Michael Alberg-Seberich
Freiheit und Vertrauen
Unternehmensverantwortung in einer offenen Gesellschaft
Zusammenfassung
Marktwirtschaft und die Existenz privater Unternehmen sind nicht selbstverständlich. Sie sind zentrale Elemente einer freiheitlichen, offenen Gesellschaft. Doch diese Freiheitlichkeit bringt auch die Frage der Verantwortlichkeit mit sich. Dieser altbekannte Nexus von Freiheit und Verantwortung manifestiert sich seit gut 25 Jahren auch in der intensiven Diskussion darüber, worin die Verantwortung der Unternehmen besteht, deren Freiheitsräume durch Globalisierung und Digitalisierung enorme Ausweitung erfuhren.
Andreas Suchanek
Mit oder ohne lokale „res publica“
Mehrsektorale Kooperationen in der Region
Zusammenfassung
Kooperationen zwischen Unternehmen und Gemeinnützigen sind bekanntlich keine Innovationen, sondern Bestandteil verantwortungsbewussten Unternehmertums und geschäftstüchtigen gemeinnützigen Handelns von Anbeginn an. Aber sie beinhalten etwas, was Shoshana Zuboff als Bestandteil zukünftig notwendiger gesellschaftlicher Veränderungen ausmacht, nämlich „Dezentralität“ (Zuboff /Shoshana 2013). Übersetzt in den hiesigen Kontext heißt dies: „Regionalität“. Weil in diesem lokalen Handlungsraum die Zukunftsherausforderungen praktisch bewältigt werden müssen, bedarf dieses Thema einer Aktualisierung.
Gerd Placke

Kapitel V Perspektiven für die Pluralität von Gemeinwohlakteuren

Frontmatter
Diskursive Koordination
Die neue Rolle des Staates für das Miteinander von Unternehmen und drittem Sektor
Zusammenfassung
Nicht nur aus Sicht der Politikakteure wird das Regieren immer schwieriger; auf die eingespielten korporativen Netzwerke ist weniger Verlass, da sie nur noch ein schrumpfendes Segment des politischen Interessenspektrums abdecken. Legitimationskrisen treffen nicht nur die Volksparteien, sondern haben auch die großen gesellschaftlichen Organisationen erreicht – von den Kirchen bis hin zum ADAC. Staatliches Handeln wird auch deshalb riskanter, weil sich die Schere zwischen größer gewordenen Anforderungen und kleiner werdenden Handlungsmöglichkeiten zunehmend öffnet.
Rolf G. Heinze
Backmatter
Metadaten
Titel
Unternehmen im öffentlichen Raum
herausgegeben von
Michael Hüther
Knut Bergmann
Dominik H. Enste
Copyright-Jahr
2015
Electronic ISBN
978-3-658-02646-2
Print ISBN
978-3-658-02645-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02646-2

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