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2015 | Buch

Zyklos 2

Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie

herausgegeben von: Martin Endreß, Klaus Lichtblau, Stephan Moebius

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Die Soziologie ist eine Wissenschaft, die es mit einem sich historisch wandelnden Gegenstand zu tun hat, eine Wissenschaft also, die sich stets von Neuem selbst reflektieren muss. Dieses Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie trägt diesem Umstand Rechnung und widmet sich der engen Verbindung von soziologischer Theorie- und Disziplingeschichte sowie allgemein der Reflexionsgeschichte der Gesellschaft und ihren verschiedenen Selbstbeschreibungen. Neben Aufsätzen zur Theorie und Geschichte der Soziologie enthalten die einzelnen Bände dieses Jahrbuches zudem Nachrichten aus der soziologiegeschichtlichen Forschung, Inedita aus den verschiedenen einschlägigen Archiven sowie Besprechungen von Editionsprojekten und Buchpublikationen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Aufsätze

Frontmatter
Kleine Ursachen, große Wirkungen
Zum Einfluss Julius Robert Mayers auf Max Webers neukantianische Kausalitätstheorie
Zusammenfassung
Wie andere zeitgenössische Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen verspürte Max Weber ein »kausales Bedürfnis« (Weber 1982, S. 48, 65, 167, 281). Um zu klären, wie man in den Sozialwissenschaften Wirkungen auf Ursachen zurückführen kann, unterschied er grundsätzlich zwischen naturwissenschaftlicher und historischer Erkenntnis. Naturwissenschaftliche Erkenntnis erforscht die Wirklichkeit mit Blick auf das Allgemeine. Sie reduziert die anschauliche Besonderheit der Phänomene auf »exakt meßbare Quantitäten« im Sinne von »absolut qualitätslos« gedachten »Trägern rein quantitativ differenzierter Bewegungsvorgänge, deren Gesetze sich in Kausalgleichungen ausdrücken lassen« (Weber 1982, S. 4 – 5). Historische Erkenntnis erforscht die Wirklichkeit mit Blick auf das Besondere.
Gerhard Wagner
Max Weber auf Englisch
Zu Text und Werk bei Übertragungen ins Englische
Zusammenfassung
Edith Hankes Zusammenstellung der weltweiten Weber-Übersetzungen, welche die Verbreitung dieses Denkens eindrucksvoll bezeugt, macht unwillkürlich bewusst, wie wichtig das Thema »Max Weber auf Englisch« ist (Hanke 2013). Einige Sprachen – so das Portugiesische und auch das Türkische – können die komplexe Syntax der Weber’schen Originaltexte offenbar nicht abbilden und müssen sich bei Übersetzungen deren Übertragungen ins Englische bedienen, die mit kürzeren Sätzen arbeiten und scheinbar präzis(er) klingende Aussagen enthalten.
Uta Gerhardt
Bundesrepublikanische Soziologie 1949 bis heute
Versuch einer neuen Skizze ihrer Geschichte
Zusammenfassung
Es gibt eine entwickelte Geschichtsschreibung der deutschen Soziologie von 1945/1949 bis in die Gegenwart, begonnen in den 70er Jahren in der Auseinandersetzung zwischen Lepsius und Schelsky (Lepsius 1979; Schelsky 1981) und fortgesetzt in den immer erneuten Versuchen der 68er-Soziologen, in kritischer Haltung diese Fachgeschichte zu schreiben (z. B. Rehberg 1992; 2010, Klingemann 1996; Gerhardt 2005). War es seit den 80er Jahren immer schon ein Thema, inwiefern es bereits eine deutsche Soziologie im Nationalsozialismus gegeben habe, um deren habituelles und personelles Fortwirken in der Formation der BRD-Soziologie als Belastung konsequent aufklären zu können (Klingemann 1981; Rammstedt 1986), so ist die Aufmerksamkeit neuerdings okkupiert durch die Fragestellung, ob sich die deutsche Soziologie als Fach nach 1945 eigentlich unangemessen konstituiert hat, weil sie sich zunächst und auch später nicht auf eine Soziologie des Nationalsozialismus konzentriert habe (Christ/Suderland (Hg.) 2014; Becker 2014).
Joachim Fischer
Die multiple Epistemologie der Sozialwissenschaften
Anmerkungen zu einer Sitzung über das »Verhältnis von Soziologie und empirischer Sozialforschung« am 1. März 1957
Zusammenfassung
Am 1. März 1957 trafen sich herausragende westdeutsche Sozialwissenschaftler im Frankfurter Institut für Sozialforschung (IfS) – Theodor W. Adorno, Ralf Dahrendorf, Ludwig von Friedeburg, Rudolf Gunzert, Jürgen Habermas, Hans-Joachim Lieber, Elisabeth Noelle-Neumann, Heinrich Popitz und Otto Stammer – und sprachen sich über das »Verhältnis von Soziologie und empirischer Sozialforschung« aus. Adorno hatte die Meinungsforscherin und ihre männlichen Kollegen zu diesem Treffen eingeladen. Helmuth Plessner, Wilhelm Emil Mühlmann und Arnold Bergstraesser, die Adorno ebenfalls angefragt hatte, konnten wegen terminlichen Überschneidungen an der »internen Aussprache« nicht teilnehmen.
Fabian Link
»Über die naive Phase empirischer Sozialforschung hinaus …«
Überlegungen zu Helmut Schelskys Antrittsvorlesung an der Dortmunder Sozialforschungsstelle am 23. Mai 1960
Zusammenfassung
Helmut Schelsky (1912 – 1984) hatte zum Ende seiner Hamburger Wirkungsphase eine theoretische »Ortsbestimmung der deutschen Soziologie» (Schelsky 1959) vorgelegt, die im disziplinären Feld der Soziologie für Aufsehen und Diskussionen sorgte. Die Nachkriegssoziologie stellte sich als ein kompliziertes Machtfeld dar, in dem die nicht nur ganz »normalen« Eifersüchteleien, Rivalitäten und Konkurrenzen der das Feld bestimmenden Ordinarien und ihrer Mitarbeiter (Frauen waren die Ausnahme) das Bild prägten. Die Konkurrenten der »Dreieckskonstellation« (Schäfer 1996) hatten sich in der Debatte um den theoretischen Standort der Soziologie eingeschaltet und ihre Positionen abgesteckt (Adorno 1957/1959, König 1958a und 1958b).
Gerhard Schäfer

Nachrichten aus der soziologiegeschichtlichen Forschung

Frontmatter
Dokumentationsprojekt Audiovisueller Quellenfundus zur Soziologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1945
finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung (und das Land Steiermark)
Zusammenfassung
Das Interviewprojekt zur deutschen und deutschsprachigen Soziologie seit 1945 ist von Karl-Siegbert Rehberg, Joachim Fischer und Stephan Moebius konzipiert worden und wird gemeinschaftlich durchgeführt; es wird ermöglicht durch das von Karl-Siegbert Rehberg beantragte und von der Fritz Thyssen Stiftung seit 2010 finanzierte »Dokumentationsprojekt zum Aufbau eines audiovisuellen Quellenfundus für die Erforschung der Fachgeschichte«; Stephan Moebius hat, unterstützt durch das Land Steiermark, zusätzliche Mittel für die Befragung österreichischer Soziologinnen und Soziologen »im« Rahmen des Projektes und die Auswertung dieser Interviews in Graz einwerben können.
Karl-Siegbert von Rehberg, Joachim Fischer, Stephan Moebius
Der Jerusalemer Nachlass von Franz Oppenheimer (1864 – 1943)
Zusammenfassung
Der Nachlass des Soziologen und Nationalökonomen Franz Oppenheimer befindet sich größtenteils (und mit immerhin 2,7 Aktenmetern) in den Central Zionist Archives (CZA) in Jerusalem, Israel. Das Zionistische Zentralarchiv ist interessanterweise bereits 1919 in Deutschland gegründet worden. Wie der Historiker Robert Jütte in seinem Buch zur Emigration jüdischer Geschichtswissenschaftler gezeigt hat, war der Vorläufer des Zentralarchivs das sogenannte Gesamtarchiv der deutschen Juden, das bereits 1905 auf Anregung der Bne-Briss-Loge in Berlin entstanden war und unter der Leitung des Althistorikers Ernst Täubler zu einer bedeutsamen Institution anwuchs.
Claudia Willms
In Erinnerung an Hans Oppenheimer (18. Juni 1901 – 20. März 1945)
Zusammenfassung
Bei dem Nachnamen Oppenheimer fällt den meisten Soziologinnen und Soziologen heute vermutlich Franz Oppenheimer (1864 – 1943) ein. Zweifelsohne mit Recht; er gehörte zu den Mitgründern der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und wurde 1919 auf einen der ersten deutschen Lehrstühle für Soziologie (und theoretische Nationalökonomie) an die Universität in Frankfurt am Main berufen (Caspari/Lichtblau 2014). Entsprechend ist es nicht verwunderlich, vielmehr verständlich, dass wahrscheinlich kaum jemandem der fast gänzlich in Vergessenheit geratene Hans Oppenheimer (1901 – 1945) in den Sinn kommt.
Nicole Holzhauser
Tagungsbericht
Geschichte der Sozialwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert Organisationen – Idiome – Praktiken
Zusammenfassung
Laut dem Historiker Lutz Raphael (1996) rückt seit Mitte der 1990er Jahre die »Verwissenschaftlichung des Sozialen« in den Fokus der Geschichtsund Sozialwissenschaften. Und damit verbunden unweigerlich die Frage nach Begriffen und Parametern, nach ihrer Genese und Anwendbarkeit. »Organisationen, Idiome und Praxisformen« standen dabei als Begriffe und Deutungskategorien auf dem am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI) am 26. und 27. März ausgerichteten Workshop (Geschichte der Sozialwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert) im Mittelpunkt. Eingeladen hatten das am KWI beheimatete DFG-Projekt ›Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) als Organisationsgeschichte‹ sowie die ›Arbeitsgruppe Wissenschaftsgeschichte‹ des Historischen Seminars der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Marcel Siepmann

Editionsprojekte

Frontmatter
Die Entzauberung des Charismas
Zur Edition von Wirtschaft und Gesellschaft in der Max-Weber-Gesamtausgabe
Zusammenfassung
Max Weber, Gesamtausgabe (= MWG). Abteilung I: Schriften und Reden. Band 22: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß. Teilband 1: Gemeinschaften, hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Michael Meyer. Tübingen: Mohr Siebeck 2001, XXVI und 401 S.; Teilband 2: Religiöse Gemeinschaften, hrsg. von Hans G. Kippenberg in Zusammenarbeit mit Petra Schilm unter Mitwirkung von Jutta Niemer, Tübingen: Mohr Siebeck 2001, XXV und 584 S.; Teilband 3: Recht, hrsg. von Werner Gephart und Siegfried Hermes, Tübingen: Mohr Siebeck 2010, XXIX und 813 S.; Teilband 4: Herrschaft, hrsg. von Edith Hanke in Zusammenarbeit mit Thomas Kroll, Tübingen: Mohr Siebeck 2005, XXX und 944 S.; Teilband 5: Die Stadt, hrsg. von Wolfgang Nippel, Tübingen: Mohr Siebeck 1999, XXVI und 390 S.; Band 23: Wirtschaft und Gesellschaft.
Klaus Lichtblau
Die Edition ›Soziologische Texte‹
Ein Beitrag zu einer Geschichte der Soziologie unter verlegerischen Gesichtspunkten
Zusammenfassung
Dass sozialwissenschaftliche Erkenntnisproduktion nicht nur ein ›Tatsachenwissen‹ über soziale Zusammenhänge generiert, sondern sich selbst stets unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen ereignet, ist eine keineswegs neue soziologische Erkenntnis. Vielmehr bildet sie den Grundstein für eine in immer wieder neuen Anläufen unternommene kritische Selbstauseinandersetzung des Faches – mit anderen Worten: für eine ›Soziologie der Soziologie‹, die sich darum bemüht, die soziale Gebundenheit soziologischen Wissens und seinen Stellenwert in gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sichtbar zu machen (vgl. etwa Beck 1980; Bourdieu 1993; Gouldner 1974; Mills 1963; Nassehi 2009).
Oliver Römer
Die Veröffentlichung hunderter Texte hunderter Urheber
Probleme und Lösungsversuche bei der Rechteeinholung
Zusammenfassung
Im allgemeinen treten bei der Erstpublikation nichteigener Texte für deren Herausgeber keine nennenswerten juristisch-technischen Schwierigkeiten auf. Sofern das zu veröffentlichende Material nicht gemeinfrei ist – etwa nach Ablauf der Regelschutzfrist nach dem Tod des Verfassers –, ist die entsprechende Genehmigung (juristisch: das Verwertungsrecht) beim Rechteinhaber, also dem Autor oder dessen Rechteerben, einzuholen. Da die Identität des Autors praktisch stets bekannt ist, bieten sich bei diesem Verfahren keinerlei technische Schwierigkeiten, sondern ärgstenfalls versagt der Rechteinhaber den Abdruck des Textes. Juristische Probleme könnten nur dann noch auftreten, wenn sich der Herausgeber trotz verweigerter Genehmigung zur Publikation entschlösse.
Dirk Braunstein, Marcel Woznica

Unveröffentlichtes aus den Archiven

Frontmatter
Hans Paul Bahrdt:Anthropologische und soziologische Vorüberlegungen für den neuen Städtebau – wie natürlich ist der Mensch?/ Das Phänomen der Masse als Denaturierung der Öffentlichkeit
Zusammenfassung
Die nachfolgend abgedruckten Texte entstammen dem wissenschaftlichen Nachlass von Hans Paul Bahrdt (1918 – 1994), der seit dem Jahr 2008 zum Bestand des Sozialwissenschaftlichen Archivs Konstanz zählt. Beide werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Es handelt sich um Vorträge des in Dresden geborenen Soziologen, der zwischen 1959 und 1962 an der TU Hannover sowie anschließend, bis zu seiner Emeritierung 1982, auf dem Helmuth Plessner-Lehrstuhl in Göttingen lehrte. Bekannt ist Hans Paul Bahrdt bis heute vornehmlich für seine Forschungen im Bereich der Industrie- und Techniksoziologie sowie zur Stadt- und Regionalsoziologie.
Jochen Dreher, Andreas Göttlich
Protokoll der Sitzung vom 1. März 1957 »Zum Verhältnis von Soziologie und empirischer Sozialforschung«
Zusammenfassung
Stammer: schlägt vor, zunächst über den Teil der Thesen zu sprechen, der sich gleichsam mit dem beschäftigt, was ist, dann »über das, was sein soll«.
Adorno: Die Trennung zwischen »ist« und »soll« ist gerade eines der Momente [,] die hier implizit zur Kritik stehen.
Dahrendorf: Es ist unvermeidlich, daß hier Kontroversen auftauchen, die zurückführen auf das, was Soziologie eigentlich kann. In den »Thesen« wird Soziologie aufgefaßt als Kritik, Kritik an der Gesellschaft und gesellschaftlichen Dingen.
Fabian Link
Helmut Schelsky: Über die Aufgabe empirischer Sozialforschung heute
Zusammenfassung
Welche Aufgabe hat heute die empirisch sozialwissenschaftliche Forschung? Das ist schließlich die Grundfrage, die man sich stellen muß, wenn man die wissenschaftliche Leitung eines der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute übernehmen soll.
Gerhard Schäfer
Heinz Maus: Zur sozialkritischen Funktion bildender Kunst (VHS Marburg 1971)
Zusammenfassung
Betrachtet man die unübersichtliche Fülle an Publikationen, die der Marburger Soziologe Heinz Maus hinterlassen hat, so fallen in der späten Phase seines Schaffens vor allem zwei kleinere Arbeiten zur Kunstsoziologie auf: Nämlich zum einen ein kurzer Beitrag, der in dem nur wenig bekannten Tagungsband Zwischen Wissenschaft und Weltanschauung erschienen ist und über Ergebnisse einer Ad Hoc-Umfrage unter Lehramtsstudierenden an der Universität Gießen berichtet (vgl. Maus 1970), zum anderen der etwas bekanntere, weil in der Abendroth-Festschrift Gesellschaft, Recht, und Politik gedruckte Vortrag Zur sozialkritischen Funktion bildender Kunst (vgl. Maus 1968, 1981).
Oliver Römer

Rezensionen

Frontmatter
Ursprünge soziologischer Theorien
Zusammenfassung
Die Relevanz theorieorientierter soziologiegeschichtlicher Forschung als einer sich weder auf philologische Fragen noch auf das Nachzeichnen zeitbezogener institutioneller Rahmenbedingungen beschränkenden Erforschung der Geschichte soziologischer Traditionen sowie der Genese und Entwicklungsdynamiken soziologischer Theorien ist sowohl für die Identifizierung theoretisch-konzeptioneller Innovationen als auch für substantielle theorievergleichende Forschungen unbestritten.
Martin Endreß
Etablierte Fremde
Zusammenfassung
Als disziplingeschichtliche Rekonstruktionen haben die Studien von Christian Fleck in den letzten Jahren eine Einzelstellung unter den deutschsprachigen sozialwissenschaftlichen Publikationen erreicht. Biografisch angelegt – ohne hagiographisch zu wirken –, historisch konzipiert – ohne Kanonisierungen heraufzubeschwören –, soziologisch zugeschnitten – ohne fachspezifische Sprachreflexe zu bemühen –, bestechen die Arbeiten Flecks durch einen wohl temperierten methodischen Eklektizismus wie auch durch ein gutes Gefühl für die richtige Balance zwischen Anekdotischem und existentiellen Schicksalsschlägen, Wissenschaftlichkeit und Mundaneität.
Stefan Nicolae
Sozialreform und Soziologie
Zusammenfassung
Die meisten soziologiegeschichtlichen Arbeiten stammen von Soziologen, einige wenige von Historikern. Das zu besprechende Buch bereichert die Literatur mit dem Blick einer Religionswissenschaftlerin, die von einer im Hinblick auf ihre Identität eher fragilen Disziplin und mit einem geschärften Sinn für die Kontingenz fachlicher Identitäten die Entstehung der Soziologie beobachtet. Zugleich bringt sie eine hohe Sensibilität für dogmatische Grundlagen von Weltsichten mit, deren Evidenz sich weniger einer kritisch überprüften Empirie als vielmehr kanonisierter Autoritäten und Texten verdankt.
Uwe Dörk
Vertrauen in historischer Perspektive
Zusammenfassung
»Die Finanzkrise ist auch eine Vertrauenskrise«: darauf verwies Jens Beckert bereits 2010 mit Blick auf die spätestens seit 2008 auch in Deutschland relevante Finanzkrise. So wurde die Verwirklichung eines klassischen Lehrstücks selbsterfüllender Prophezeiung in Gestalt eines sogenannten »Bank Run« im Herbst 2008 nur durch eine Erklärung der Bundeskanzlerin Angela Merkel verhindert, die versprach, dass der Staat für Spareinlagen bürgen würde (Beckert 2010, 14) – ein Versprechen, das als solches nur funktionieren konnte, da dem Staat selbst vertraut wurde.
Andreas Zerver
Backmatter
Metadaten
Titel
Zyklos 2
herausgegeben von
Martin Endreß
Klaus Lichtblau
Stephan Moebius
Copyright-Jahr
2015
Electronic ISBN
978-3-658-09619-9
Print ISBN
978-3-658-09618-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-09619-9