Kühl, S. & Moldaschl, M. (2010). Organisation und Intervention. Ansätze für eine sozialwissenschaftliche Fundierung von Organisationsberatung

Auszug

In den letzten Jahren ist die Kritik an den etablierten Beratungsansätzen immer lauter geworden. Expertenberatung à la McKinsey & Co.? Von idealisierten Machbarkeitsvorstellungen geprägt und einer sich den Beraterplänen widersetzenden Organisationsdynamik ausgebremst. Organisationsentwicklung? Organisationstheoretisch unterbelichtet und mit ihrer Annahme eines Gleichklangs der Interessen anfällig für eine Verstrickung in Machtspielen. Systemische Organisationsberatung? Nichts anderes als verkappte Organisationsentwicklung mit theoretischem Wasserkopf, der nichts mit den praktischen Interventionen zu tun hat. Diese Einsicht in die Unzulänglichkeiten der einzelnen Beratungsparadigmen hat verschiedene Versuche angestoßen, Experten- und Prozessberatung zu kombinieren. Doch auch diese Versuche sind, wie Ulrike Froschauers und Manfred Luegers in „Organisation und Intervention“ dargestellte Begleitstudie zeigt, sehr voraussetzungsreich und mit diversen, notwendig entstehenden Dilemmata verbunden. So setzt die Expertenberatung auf eine möglichst schnelle Problembehebung, während Prozessberatung Entschleunigung und den vorläufigen Aufschub von Problemlösungsversuchen voraussetzt. Dies ist nur ein Beispiel – die Kompetenzverteilung und Kommunikation im Beraterteam sowie inkompatible Erwartungen der Auftraggeber an Prozess- und Strategieberater sind weitere. Steckt die Organisationsberatung also in einer Sackgasse ohne Ausweg? Die zwölf Beträge in dem von Stefan Kühl (Professor für Organisationssoziologie an der Universität Bielefeld und Berater bei metaplan) und Manfred Moldaschl (Professor für Innovationsforschung an der TU Chemnitz) herausgegeben Band, eint die Überzeugung, „dass aus der wachsenden Unzufriedenheit mit sowie Kritik an den dominierenden Beratungsansätzen etwas ‚Drittes‘ sich herausbilden könnte, das den Anschluss an aktuelle Entwicklungen der Organisationstheorie gewährleistet und auch der Beratungspraxis neue Möglichkeiten der Selbstbeschreibung geben könnte“ (S. 8). Das Ziel besteht darin, „erste Konturen eines Beratungsansatzes herauszuarbeiten, der die Ansätze einer modernen Professionstheorie ernst nimmt“ (Klappentext). …