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11.09.2013 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Investieren auf der einen, sparen auf der anderen Seite

verfasst von: Stefanie Hüthig

3 Min. Lesedauer

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Die Genossenschaftsbanken investieren zweistellige Millionenbeträge in den Beratungsprozess und in ihre Internet-Strategie. Gleichzeitig deutete Verbandschef Uwe Fröhlich bei einer Tagung an, dass im Filialnetz gespart werden muss. Zwei Herkulesaufgaben, vor der viele andere Retailinstitute auch stehen.

Obwohl die Lage 2012 „hervorragend“ war und Uwe Fröhlich vor 2013 „nicht bange“ ist, muss er als Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die Zukunft seiner dezentral organisierten Mitglieder im Blick haben. Und die sieht nicht überall rosig aus, wie er beim Handelsblatt-Kongress „Banken im Umbruch“ darlegte.

Mitarbeiter von Filiale in lukrativere Bereiche bringen

Die Margen im Bankgeschäft nähren sich zunehmend den Margen im klassischen Handel an. „Selbst wenn die Margen enger werden, so lange sie positiv sind, tragen sie zum Deckungsbeitrag bei“, gab sich Fröhlich zwar noch zuversichtlich. Dennoch wurde klar, dass die Institute diesen veränderten Bedingungen Rechnungen tragen müssen. Außerdem ächzen die Banken unter hohen Kosten. Vor allem der Unterhalt des Filialnetzes ist teuer. Deshalb erklärte der BVR-Chef, dass die Institute im Zweifelsfall auch prüfen müssen, wie sie ihre Filialmitarbeiter „sozialverträglich“ fit für lukrativere Bereiche machen können.

Gleichwohl investiert die genossenschaftliche Finanzgruppe einen zweistelligen Millionenbetrag in einen gemeinsamen gruppenweiten Standard zur Beratungsqualität. Dabei sollen die Beratungsanwendungen laut Fröhlich so umgestaltet werden, dass die vollständige Abdeckung der beratungsrelevanten regulatorischen Anforderungen in einem IT-geführten Prozess gewährleistet ist.

Damit liegen die Genossenschaftsbanken auf einer Wellenlänge mit Experten wie Dr. Oliver Mihm und Bettina von der Unternehmensberatung Investors Marketing in Frankfurt am Main. Sie sind der Meinung: Filiale ja – aber nicht mehr so wie bisher. In ihrem Bankmagazin-Artikel zur Filiale im Jahr 2040 schreiben sie: „Es wäre zu einfach, pauschal auf das Verschwinden der Filiale zu setzen. Kleine Verbesserungen werden aber sicher nicht ausreichen, die Rolle der Filiale zu erhalten. Wenn die Filiale eine Chance haben soll, dann muss sie konsequent neu erfunden werden.“ Und Professor Rolf Tilmes hatte 2011 im Interview mit Springer vorausgesagt: „Das Retail-Geschäft wird, im Gegensatz zum Private Banking, eine komplette Standardisierung und damit eine Art von Enthaftung erfahren.“ Auch dieses Phänomen lässt sich an der aktuellen Strategie des genossenschaftlichen Bankensektors beobachten.

Ein ebenfalls zweistelliger Millionenbetrag fließt in die Entwicklung einer zukunftsfähigen Webstrategie, zum Beispiel in die Suchmaschinenoptimierung und in einen bundesweit einheitlichen Werbeauftritt. Außerdem die Angebote der Teambank besser in die E-Strategie der VR-Institute integriert werden. Mit diesen Maßnahmen will Fröhlich mit dem Angebot der Direktbanken gleichziehen oder diese sogar übertrumpfen.

Genossenschaftsbanken arbeiten an ihrer Arbeitgebermarke

Als ob das nicht schon genug wäre, will Fröhlich die Wahrnehmung der Karrieremöglichkeiten bei den Genossenschaftsbanken weiterentwickeln. Aktuell erarbeite man eine Arbeitgebermarke, mit der die Gruppe an den Universitäten antreten kann, verriet der BVR-Präsident. Gleichzeitig will die genossenschaftliche Finanzgruppe  auch für Menschen mit klassischer Bankausbildung attraktiv bleiben.

„Die Branche steht unter Konsolidierungsdruck und gleichzeitig werden Spezialisten gesucht. Da ist es schwierig, als Arbeitgeber auf dem Bewerbermarkt nicht als schizophren wahrgenommen zu werden“, beschreibt Christian Lebrenz, Professor für strategisches und Personalmanagement an der Hochschule Augsburg, gegenüber Springer-Autor Rainer Spies die Herausforderung, vor der Banken aktuell stehen. Angesichts des massiven Vertrauensverlustes werde es für die Branche „zunehmend schwerer“, Personal zu beschaffen. Auf den Aufbau und die Weiterentwicklung der Arbeitgebermarke nach außen und nach innen zu verzichten, wäre daher ein strategischer Fehler, meint der Professor.

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