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2014 | Book

Auftrag Politikvermittlung

PR- und Werbeagenturen in der Regierungskommunikation der Berliner Republik

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About this book

Wer berät die Regierung in kommunikativen Fragen und mit welcher Wirkung? Nicola Seitz geht Veränderungen in der staatlichen Kommunikation nach und untersucht im Zeitraum von 1998 bis 2009 den Einfluss von Werbe- und PR-Agenturen auf den politischen Regierungsapparat und den kommunikativen Vermittlungsprozess. Anhand einer dokumentenbasierten Netzwerkanalyse identifiziert sie zentrale Akteure der Branche, die in Interviews umfassende Einblicke in ihre kommunikative Arbeit für Bundesministerien und ihre Beziehung zum Journalismus geben. Im Ergebnis zeigt sich, dass Kommunikationsdienstleister wenig Einfluss auf die Politik oder die (überregionale) politische Berichterstattung haben und nur in Ausnahmefällen in die Tagespolitik involviert sind. Stattdessen ersinnen sie Visualisierungen, Bildmotive und verantworten die breite (regionale) Kommunikation von mittel- bis langfristigen politischen Themen.​

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Public-Affairs-Agenturen, PR-Agenturen, Werbe-Agenturen, Agenturen für integrierte Kommunikation und Full-Service-Agenturen – diese und weitere „assoziierte Politikvermittlungsexperten“ (Tenscher 2003a: 113) oder „Professionelle Kommunikationsdienstleister“ (Vowe & Opitz 2006) treten mit ihren Routinen und Aufgaben für politische Institutionen meist nur durch kurzfristige Skandale in das mediale und öffentliche Bewusstsein (vgl. Falk & Römmele 2009: 114). Obwohl viele ihrer Leistungen für den Bürger auf Plakaten, Anzeigen und in Werbespots öffentlich und offensichtlich sind, agieren sie im Hintergrund – angeblich in einer Art ‚Schattenwirtschaft‘ (vgl. etwa Leif & Speth 2003a, 2006; netzwerk recherche 2008).
Nicola Seitz
2. Theoretisch-analytischer Bezugsrahmen
Zusammenfassung
Die Herausbildung von Kommunikationsdienstleistern als eigenständigen Akteur in der Vermittlungsbeziehung von politischen und journalistischen Akteuren wird in der bisherigen Forschung vor allem auf die Prozesse der Mediatisierung zurückgeführt (vgl. Pkt. 1.1; Marschall 2007; Vowe 2006a). Daher werden zunächst der status quo der Mediatisierungsforschung erläutert, bevor ein eigenes, der Forschungsfrage angemessenes Forschungsprogramm abgeleitet wird (vgl. Pkt. 2.2).
Nicola Seitz
3. Methodisches Vorgehen
Zusammenfassung
Das in dem vorherigen Kapitel etablierte und mit den theoretischen Annahmen verknüpfte Netzwerkparadigma ist als orientierende Klammer zu verstehen, an der sich methodische Vorgehensweisen an gemeinsamen Mustern von Beziehungsstrukturen orientieren (vgl. Pkt. 2.3). Eine dominierende Sichtweise auf Netzwerkstrukturen hat sich bislang jedoch ebenso wenig durchgesetzt wie eine einheitliche methodische Vorgehensweise (vgl. Stegbauer 2008: 11 f.). Die kontinuierliche Anbindung an andere Theorien hat zur Folge, dass sich kaum Standardverfahren für die Operationalisierung und empirische Forschung entwickelt haben. Stattdessen gilt die Netzwerkforschung als variables Instrument und „Werkzeugkasten“, der in atheoretischer oder metaphorischer Weise verwendet werden kann (vgl. Diaz-Bone 2007: 5). Das kann Schwierigkeiten bei der Interpretation, der Generalisierung und dem Vergleich mit anderen Studien aufwerfen, denn ihre Ergebnisse gelten als nicht valide, ihre Anwendung als zu erlernendes Hand- bzw.
Nicola Seitz
4. Rahmenbedingungen
Zusammenfassung
Es gibt eine enge und eine weite Definition von Regierungskommunikation. Nach einer weit gefassten Auslegung, gehören zu der Regierungskommunikation nicht nur die Debatten im Bundestag oder der mediale Kommentar, sondern auch das politische Stammtischgespräch, der Sozialkundeunterricht, „die Regierungserklärung des Bundeskanzlers [und] das Abspielen der Nationalhymne bei einem Länderspiel“ (Bergsdorf 1986: 27 f.). Regierungskommunikation bezieht nach dieser Deutung jede Form der menschlichen Kommunikation mit ein, die sich „entweder thematisch oder aufgrund der Beteiligung von Akteuren des politischen Systems der Politik zurechnen läßt [sic]“ (Bentele 1998: 130).
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5. Anbietermarkt
Zusammenfassung
Die empirische PR-Berufsfeldforschung hat zahlreiche Studien hervorgebracht, die sich als „Flickenteppich“ präsentieren, „in keiner zeitlichen Kontinuität stehen, die unterschiedlichsten Ansätze verfolgen, PR vor allem als Unternehmenskommunikation thematisieren und auf relativ kleinen und unterschiedlichen Samples basieren“ (Wienand 2003: 408). Daraus resultieren „ambivalente“ empirische Befunde: „Zwar sehen die meisten Autoren Fortschritte in Bezug auf die Professionalisierung von PR, sind sich aber über den Grad der erreichten Professionalisierung nicht einig“ (Raupp 2009: 173; siehe auch Hoffmann, Steiner & Jarren 2007: 48). Zu ungenau wird zwischen internen Stabsstellen und externen Kommunikationsdienstleistern differenziert und zu wenige Kenntnisse liegen über Werbe- und Design-Agenturen vor. Dahingegen ist Public-Affairs- und Public-Relations-Agenturen in den letzten Jahren ein besonderes Forschungsinteresse zugekommen.
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6. Dienstleistungs- und Beratungsprozess
Zusammenfassung
In dem theoretisch-analytischen Bezugsrahmen wird ausgeführt, dass Kommunikationsdienstleister als neue Akteure in das Netzwerk der Politikvermittlung eingedrungen sein könnten, weil sie die exogene Unsicherheit der ministeriellen Auftraggeber bezüglich rahmengebender Faktoren reduzieren und die endogene Unsicherheit bezüglich des Verhaltens ihres Interaktionspartners im Vermittlungsprozess einschränken können. Letzteres gelingt wahrscheinlich, indem sie die Transaktionskosten bei der Anbahnung, Vermittlung und Distribution von politischen Inhalten reduzieren können und einen kostengünstigen Einsatz von materiellen und sozialen Ressourcen versprechen (vgl. Vowe & Opitz 2006: 71 f.). Ihre Leistungen beziehen sich, wie in Pkt. 2.3.5 ausdekliniert, auf die Bundesministerien als sekundäre Auftraggeber und die Redaktionen sowie Medienorganisationen als primäre Auftraggeber. In diesem Kapitel soll die sekundäre Dienstleistung der Beratung im Mittelpunkt stehen, bevor im folgenden siebten Kapitel die primären Dienstleistungen für die Redaktionen und Medien betrachtet werden.
Nicola Seitz
7. Vermittlungsprozess
Zusammenfassung
Kommunikationsdienstleister intervenieren, wie in Abschnitt 2.3.3 gezeigt, in der Vermittlungsbeziehung von Bundesministerien, Redaktions-/Medienorganisationen sowie Bürgern und agieren, wie in Abschnitt 2.3.5 dargestellt, in einer Vermittlungstriade mit den Bundesministerien sowie Redaktions- und Medienorganisationen. Ihre Kommunikationsdienstleistungen können daher in Abhängigkeit von ihren Adressaten differenziert werden. Im folgenden Abschnitt dieses Kapitels werden die Instrumente und Kanäle der staatlichen Kommunikation vorgestellt und ihre Navigation durch das Konzept der intergrierten Kommunikation erläutert (vgl. Pkt. 7.2). Aufbauend darauf werden dann die Taktiken der Vermittlung erläutert, mit der Kommunikationsdienstleister bei der politischen Selbstdarstellung versuchen, die Fremddarstellung der Politik durch die Redaktionen zu beeinflussen (vgl. Pkt. 7.3).
Nicola Seitz
8. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zusammenfassung
Wer berät die Regierung in kommunikativen Fragen mit welchen Auswirkungen auf die Vermittlungstriade? Dieser kurzgefassten Forschungsfrage ist die vorliegende Arbeit nachgegangen. Dafür waren vorrangig folgende Dimensionen zu beschreiben:
  • Ob sich in der Untersuchungsperiode, also in der Regierungskommunikation von 1998 bis 2009, Veränderungen der kommunikativen Bedingungen und Anforderungen ergeben haben, die die Nutzung von Kommunikationsdienstleistern verstärkt notwendig gemacht haben (Dimension der Veränderung).
  • Ob Kommunikationsagenturen sich nachweisbar und quantifizierbar als neue Akteure in der regierungsamtlichen Politikvermittlung etabliert haben und wenn ja, ob dies als Nachfrage- oder Angebotsimpuls zu werten ist (Dimension der Akteure).
  • Welche Leistungen zwischen Kommunikationsdienstleistern und Bundesbehörden gehandelt werden, ob diese Einfluss auf die Darstellungs- oder Entscheidungsebene der Regierungspolitik haben und wenn ja, welchen (Dimension der Externalisierung).
Nicola Seitz
Backmatter
Metadata
Title
Auftrag Politikvermittlung
Author
Nicola Seitz
Copyright Year
2014
Electronic ISBN
978-3-658-05244-7
Print ISBN
978-3-658-05243-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-05244-7