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17-04-2013 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Article

Viel Lob für das deutsche Bankensystem

Author: Barbara Bocks

3:30 min reading time

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Ein bunter Strauß aus bekannten Branchenthemen mit wenigen Überraschungen. So lautet das Fazit der Antrittsrede von Jürgen Fitschen als neuem Präsidenten des Bundesverbands deutscher Banken (BdB).

Mitte April löste Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, Andreas Schmitz, Vorstandssprecher der HSBCTrinkaus&Burkhardt, als Präsident des BdB ab und nahm Stellung zu zahlreichen Themen der Branche. Inhaltlich spannte der designierte BdB-Präsident den Bogen von der Stärke des deutschen Bankensystems über die verbesserungswürdige Kommunikation zwischen Banken und Öffentlichkeit bis hin zur gesellschaftlichen Verantwortung der Institute.

„Das beste Bankensystem in Europa“

In seiner Antrittsrede betonte Fitschen klar die Vorteile des deutschen Bankensystems: „Deutschland hat seit vielen Jahren und Jahrzehnten ein bewährtes Universalbankensystem. Es ermöglicht eine breite Risikostreuung und trägt damit zur Stabilität des Finanzsektors bei. Außerdem passt es haargenau zu den Bedürfnissen der Unternehmens- und Privatkunden." Er versprach: „Wir werden uns weiter für den Erhalt der Universalbank einsetzen - national wie international."

Von der deutschen Bankenlandschaft zeigt sich auch Professor Max Otte Anfang 2012 im Interview mit dem BANKMAGAZIN begeistert: „Wir haben mit dem Drei-Säulen-Modell und einer noch zu reduzierenden Zahl an Landesbanken das beste Bankensystem in Europa. Die niedrige Eigenkapitalrendite unterstreicht genau das: Der Wettbewerb funktioniert. Eine weitere Stärke des deutschen Bankensystems ist die bereits genannte Kreditvergabe an den Mittelstand und eine Zentralbank, die dafür sorgt, dass das Geld sicher ist.“

Mehr Aufklärung für Kunden nötig

Nicht nur einen guten Dialog zwischen den einzelnen Säulen des Bankensystems schreibt sich Fitschen auf die Agenda, sondern er sieht auch einen Bedarf an einer verbesserten Kommunikation zwischen Banken und Öffentlichkeit. Allerdings sei gerade das Thema Regulierung und damit einhergehende Maßnahmen wie Sanierungs- und Abwicklungspläne für Banken sehr komplex und technisch und damit schwer verständlich.

Professor Max Otte sieht gerade bei der Aufklärung Bankkunden über Produktrisiken in der Vergangenheit klare Versäumnisse: „Die Finanzdienstleistungsbranche hat in den vergangenen 15 Jahren massiv Werbung gemacht, unter anderem für die private Altersvorsorge und Börsenspiele. Damit hat sie die meisten Kunden völlig verwirrt. In England und den USA unterliegen solche Geschäfte weitaus stärkeren Beschränkungen. Zudem sind die Privatanleger dort aufgeklärter. Ich würde mir sehr wünschen, dass Privatanleger besser über Kapitalanlagen aufgeklärt werden“, so Otte im BANKMAGAZIN-Interview.

Matthias Bergner, Karl-Peter Schackmann-Fallis und Mirko Weiß, Autoren des Buches „Zukunftsfähige Wirtschaftspolitik für Deutschland und Europa“, stimmen Otte in diesem Punkt zu. Auch beim Bankkunden müsse der Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko ins Bewusstsein rücken: „Alle Verbraucherschutzmaßnahmen werden ins Leere laufen, wenn das Verständnis für die an den Bank- und Finanzmärkten ablaufenden Prozesse fehlt. Daher ist es unabdingbar, das Wissen der Bevölkerung über Finanzmarktsachverhalte mittelfristig deutlich zu erweitern, etwa durch eine stärkere Integration dieser Themen in die Schulausbildung", schlagen die Autoren vor.

Über Bankgeschäfte und Vertrauen

„Bankgeschäfte fußen immer auf Vertrauen“, das klingt so simpel wie einleuchtend. Seit der großen Finanzkrise wird die Branche nicht müde, sich zu diesem Leitsatz zu bekennen. So verwies auch Fitschen darauf, dass die Thematik für die Branche höchste Priorität haben sollte.

Welche Maßnahmen Banken dabei helfen, das Vertrauen der Kunden aufzubauen bzw. zurückzugewinnen, damit hat sich Thomas Steinmann in seiner empirischen Untersuchung mit dem Titel „Vertrauen in Banken“ beschäftigt. Vonseiten der Hausbank ergeben sich aus der Studie vor allem drei Einflussfaktoren: die Problemlösungsbereitschaft, Transparenz und – am wichtigsten – das Wohlwollen der Hausbank, die der Autor in der Schlussbetrachtung seiner Studie erläutert. Zur nachhaltigen Steigerung des Vertrauens sollten Banken jedoch nicht nur einzelne Maßnahmen ergreifen, sondern ein umfassendes Vertrauensmanagement in ihrer Strategie einbinden, so Steinmann: „Dazu können verschiedene Instrumente eingesetzt werden, die wiederum einen positiven Einfluss auf die Determinanten des Vertrauens haben“.

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