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2006 | Book

Bauchemie

Einführung in die Chemie für Bauingenieure

Author: Prof. Dr. rer. nat. habil. Roland Benedix

Publisher: Vieweg+Teubner

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Table of Contents

Frontmatter
1. Allgemein-chemische Grundlagen
Auszug
Die Chemie ist eine noch relativ junge naturwissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Zusammensetzung und der Umwandlung von Stoffen befasst. Gegenstand dieses Wissenschaftsgebietes sind damit die Gesetzmäßigkeiten, die den strukturellen Aufbau und die wechselseitige Umwandlung der ungeheuren Vielfalt von Stoffen bestimmen. Die Chemie ist in erster Linie eine experimentelle Wissenschaft. Akkumuliertes Wissen, neue Anschauungen und Konzepte sind der Ausgangspunkt für neue Experimente und Beobachtungen, die ihrerseits wiederum zu einem verfeinerten Verständnis und zu weiterentwickelten Anschauungen hinsichtlich der Struktur der Stoffe sowie der sie zusammenhaltenden Kräfte führen. Zur Aufklärung von Struktur und Eigenschaften der neuen Substanzen werden immer modernere physikalische und auch biologische Messmethoden eingesetzt. Insofern sind die Interessengebiete von Chemie, Physik, Biologie, Geologie und Mineralogie eng verknüpft und eine strenge Abgrenzung des Aufgabengebiets der Chemie von dem der übrigen naturwissenschaftlichen Disziplinen ist weder sinnvoll noch notwendig. Ziel der chemischen Forschung ist die Synthese von Substanzen mit völlig neuen Eigenschaften. Damit ist die Chemie zugleich auch ein wesentlicher Bestandteil zahlreicher anwendungs-orientierter Disziplinen wie der Werkstoffwissenschaften, der Baustofflehre oder der Metallurgie.
2. Atombau und Periodensystem der Elemente
Auszug
Die Frage nach der Struktur der Materie ist ein besonders instruktives Beispiel dafür, wie in enger Wechselbeziehung zwischen Experiment, Theorienbildung und Modellvorstellung die schrittweise Aufklärung der atomaren Substruktur zu immer detaillierteren Kenntnissen hinsichtlich des Aufbaus des Atomkerns und der Elektronenhülle führte.
3. Chemische Bindung
Auszug
Chemische Stoffe weisen teilweise sehr unterschiedliche Eigenschaften auf. Betrachtet man beispielsweise solche wichtigen Stoffeigenschaften wie die Löslichkeit oder die elektrische und thermische Leitfähigkeit, so existieren in der Regel signifikante Unterschiede zwischen den Salzen und Oxiden einerseits und den organischen Verbindungen bzw. den Nichtmetallen andererseits. Während organische und nichtmetallische Stoffe häufig wenig wasserlöslich sind und den Strom schlecht oder gar nicht leiten, lösen sich Salze gut in Wasser und ihre wässrigen Lösungen leiten den elektrischen Strom. Metalle zeichnen sich dagegen durch eine ausgesprochen hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit und durch Glanz aus. Ursache für dieses unterschiedliche Verhalten ist die Art und Weise, mit der die Atome untereinander verknüpft sind. Erst die entstehenden Aggregate aus Atomen, Molekülen oder Ionen besitzen die für die jeweilige Stoffklasse charakteristischen physikalisch-chemischen Eigenschaften wie salzartig, nichtleitend oder leitend und metallisch. Welche der verschiedenen Stoffeigenschaften vorliegen, ergibt sich aus den spezifischen Wechselwirkungen zwischen den Atomen oder Molekülen. Je nach der Natur der vorliegenden Wechselwirkung unterscheidet man drei Grenztypen der chemischen Bindung:
  • Ionenbindung
  • Atombindung (kovalente Bindung)
  • Metallische Bindung.
4. Die chemische Reaktion
Auszug
Chemische Reaktionen sind Stoffumwandlungsprozesse. In einer submikroskopischen Betrachtungsweise ist eine chemische Reaktion stets mit einer Änderung der relativen Lage der Atomkerne im Raum und damit einer Veränderung der elektronischen Struktur der beteiligten Atome, Ionen und Moleküle verbunden. Makroskopisch gesehen ist die chemische Reaktion durch das ganz oder teilweise Verschwinden von Ausgangsstoffen und die Neubildung von Reaktionsprodukten gekennzeichnet. Werden alle Ausgangsstoffe zu Reaktionsprodukten umgesetzt, liegt ein vollständiger Stoffumsatz vor. Erfolgt der Stoffumsatz nur teilweise, kann sich unter entsprechenden Voraussetzungen ein chemisches Gleichgewicht einstellen.
5. Luft und Luftinhaltsstoffe
Auszug
Bauwerke sind den ständigen Einflüssen der Atmosphäre mit den in ihr natürlich enthaltenen Gasen Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid, den Edelgasen, wechselnden Mengen an Wasserdampf, aber auch mit den in ihr enthaltenen Luftschadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxiden, Ozon sowie Staubpartikeln unterschiedlichster Herkunft ausgesetzt. Schlagworte wie Saurer Regen, Sommersmog, Treibhausgase und Neuartige Waldschäden gehören dank der Berichterstattung durch die Medien zu unserem Alltag. Häufig besteht jedoch gerade bei Begriffen, mit denen wir ununterbrochen konfrontiert werden, der größte Erklärungsbedarf. Zum einen im Hinblick auf das Verständnis des Phänomens selbst, zum anderen aber im Hinblick auf die komplexen Wechselbeziehungen zu anderen natürlichen Prozessen und Vorgängen, die häufig außerordentlich schwer zu überschauen und zu bewerten sind.
6. Wasser und wässrige Lösungen
Auszug
Das Wasser der Erde besitzt ein Gesamtvolumen von ca. 1,4 Milliarden km3. Der überwiegende Teil (97,23%!) davon ist Salzwasser. Die restlichen 2,77% Süßwasser liegen zu etwa drei Viertel in Form von Polar- und Gletschereis vor [UC 2]. Zieht man vom Süßwasseranteil auch die für eine geregelte Trinkwasserversorgung ungeeignete Bodenfeuchte, das Tiefengrundwasser, das Wasser der Biosphäre und den Wasserdampf der Atmosphäre ab (Tab. 6.1), steht als Trinkwasser nur ein winziger Teil der Gesamtwassermenge, nämlich 0,3%, zur Verfügung. Diese letzte Zahl macht deutlich, dass vor dem Hintergrund des explosionsartigen Anwachsens der Weltbevölkerung (2004: 6,42 Mrd. Menschen) der Wert des Trinkwassers nicht hoch genug einzuschätzen ist und künftig noch weiter steigen wird. Wasser ist in bedeutendem Maße am Aufbau der Tier- und Pflanzenwelt beteiligt. Beispielsweise besteht der Körper eines erwachsenen Menschen zu etwa 70% aus Wasser, bei Kindern liegt der Anteil sogar noch etwas höher. Seine Funktion besteht unter anderem darin, gelöste oder suspendierte Stoffe zu den Körperzellen zu transportieren. Die Atmosphäre kann bis zu 4 Vol.-% Wasser Zwischenspeichern. Sie gibt es unter entsprechenden Druck- und Temperaturbedingungen in flüssiger (Regen, Nebel) oder fester Form (Reif, Schnee, Hagel) wieder ab. Eine Reihe von Mineralen speichern Wasser als Kristallwasser (Kap. 6.3.1).
7. Redoxreaktionen — Grundlagen der Elektrochemie
Auszug
Die Begriffe Oxidation und Reduktion sind im Laufe der historischen Entwicklung der Chemie mehrfach erweitert und auf einer höheren Erkenntnisebene neu definiert worden. Ursprünglich wurde unter einer Oxidation die Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff (Oxy- genium), also eine Sauerstoffaufnahme verstanden. Die Rückführung des Stoffes in den ursprünglichen Zustand, d.h. die Abgabe von Sauerstoff, wurde als Reduktion bezeichnet. Zum Beispiel verbrennt Magnesium bei höheren Temperaturen unter Aussendung von blendend weißem Licht. Mg wird oxidiert und es bildet sich weißes Magnesiumoxid MgO (Gl. 7-1).
8. Chemie der Baumetalle
Auszug
Neben der großen Gruppe nichtmetallischer Baustoffe (Kap. 9) gehören vor allem die Metalle und ihre Legierungen, mit ihren ganz spezifischen chemischen und technologischen Eigenschaften, zu den wichtigsten Bau- und Werkstoffen. Inhalt des vorliegenden Kapitels sollen die physikalisch-chemischen Besonderheiten metallischer Werkstoffe, ihr Verhalten gegenüber atmosphärischen Einflüssen (Korrosion) sowie gegenüber anorganisch-nichtmetallischen Baustoffen wie Gips, Kalk und Beton sein.
9. Chemie nichtmetallisch-anorganischer Baustoffe
Auszug
Die äußerste Schicht unserer Erde ist aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gesteine aufgebaut, die sich über lange geologische Zeiträume hinweg gebildet haben. Von der Art der bei der Bildung der Gesteine ablaufenden physikalischen oder chemischen Vorgänge hängen Struktur und Aufbau und damit die Gebrauchseigenschaften eines Gesteins ab, wie z.B. Härte, Druckfestigkeit, Porosität und Wasseraufnahmevermögen.
10. Chemie organischer Stoffe im Bauwesen
Auszug
Im Bauwesen spielen Kohlenstoffverbindungen sowohl als Hilfsstoffe (Lösungs- und Verdünnungsmittel, Füllstoffe, Zusatzmittel) als auch direkt als Baustoffe (Bitumenhaltige Bindemittel, Kunststoffe, Holz) eine wichtige Rolle. Für ein besseres Verständnis ihres chemischen Aufbaus, ihres Verhaltens und ihrer Eigenschaften sollen in diesem Kapitel einige grundlegende organische Stoff klassen besprochen werden.
11. Holz und Holzschutz
Auszug
Holz gehört zu den ältesten Bau- und Werkstoffen der Menschheitsgeschichte. Es kann zum einen direkt als Baurund-oder Bauschnittholz für Gerüste, Rammpfähle (Grundbau), Träger, Stützen sowie für Verschalungen und Zimmerarbeiten verwendet oder aber zu Holzwerkstoffen verarbeitet werden. Zu Holzwerkstoffen verarbeitetes Holz (Sperrholzplatten, Span- und Faserplatten) findet vor allem für Wand- und Deckenverkleidungen Verwendung.
12. Luftschadstoffe in Innenräumen
Auszug
In den letzten Jahrzehnten haben gesundheitliche Beschwerden zugenommen, die in engem Zusammenhang mit dem Aufenthalt in Innenräumen bzw. Gebäuden stehen. Ausgasungen chemischer Substanzen aus Möbeln, Farben, Anstrichen und Baustoffen, Schimmelpilzbefall in Wohnungen, das Sick-Building-Syndrom und das Phänomen der „Schwarzen Wohnungen“ sind — unter Berücksichtigung einer ansteigenden Aufenthaltsdauer der Menschen in Innenräumen — Anlass genug, das Problem der Innenraumbelastung mehr in den Focus des Gesundheitsschutzes zu rücken. Man geht heute davon aus, dass die Menschen ca. 90% ihrer Lebenszeit in Innenräumen verbringen. Davon entfallen etwa 2/3 auf die Wohnräume und wiederum davon der größte Teil auf das Schlafzimmer.
13. Recycling von Baustoffen
Auszug
So unterschiedlich wie die auf dem Bausektor eingesetzten mineralischen und nichtmineralischen Baustoffe (s. Kap. 8-10), so unterschiedlich sind die Baureststoffe (Bauabfälle), die am Ende der Nutzungsphase von Bauwerken, von Straßen usw. anfallen. Baureststoffe stellen im Hinblick auf das Gesamt-Abfallaufkommen in der BRD (2002: ca. 381 Mio. t.) mit 241 Mio. t den größten Anteil, nach Gewicht sind das etwa 65% und nach Volumen ca. 45...50% des Gesamtaufkommens [AB 21]. Der Anfall an Baureststoffen lag Mitte der 90er Jahre noch bei etwa 300 Mio. Tonnen. Der Rückgang zu heute wird auf eine absinkende Bautätigkeit zurückgeführt. Der durch Recycling aufbereitete Anteil ist mit etwa 25% gleich geblieben.
14. Bauchemisch interessante Neuentwicklungen
Auszug
An heißen Sommertagen ist es in Gebäuden mit dickem Mauerwerk und schmalen Fenstern (z.B. alte Kirchen) oder mit frei liegenden, massiven Betonwänden oft angenehm kühl. Dieser „Kühleffekt“ geht auf die hohe Wärmekapazität der Baustoffe zurück. Die massiven, frei liegenden Gebäudeteile fungieren als Wärmepuffer. Sie nehmen tagsüber Wärme auf und geben diese in der Nacht wieder ab. Anders verhält es sich in Gebäuden aus Materialien mit geringer Wärmekapazität, z.B. Bauteilen aus Holz oder Gipskartonplatten. Hier kommt es im Sommer zu einem raschen Temperaturanstieg. Dieses Aufheizen ist aber auch in Bürogebäuden zu beobachten, in denen neben Zwischenwänden aus unterschiedlichen Materialien zwar Gebäudeteile aus Beton existieren, der thermische Kontakt mit der Raumluft jedoch durch Teppichböden oder Verkleidungen unterbunden ist. Eine Lösung für dieses Problem stellen die Latentwärmespeicher dar. Durch diese Stoffe kann der tempera- turausgleichende Effekt dicker Wände auf nur wenige Millimeter dicke Putzschichten übertragen werden.
Backmatter
Metadata
Title
Bauchemie
Author
Prof. Dr. rer. nat. habil. Roland Benedix
Copyright Year
2006
Publisher
Vieweg+Teubner
Electronic ISBN
978-3-8351-9087-0
Print ISBN
978-3-519-20226-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8351-9087-0