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23-09-2014 | Baukonstruktion | Schwerpunkt | Article

Analyse der größten europäischen Bauunternehmen

Author: Christoph Berger

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Zum elften Mal hat das Beratungsunternehmen Deloitte die größten europäischen Bauunternehmen unter die Lupe genommen. Die aktuellen Ergebnisse sind in der Studie „European Powers of Construction 2013“ (EPoC 2013) zusammengefasst. Zwei Auffälligkeiten waren dabei zu beobachten: die Zunahme der Internationalisierung sowie die Abnahme der Diversifikation.

Die gute Nachricht direkt zum Start: Ähnlich wie andere Bewertungen kommt auch Deloitte zu dem Schluss, dass sich die Baubranche wieder im Aufwind bewegt. 2014 werde es bereits ein moderates Wachstum geben. Überhaupt sei die vollständige Erholung nach den Jahren der Wirtschaftskrise nicht mehr weit entfernt.

„Zwischen 2010 und 2013 schrumpfte die europäische Baubranche zunächst um 3,1 Prozent, wuchs im Folgejahr um 0,4 Prozent, um dann 2012 und 2013 erneut um 4 respektive 3,5 Prozent zurückzugehen“, erklärt Franz Klinger, Partner Real Estate bei der Beratungsgesellschaft. Er sagt weiter: „Die Investitionen waren mit zuletzt knapp 1,3 Billionen Euro niedriger als in den 1990er-Jahren. Im aktuellen und im kommenden Jahr kann aber mit einem Wachstum in Höhe von 1,7 beziehungsweise 2,8 Prozent gerechnet werden.“

Von der Finanzkrise betroffen

Klinger und seine Kollegen kommen zu diesem Schluss nach einer Analyse von Umsätzen, Marktkapitalisierungen, dem Grad der Internationalisierung, Diversifizierung und Verschuldung sowie anderer Finanzkennzahlen der größten europäischen Baukonzerne. Zusammengefasst sind die Ergebnisse in dem jährlich erscheinenden Bericht „European Powers of Construction“, der nun zum elften Mal erschien.

2013 waren Griechenland, Spanien, Zypern und Portugal weiterhin von einer Rezession betroffen. Die höchsten Wachstumsraten verzeichneten Litauen und Ungarn – zum Teil angestoßen durch signifikante öffentliche Investitionen. In Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei es schließlich zu keinem Anstieg bei den Bauinvestitionen gekommen.

Beim Verkaufsvolumen führt Frankreich die Liste an. Es folgen Spanien und Großbritannien. Deutschland liegt in diesem Ranking auf dem vierten Rang. Nach Unternehmen aufgeschlüsselt, hat die französische Vinci-Gruppe das höchste Verkaufvolumen. Die spanische ACS belegt vor dem französischen Unternehmen Bouygues Platz 2. Aus deutscher Sicht belegt Hochtief Rang 4, Bilfinger Platz 10 und Bauer Position 42.

Vinci führt das Ranking auch bei der Marktkapitalisierung an. Es folgen Ferrovial aus Spanien und wiederum Bouygues. Hochtief rangiert auf Rang 7, Bilfinger auf 12.

Internationalisierung und Diversifizierung

Hochtief ist der Top-20-Konzern mit der internationalsten Präsenz – 90 Prozent des Geschäfts finden außerhalb Deutschlands statt. Die schwedische Skanska ist hierin ebenfalls stark, hat jedoch ihre Auslandsaktivitäten wegen des besseren Inlandsgeschäfts zuletzt zurückgefahren. Demgegenüber stehen Vinci oder Bouygues, die sowohl vorwiegend in ihrem Heimatmarkt agieren als auch sich auf das Baugeschäft konzentrieren.

Am stärksten diversifiziert ist die türkische Enka, aber auch Bilfinger aus Deutschland bezieht 62 Prozent seiner Einkünfte aus Aktivitäten abseits des traditionellen Baugeschäfts. Insgesamt hat der Internationalisierungsgrad gegenüber 2010 um 7 Prozentpunkte zu-, die Diversifizierung aufgrund der Krisenjahre aber um 6 Prozentpunkte abgenommen. 

Nettogewinn gesunken

Im Jahr 2013 fielen die Margen der Top 250 um 20 Basispunkte auf 4,4 Prozent – die reinen Baugeschäftmargen stiegen hingegen. Vier der Top-20-Unternehmen schrieben Verluste, vier andere erzielten hingegen über 5 Prozent Marge. Der Nettogewinn aller Top-20-Konzerne fiel 2013 um 51 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro.

Den höchsten Umsatz erzielte Vinci – Acciona, ACS, FCC und Bouygues machten starke Verluste. Zusammen mit Effage waren FCC und Acciona auch am höchsten verschuldet, während Enka, Bilfinger und Strabag mit der geringsten Verschuldung aufwarteten. Die Nettoverschuldung der Top-20-Unternehmen ging zwischen 2011 und 2013 um 5 Prozent zurück. 

Der Report zeigt eine umgekehrte Korrelation zwischen EBIT-Margen und dem Internationalisierungsgrad. Die Mehrzahl der vorwiegend international agierenden Unternehmen registrierte 2013 niedrigere EBIT-Margen aus dem Baugeschäft als diejenigen, die sich auf ihre Heimatmärkte konzentrierten. Generell lagen die Margen im Baugeschäft in den Auslandsmärkten niedriger. Internationalisierung führt demzufolge nicht zwangsweise zu einem höheren Marktwert. 

Mehr Profite auf Heimatmärkten

Die Profitabilität der Top-10-Unternehmen mit niedrigerem Internationalisierungsgrad lag 2013 bei 11,3 Prozent – 4,6 Prozentpunkte höher als die durchschnittliche Profitabilität international agierender Gruppen. Andererseits verfügten die am stärksten internationalisierten Konzerne seit 2011 durchweg über negatives Betriebskapital. Damit scheint sich zu bewahrheiten, dass die Heimatmärkte in der Regel größere Gewinne produzieren – ungeachtet der strategischen Bedeutung einer grenzübergreifenden Präsenz.

Im globalen Ranking liegen Chinesen an der Spitze

Angelehnt an die „Top Global Constructors“-Studie von ENR beleuchtete der Deloitte-Report auch einige nicht-europäische Konzerne. Im ENR-Ranking nehmen die „China Railway Construction Corporation Limited“, die „China Railway Group Limited” und die „China State Construction Engineering Corporation” die ersten drei Plätze der größten Bauunternehmen ein.

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