2005 | OriginalPaper | Chapter
„Bevölkerung“/„Innovation“/Geschichtswissenschaften
Author : Werner Lausecker
Published in: Das Konstrukt „Bevölkerung“ vor, im und nach dem „Dritten Reich“
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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„Innovation“ ist eine häufig angewandte Kategorie in wissenschaftsgeschichtlichen Diskursen — auch in solchen über die Geschichtswissenschaften in Deutschland vor, während und nach dem Nationalsozialismus. Die retrospektive Zuschreibung, auch „innovativ“ gewesen zu sein, und damit angeblich zum „Fortschritt“ der Wissenschaft beigetragen zu haben, gibt den gegenwärtigen Diskussionen über das Handeln von Historikern im Nationalsozialismus besondere Brisanz. Dann beispielsweise, wenn betont wird, dass es dabei eben nicht nur um die Gruppe derer ginge, „die bereits in den späten vierziger Jahren vom Dienst suspendiert wurde, sondern… vor allem um Gelehrte, die ohne jeden Zweifel zu den methodisch innovativen und führenden Köpfen der Zunft in den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten gehörten.“ Doch nicht nur das oft fraglos angenommene und vorausgesetzte angeblich „innovative“ Wirken von Historikern wie Werner Conze oder Theodor Schieder in den Jahrzehnten nach 1945 trägt zur besonderen Vehemenz der neueren Debatten über die Geschichtswissenschaften im Nationalsozialismus bei. Auch angeblich „innovative“ wissenschaftliche Leistungen vor und während dem Nationalsozialismus stehen zur Diskussion. So wenn Jürgen Kocka 1991 ausführte, „daß sich die Geschichtswissenschaft, besonders die deutsche, im 19. Jahrhundert und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts in sehr deutlicher Absetzung von den systematischen Sozialwissenschaften entwickelt“ habe, und dieses „herkömmliche Paradigma“ nicht erst seit den 1950er und 60er Jahren in Frage gestellt und durchbrochen worden wäre, “sondern schon in den 30er und 40er Jahren durch eine Minderheit von Historikern im Umkreis der sog.