Zusammenfassung
Heutige Bauwerke sind komplex, die Nutzungen multifunktional und die Gebäudekonstruktionen werden immer filigraner. Die Superlative unserer heutigen, vermeintlich modernen Lebensansprüche finden sich in unseren Gesellschaftsbauwerken wieder. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Erwartungen an die Verkehrssicherheit der Bauwerke sehr hoch.
Modernes Geschäfts- und Freizeitverhalten verlangt flexible Nutzungen und komplexe Raumgeometrien. Dies wird gesellschaftlich aber nur akzeptiert, wenn besondere und spezifisch ausgelegte Sicherheitskonzepte möglich sind und die gewohnten Sicherheitsstandards nicht eingeschränkt werden. Hinsichtlich des vorbeugenden Brandschutzes bedeutet dies eine große Herausforderung, da sicherheitstechnische Vorschriften und brandschutztechnische Regelwerke diesen Ansprüchen häufig nicht gerecht werden können. Sie veralten so schnell, wie der Zeitgeist voranschreitet, sie lassen kaum Spielraum und reglementieren den Pauschalfall, sie sind oft nicht zielführend und praktikabel und verlangen viel Interpretationsgabe.
Daher wird es immer schwieriger, mit konservativen und formalen Planungsansätzen, die wohl bewährten Maßnahmen in alternative Sicherheitskonzepte umzuwandeln. Daraus resultieren häufig Kompromisse, die im Brandschutz nicht immer eine Anhebung des Sicherheitsniveaus bedeuten, aber oft höhere Kosten nach sich ziehen.
Kaum ein Bauvorhaben kommt heute noch ohne Abweichungen, Erleichterungen, Befreiungen und Ausnahmen zur bauordnungs- bzw. bauplanungsrechtlichen Zulässigkeit, was von Seiten der Bauherrschaft, Behörden aber auch Planer häufig als Makel oder Unzulänglichkeit bewertet wird. Dass dabei oft auch verfahrensrechtliche Besonderheiten zu beachten sind, liegt in der Natur dieser „komplexen Rechtssache Brandschutz“.