2014 | OriginalPaper | Chapter
Bürokratie- und organisationstheoretische Analysen der Sicherheitspolitik: Vom 11. September zum Irakkrieg
Authors : Thomas Jäger, Kai Oppermann
Published in: Methoden der sicherheitspolitischen Analyse
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In vielen Analysen wird das Geschehen zwischen dem 11. September 2001 und dem Irakkrieg 2003 als eine Ereigniskette interpretiert, die vor allem eine Stunde der Exekutive war. Es sei der zum Krieg entschlossenen Administration von Präsident George W. Bush gelungen, die öffentlichen Reaktionen auf die terroristischen Anschläge (in den USA und anderen Gesellschaften) zu nutzen, ihre eigene Politik durchzusetzen. Daran ist einiges richtig – und doch verstellt diese monokausale Interpretation zugleich den Blick auf unterschiedliche Phasen der sicherheitspolitischen Reaktionen. Denn der 11. September war keineswegs der Tag der entschlossenen Entscheidungen, sondern verdeutlichte, dass in Notsituationen komplexe Institutionen vor allem nach zuvor einstudierten Plänen agieren. Im
9/11 Commission Report
(2004: 278) heißt es deshalb einleitend zu den amerikanischen Reaktionen auf die Anschläge: „Emergency response is a product of preparedness.“ Die unmittelbaren sicherheitspolitischen Reaktionen können insofern nur durch eine
organisationstheoretische Analyse
der Routinen und Programme adäquat verstanden werden. Entgegen der bisherigen Einsicht in der Außenpolitikanalyse, wonach Routinen nur bei Problemen von mäßiger politischer Bedeutung und ohne Zeitdruck von Bedeutung sind (vgl. Haftendorn 1990: 403-404), spielen sie gerade beim Krisenmanagement eine kaum zu überschätzende Rolle.