Aus Car-to-X wird Rail-to-X: Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erschließen die Potenziale für die Anwendung der Car-to-x-Technik auf das Transportmittel Bahn, um diese Standards für die Schiene zu eröffnen.
Schiene spricht mit Straße
Ein Beispielszenario demonstriert das DLR bei der InnoTrans 2016 in einem Auto-Fahrsimulator: Ein herannahender Zug übermittelt beim Überfahren eines Einschaltkontakts die Information, dass er den Bahnübergang passieren möchte. Zeitgleich erhält der Autofahrer von dem Bahnübergang eine Warnmeldung in seiner Instrumentenanzeige und kann dementsprechend frühzeitig reagieren. "Ein Zug könnte so an einem Bahnübergang nicht mehr übersehen und meist tödlich endende Unfälle vermieden werden", erklärt Professor Karsten Lemmer, Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik. So könne mithilfe von Rail-to-X zusätzliche Aufmerksamkeit beim Autofahrer erzeugt werden, die die Sicherheit am Bahnübergang unterstützt und Kollisionen durch Übersehen eines Zuges vorbeugt.
Erste Tests im Feld mit einem Schienen- und einem Straßenfahrzeug seien bereits erfolgreich gewesen. Dazu wurde in den Cockpits eines Forschungs-Pkw und des DLR-Zweiwegefahrzeugs RailDrive ein gesicherter Bahnübergang visualisiert und die Restschließzeit angezeigt. "Das von uns entwickelte Assistenzsystem soll die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer an Bahnübergängen erhöhen", so Lemmer.
Auch Bedarfshalte möglich
Laut der Forscher seien viele weitere Szenarien mit der Rail-to-X-Technik denkbar. So zum Beispiel Bedarfshalte bei regionalen Bahnen. "Mittels Smartphone oder Knopf am Bahnsteig kann der Reisende dem herannahenden Zug mitteilen, dass er mitfahren möchte", erklärt Andreas Kluge, Verantwortlicher für innovative Technologien im Bahnsystem am Institut für Verkehrssystemtechnik. Erhält der Zug keine Meldung, kann er den Bahnhof ohne Halt passieren. So könnten Zeit und Energiekosten reduziert werden. Und auch für die Wartung der Strecke und der Züge kann Rail-to-X verwendet werden. "Das DLR hat dafür ein System in kompakter Koffergröße entwickelt, das während der regulären Fahrt Messungen am Oberbau durchführt", so Kluge. "Wenn nun auch die Infrastruktur rund um Schiene und Zug vernetzt ist, könnten Fehler schneller erkannt und beseitigt werden."
Für einen Einsatz in der Praxis müssen die Car-to-X-Standards an die bestehenden Sicherheitssysteme der Bahn angepasst werden, erklären die Forscher. Dieser Standardisierungsprozess laufe bereits.