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06-02-2015 | Controlling | Interview | Article

"In Jahresabschlüssen wird getrickst und vertuscht"

Author: Sylvia Meier

2:30 min reading time

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Im dritten Teil einer Interviewserie erklärt Springer-Autor Bernd Heesen, warum externe Berichte oft gewollt komplex aufbereitet werden. Nicht beim internen Reporting: Hier gelten andere Maßstäbe!

Springer für Professionals: In Ihrem Buch "Beteiligungsmanagement und Bewertung für Praktiker" stellen Sie fest: „Konzerne neigen dazu, Controlling extrem komplex zu machen. Dies wird dann damit begründet, dass ein möglichst genaues Bild der Gruppe im Controlling abgebildet wird. Daran habe ich aber meine Zweifel.“ Ist Controlling eigentlich einfacher, als es in der Praxis gelebt wird?

Bernd Heesen: Ja, das glaube ich schon. Ein SAP-System kann alles. Schauen Sie sich mal manche Darstellungen in einem Jahresabschluss von großen DAX-Unternehmen an. Das ist alles extrem komplex. Und wird damit begründet, dass man genau arbeiten will. Aber der normale Leser der Bilanz versteht das nicht. Es wird dadurch etwas vertuscht.

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Ich denke, je komplexer etwas aufbereitet wird, desto geringer ist der Wahrheitsgehalt. Wenn ich es einfach mache, dass jeder Leser es versteht, dann versteht der Leser es vielleicht auch, dass etwas nicht gut läuft. Aber das liest man doch in einem Jahresabschluss nicht. Da ist niemand in irgendeiner Entwicklung eingebrochen, da hat kein Unternehmen etwas Schlechtes gemacht. Das wird vertuscht und getrickst.

Gehen wir dabei zum Thema Reporting – hier müsste doch der Anspruch sein, dass mein Gegenüber, der den Report liest, so viel wie möglich damit anfangen kann. Ist das nicht ein Widerspruch in der Aufgabe selbst, wenn Dinge zu komplex aufbereitet werden?

Bei dem Reporting nach außen gibt es natürlich andere Maßstäbe als dem internen Reporting. Nach außen wird schön gerechnet. Die Bilanz und GuV müssen gesetzeskonform sein – aber beim Reporting können Unternehmen doch nahezu machen, was sie wollen. Das Reporting nach außen hat mit dem internen Reporting nichts zu tun. Beim Reporting nach innen bekommt der Vorstand schon mit, wenn etwas nicht passt. Projekte in Sand gesetzt werden. Nach außen wird alles positiv dargestellt. Die Analysten haben einen ganz anderen Informationsstand als der Aktionär. Die Analysten wissen dann auch, dass es kracht. Aber als Aktionär weiß man das nicht. Der Vorstand wird wahrheitsgemäß informiert. Der Aktionär nicht.

Heißt das, interne Berichte sind dann auch nicht so komplex aufbereitet?

Controller müssen sich beim internen Reporting verständlich ausdrücken. Die Berichte gehen ja nicht nur an Finanzfachleute. Das sind auch Techniker, das sind Leute, aus ganz anderen Fachbereichen. Die internen Berichte sind also weit leicht verdaulicher aufbereitet als das Reporting nach außen.
In Amerika ist die Regelung anders. Hier dürfen Sie gesetzlich keine „missleitende Informationen“ nach außen geben. In Deutschland wird das weit weniger streng gehandhabt.

Fehlt uns in Deutschland hier eine gesetzliche Regelung?

Ich bin kein Freund von gesetzlichen Regeln dazu. Wir müssen ein Controlling machen, das Sinn macht und Transparenz schaffen kann. Ob man die Transparenz will, ist eine andere Frage. Das liegt dann wieder am Selbstverständnis der Geschäftsführung und des Vorstands.

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