2008 | OriginalPaper | Chapter
Das politische System Nicaraguas
Authors : Kurt Schobel, Nina Elsemann
Published in: Die politischen Systeme in Nord-und Lateinamerika
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Nicaragua erlangte seine Unabhängigkeit in mehreren Schritten. Nachdem das Generalkapitanat Guatemala am 15. September 1821 die Unabhängigkeit von Spanien verkündet hatte. gab die Provinzverwaltung in León am 28. September die Unabhängigkeit Nicaraguas von Guatemala und Spanien bekannt. Hauptakteur des politischen Veränderungsprozesses war die lokale Kolonialaristokratie in León, für die dieser Schritt in erster Linie die Unabhängigkeit von Guatemala, dem administrativen und wirtschaftlichen Zentrum der Kolonialzeit, bedeutete (Pinto Soria 1993: 95). Nach dem kurzzeitigen Anschluss Nicaraguas an Mexiko (1822/23) verabschiedete die in Guatemala zusammengetretene Verfassungsgebende Versammlung am 1. Juli 1823 eine zweite Unabhängigkeitserklärung, mit der sich die zentralamerikanischen Provinzen neben Spanien nun auch von Mexiko lossagten und dem neuen Staatenbund den Namen
Provincias Unidas del Centro de América
gaben (Fuchs 2004: 25). Die Jahre von 1821 bis zur Konstituierung Nicaraguas als unabhängige Republik 1838 und darüber hinaus bis zum Bürgerkrieg 1856 wurden zusehends durch den
localismo
und den damit einhergehenden Machtkampf zwischen den Liberalen und Konservativen, zwischen den Städten León und Granada um die Vormachtstellung in Nicaragua geprägt. Die politische Instabilität nahm zudem durch die wachsende Einflussnahme ausländischer Mächte zu. Nach der Unabhängigkeit von Spanien hatte England sogleich das entstandene Machvakuum in der Karibik und Zentralamerika zu füllen versucht. Als Englands Nicaragua-Politik gegen Ende der 1840er Jahre mit den expansionistischen Interessen der USA kollidierte, unterzeichneten beide 1850 den
Clayton-Bulwer
-Vertrag.