Als "Glassholes" werden Träger von Googles Datenbrille oft beschimpft. Aber die Brille ist nicht nur ein Risiko sondern bietet auch Chancen, wenn es um den Datenschutz geht.
Datenschützen mögen keine Menschen mit Datenbrillen. Wegen der eingebauten Kamera, dem Miniaturcomputer und dem Anschluss ans Internet fürchten sie das Ende der Privatheit. Und alles kann noch schlimmer werden. Denn die Entwicklung einer neuen Generation tragbarer Computersysteme ist erst am Anfang und wird eine ganze Ära prägen, wie es die Autoren der Springer-Publikation „Brain and Health Informatics“ vorhersagen.
Ob intelligente Uhren, digitale Kontaktlinsen oder die Datenbrille Google Glass. In der Verbindung mit Cloud Computing wächst die Macht dieser Minicomputer. Aber. Trotz aller Skepsis: Es gibt auch Anwendungen für Google Glass, die den Datenschutz im Alltag erhöhen könnten. Davon sind Informatiker der Universität des Saarlandes überzeugt. Ihrer Ansicht nach, könnte künftig mit einem speziellen Verschlüsselungsverfahren kombiniert mit Techniken der automatischen Bildanalyse etwa das Geldabheben am Bankautomaten sicherer werden.
Datenbrille empfängt verschlüsselte Informationen
Um dies zu beweisen, kombinieren der Juniorprofessor für Kryptographische Algorithmen an der Universität des Saarlandes, Dominique Schröder, und sein Team die Datenbrille mit kryptografischen Verfahren und Techniken aus der automatischen Bildanalyse zu dem Softwaresystem „Ubic“. Das Abheben an einem Bankautomaten ändert sich dadurch wie folgt: Der Kunde identifiziert sich gegenüber dem jeweiligen Automaten eindeutig. Der Automat fordert dann den öffentlichen Schlüssel des Kunden von einer vertrauenswürdigen Instanz an.
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Damit verschlüsselt er eine nur einmal benutzbare Persönliche Identifikationsnummer (PIN) und versiegelt diese zusätzlich mit einer „Digitalen Signatur“, dem digitalen Gegenstück zur herkömmlichen Unterschrift. Das Ergebnis zeigt er als schwarz-weißes Code-Quadrat (QR-Code) auf seinem Bildschirm an. Die darunter verborgene PIN kann jetzt nur der zuvor identifizierte Brillenträger sehen. Google Glass blendet sie ihm in sein Blickfeld. Obwohl sich der Vorgang in der Öffentlichkeit abspielt, kann so niemand die PIN ausspähen. Bei der Übertragung auf das Smartphone sei dies nicht der Fall.
Geheime Schriften individuell erkennen
Eine weitere und weitaus interessantere Anwendung ist das sogenannte Information Hiding. Dabei können mehrere Personen mit Hilfe von Google Glass gleichzeitig ein Dokument mit verschlüsseltem Text lesen und bekommen dabei jeweils nur die für sie bestimmten Absätze als lesbaren Text in ihr Sichtfeld eingeblendet. „Das ist beispielsweise für größere Unternehmen und Behörden interessant, die alle Informationen in einem Dokument sammeln, aber nur einen Teil davon jedem zur Verfügung stellen wollen“, erklärt Mark Simkin, der Ubic mit entwickelt hat.