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2008 | OriginalPaper | Chapter

Der deutsche „Historikerstreit“ im Wandel des Zeitgeistes

Author : Friedrich Pohlmann, Dr. phil.

Published in: Zeitgeschichte, Wissenschaft und Politik

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Das Wort „Historikerstreit“ diirfte für kaum jemanden in Deutschland, der eine gewisse Altersgrenze — sagen wir 40 Jahre — überschritten hat und tiber ein Bildungsniveau verfügt, das das Interesse am Feuilletonteil der Zeitungen einschließt, ein vollkommenes Fremdwort sein. Wem aber bei dem Wort mehr als nur einige Assoziationsbröckchen einfallen—zum Beispiel die Verknüpfung dieses Streits mit den Skandalen um die Reden von Jenninger und Martin Walser oder um die „Wehrmachtsausstellung“—wird mit großer Sicherheit auch heute auf dieses Ereignis nicht emotionsfrei reagieren. Das gilt natürlich besonders für diejenigen, die seinerzeit auch persönlich stärker in diese Kontroversen über Deutungen und Bewertungen der deutschen Vergangenheit und Gegenwart hineinverwickelt wurden. Wer, aus welchen Gründen auch immer, ins Kraftfeld der sich in den Massenmedien immer unversöhnlicher ineinander verbeißenden Streiter geriet, geriet damit zugleich in emotionale Dynamiken und Frontstellungen, die sich tief eingeprägt haben und die—weil sie unschwer wieder empor gerufen werden können -, bewirken, dass das Ereignis wie ein Geschehnis von gestern erscheint. Dabei fand der Streit vor zwanzig Jahren, von 1986 bis 1988, statt, und dazwischen lag nicht nur jene epochale Zäsur, die mit dem Zusammenbruch des Kommunismus ein ganzes Zeitalter—das Zeitalter des Totalitarismus in Europa—definitiv in die Vergangenheit hineingedriickt hatte, sondern auch der 11. September 2001, der das Bewusstsein schlagartig für die ganz neuartigen weltpolitischen Wirklichkeiten der Gegenwart geöffnet hatte. Die Emotionen, die die Erinnerung an den Historikerstreit weckt, finden sich also in ein politisches Konstellationengefüge und ein intellektuelles Klima hineingestellt, das von demjenigen, in dem sie sich gebildet hatten, fundamental differiert. Das begünstigt Distanz, macht aber auch ganz andere Sichtweisen auf die Positionen möglich, mit denen sie verknüpft waren, und dadurch können Thesen, die gestern viele überzeugten, heute als Irrwege erscheinen und Triumphatoren wie jämmerliche Verlierer.

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Metadata
Title
Der deutsche „Historikerstreit“ im Wandel des Zeitgeistes
Author
Friedrich Pohlmann, Dr. phil.
Copyright Year
2008
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91051-2_9