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2008 | Book

Die Balance im Management

Werte, Sinn und Effizienz in ein Gleichgewicht bringen

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About this book

Vorwort Wir stehen vor einem weit- und tiefreichenden Stimmungs- und Mentalitätswandel. Drei Aspekte dürften im Management erhöhte Relevanz gewinnen: Das dualistische Denken in Gegensätzen ist tief verankert. Lösungen sind aber immer weniger im „Entweder-oder“, sondern im „Sowohl-als-auch“ zu suchen. Das neue Zauberwort heißt Balance. Die einseitige Betonung der harten Faktoren neigt sich dem Ende entgegen. Es kann aber nicht darum gehen, stattdessen ebenso einseitig die weichen Faktoren zu betonen. Die Überlebensfähigkeit sozialer Organisationen hängt unter anderem davon ab, wie weit es gelingt, das richtige Gleichgewicht zwischen „hart“ und „weich“ zu finden. Wirtschaften heißt in seiner ursprünglichen Bedeutung „Werthe“ schaffen. Die Wertmaßstäbe sind in eine Krise geraten. Je kälter es in einer einseitig auf ö- nomischen Gewinn getrimmten Wirtschaft wird, desto ausgeprägter ist das - dürfnis nach Heimat und klaren Werten. Werte, Sinn und Effizienz müssen in - ner Balance stehen. Dieses Buch zeigt die Bedeutung der Balance am Beispiel verschiedener relevanter Spannungsfelder in der Führung und im Human Resources Management. In die einzelnen Kapitel leiten jeweils Originalaussagen aus Interviews mit ca. zwanzig Unternehmens- und HR-Leitern ein. Darin werden das teilweise sehr breite Meinungsspektrum und die Spannungsfelder, die nach Ausgleich rufen, deutlich. Die Fragen am Schluss der Kapitel sollen der kritischen Selbstreflexion dienen. Vielfältige Impulse verdanke ich der Zusammenarbeit und dem Gespräch mit K- den. Ein besonderer Dank gilt denjenigen Unternehmens- und HR-Leitern, mit - nen ich ein vertieftes Gespräch führen konnte, und allen denen in meinem Umfeld, die zur Entstehung dieses Buch beigetragen haben.

Table of Contents

Frontmatter
1. Die Weisheit der Balance
Auszug
Unser Denken ist auf Gegensätze statt auf Gleichgewichte ausgerichtet. Polaritäten beinhalten Spannungsfelder und Konfliktstoff. Solche Spannungsfelder sind in Unternehmen allgegenwärtig, zum Beispiel kurz- oder langfristiges Denken und Handeln, Planen oder Umsetzen, Verstand oder Emotionalität.
2. Harte und weiche Faktoren
Auszug
Die „weichen“ Erfolgsfaktoren haben viel mit der bekannten Geschichte des Mannes zu tun, der seinen Schlüssel unter einer Lampe sucht. Als er gefragt wird, ob er denn sicher sei, den Schlüssel hier verloren zu haben, antwortet: „Nein, aber hier hat es Licht.“ Viele Manager suchen den Unternehmenserfolg in Strategien, Strukturen und Systemen, die durch clevere Berater besonders gut ausgeleuchtet sind, obwohl sie im Grunde wissen, dass Menschen und gelebte Werte mindestens so sehr Schlüssel zum Erfolg sein können. Aber diesen „weichen“ Faktoren mangelt es an Licht.
3. Langfristiges und kurzfristiges Denken und Handeln
Auszug
Wenn Menschen in einem Experiment vor die Wahl gestellt werden, sofort einem Betrag in bar zu erhalten oder das Doppelte in einem Jahr, entscheiden sich viele für die sofortige Auszahlung. Ein Beispiel für kurzfristiger Denken bei einzelnen Individuen.
4. Business- und Mitarbeiterorientierung
Auszug
Auch wenn die Mitarbeitenden in Leitbildern und Hochglanzbroschüren häufig in den Mittelpunkt gestellt werden, fühlen sie sich tatsächlich oft als reiner Produktionsfaktor und unpersönlich behandelt. Vor lauter Wachstumszielen, Fusionen, Liberalisierung, Erfolgsdruck, Reorganisationen und „Hauruck“-Führung bleiben die Mitarbeitenden auf der Strecke. Als Menschen interessieren sie nur am Rande beziehungsweise nur im Sinne ihres Leistungsbeitrages. Investitionen in Menschen haben keine Hochkonjunktur. Die Mitarbeiterorientierung rangiert weit hinter Finanzen, Strategien, Marketing oder Strukturfragen. Die Leitbildaussage „Die Mitarbeitenden im Mittelpunkt“ hat wenig mit der Alltagswirklichkeit zu tun.
5. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen: der neue psychologische Arbeitsvertrag
Auszug
Der Arbeitsvertrag im engeren Sinne umfasst eine vermögensrechtliche Austauschbeziehung, nämlich die Leistung von Arbeit gegen Lohn. Dazu kommen eine Reihe von Nebenpflichten, auf Seiten des Arbeitnehmers zum Beispiel die Befolgungs- und Treuepflicht, auf Seiten des Arbeitgebers die Pflicht zur Lohnzahlung bei Krankheit und Unfall, Schutz der Persönlichkeit und Gewährung von Freizeit und Ferien. Diese Nebenpflichten geben dem Arbeitsverhältnis zugleich Züge eines personenrechtlichen Gemeinschaftsverhältnisses. Die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geht aber weit über diese rechtliche Beziehung hinaus. Sie beinhaltet zusätzlich einen psychologischen Vertrag, der mit gegenseitigen Erwartungen und Annahmen verbunden ist (siehe Abbildung 3).
6. Unternehmensentwicklung in der Balance von Strategie, Struktur und Kultur
Auszug
Unternehmen, die ihren Wert steigern wollen, dürfen sich nicht auf Strategien, Systeme und Strukturen beschränken und gleichzeitig den kulturellen Wandel vernachlässigen. Erfolgreicher Wandel kann nicht nur auf den physischen Wandel fokussieren, er muss auch den geistigen Wandel, die Denkweisen und Werte einbeziehen. Wer die kulturellen Aspekte ausblendet, läuft Gefahr, nur an den Symptomen zu arbeiten. Probleme können aber immer nur auf der tieferen Ebene der Ursachen gelöst werden.
7. Bewahren und Verändern
Auszug
Vielfältiger Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft setzt Unternehmen unter hohen Veränderungsdruck. Zwei Drittel aller Unternehmen geben an, in einem umfassenden Veränderungsprozess zu stehen. Kaum ein Mitarbeitender hat in den letzten Jahren nicht mindestens ein unternehmensweites Change-Programm erlebt. Viele haben das Gefühl, der Wandel werde immer schneller, komplexer und unberechenbarer. Change ist zum Reizwort geworden.
8. Fordern und Fördern
Auszug
Zwischen propagiertem und gelebtem Führungsstil ist meist eine große Diskrepanz festzustellen. Viele Leitbildaussagen und Führungsgrundsätze bleiben Lippenbekenntnisse.
9. Balance im Human Resources Management
Auszug
Das HR-Management hat dieselben Vertrauensprobleme wie das Management. Kostenorientierung und Entlassungen haben in den letzten Jahren das HR-Management absorbiert und bei den Mitarbeitenden viel Vertrauen, Motivation und Image gekostet. Allem Wunschdenken der Personalleute zum Trotz stecken viele HR-Bereiche noch tief in der Operationellen Phase und sind weit davon entfernt, einen wertschöpfenden Beitrag für das Unternehmen zu leisten oder gestaltend mitzuwirken. Das HR-Management denkt noch zu stark in Instrumenten und Prozessen, statt in Kundenproblemen. Selbstbild und Fremdbild stimmen nicht überein.
10. Messen ist notwendig
Auszug
Um in einer zahlengläubigen Welt verstanden zu werden, sind auch die weichen Faktoren möglichst messbar, das heißt hart zu machen. Die Verweigerungshaltung vieler HR-Verantwortlichen gegenüber Messen und Controlling ist kontraproduktiv. Was nicht gemessen wird, wird nicht geglaubt. Fundierte Personalcontrollingsysteme sind eine Notwendigkeit, um sich im Management Gehör zu verschaffen. Durch Messen werden die Fortschritte sichtbar, und der Handlungsbedarf wird deutlich.
Backmatter
Metadata
Title
Die Balance im Management
Author
Jean-Marcel Kobi
Copyright Year
2008
Publisher
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-9601-5
Print ISBN
978-3-8349-0583-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9601-5

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