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Published in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 1/2016

01-07-2016

Die Bewältigung von Handlungskrisen mit Hilfe psychiatrischer Psychotherapie

Author: Ulrike E. Schröder

Published in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie | Special Issue 1/2016

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Zusammenfassung

Dieser Artikel beschreibt Ergebnisse einer mikrosoziologischen Studie über Struktur und Prozessverlauf bei der Bewältigung von Handlungskrisen. Er stellt Möglichkeiten zur Beobachtung der Veränderung von Denk- und Handlungsmustern sowie interaktive Krisenkategorisierungen bei der Bewältigung einer Krise dar. Individuelle Denk- und Handlungsmuster werden aufgebrochen, aber auch soziale Deutungsmuster werden modifiziert. Während des Bewältigungsprozesses werden viele kleine und größere Entscheidungen getroffen, die schließlich zu einer veränderten Denk- und Lebensweise führen. Solche Vorgänge sind im Alltagsgeschehen kaum zu beobachten, deshalb wurde der Zugang zum Thema über ethnographische Beobachtungen und die Analyse psychiatrischer Therapiegespräche gewählt.

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Footnotes
1
Im Text wird aus pragmatischen Gründen für alle Akteure durchgängig die männliche Form verwandt. Die Beispiele weiter unten dagegen sind Teil von Gesprächen zwischen zwei Frauen, einer Therapeutin und ihrer Patientin, weshalb hier die weibliche Form zum Zuge kommt.
 
2
Schütz leitet die allgemeinen interpretativen Schemata oder sozialen Deutungsmuster aus den Typisierungen von Subjekten ab. Er spricht von „Mustern typischer Motive und Ziele, typischer Einstellungen und typischer Persönlichkeiten, die als invariant angenommen werden und dann als eine Funktion oder als eine Struktur des sozialen Systems selbst interpretiert werden“ (1971, S. 71). Oevermann bezeichnet sie als krisenbewältigende Routinen und feststehende Interpretationsmuster oder auch als Weltbilder, die sich durch lange Bewährung eingeschliffen haben; sie gelten situationsübergreifend und haben sich verselbstständigt (2001, S. 38-51).
 
3
Die Aufzeichnung der Gespräche wurde unter besonderen Anonymisierungsvorkehrungen durchgeführt. Das bedeutet, dass die Aufzeichnungen nicht im Beisein des Forschers stattfanden und der jeweilige Beginn der Aufnahme nicht immer unmittelbar dem Beginn des Gespräches entsprechen muss.
 
4
Die als selbstverständlich angenommenen Dinge der Welt werden nach Schütz von in-groups definiert. Die Mitglieder solcher in-groups oder Kulturen deuten ihre Umwelt und haben ihr jeweiliges Wissen über die Situationen, über die Erwartungen der Gruppe und Verhaltensregeln in der gedeuteten Situation. Diese Deutungsmuster werden an die Mitglieder der Gruppe von einer Generation zur nächsten weitergegeben, weshalb sie nicht hinterfragt und als selbstverständlich hingenommen werden. Auf diese Weise kommen Denk- und Handlungs-, Kultur- und Zivilisationsmuster zustande.
 
5
Bei der IPT nach Schramm geht es nicht um die Aufarbeitung früher Erlebnisse, sondern der „Fokus der IPT liegt darauf, beeinträchtigte interpersonelle Beziehungen zu bearbeiten. Intrapsychische Phänomene und Konflikte oder Objektbeziehungen wie bei psychodynamisch oder psychoanalytisch ausgerichteten Therapien stehen bei der IPT nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Dieser liegt auch nicht auf depressiv-verzerrten Denkmustern wie bei der kognitiven Therapie, auch wenn bei der IPT versucht wird, die Wahrnehmungen und Kognitionen des Patienten zu verändern. Dies gilt vor allem für die Kognitionen über seine Beziehungen und sein psychosoziales Umfeld. Jedoch geschieht dies weitaus weniger strukturiert als in der kognitiven Therapie“ (Schramm 2003, S. 122 f.).
 
6
Ergotherapie = Beschäftigungs- und Arbeitstherapie.
 
7
Clark unterscheidet drei Aspekte von Common Ground: ursprünglich von den Akteuren vorausgesetzte Übereinstimmungen im Denken, durch gemeinsame Aktivitäten hergestellter Common Ground und öffentliche Ereignisse, die die Voraussetzung für den aktuellen Stand bilden (2007, S. 43).
 
8
Wegen der Länge der Redebeiträge wird die ursprüngliche Frage der Therapeutin in den Gesprächen nicht immer einbezogen.
 
9
Antaki bezieht sich auf die von Heritage und Watson (1979, 1980) vorgeschlagene begriffliche Auslegung von „formulations“ mit den drei Komponenten „delete, select, transform“, die durch ihre sequenzielle Macht eine „projection of agreement“ entfaltet (Antaki 2008, S. 31). Solche Formulierungen kommen nach der Erklärung des Sprechers und hören sich an wie eine Zusammenfassung in eine Kernaussage oder ein sich natürlich ergebendes Ergebnis aus der Aussage. Tatsächlich löschen sie aber einen Teil der ursprünglichen Aussage, wählen einen anderen Teil aus und verschieben bzw. verändern damit die Aussage – dabei setzen sie zugleich Einverständnis voraus. Die Vorteile dieser Definition liegen in der engen Beziehung zwischen dem, was jemand gerade gesagt hat, und der Erklärung des „formulaters“ für das Gesagte.
 
Literature
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Metadata
Title
Die Bewältigung von Handlungskrisen mit Hilfe psychiatrischer Psychotherapie
Author
Ulrike E. Schröder
Publication date
01-07-2016
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
Published in
Österreichische Zeitschrift für Soziologie / Issue Special Issue 1/2016
Print ISSN: 1011-0070
Electronic ISSN: 1862-2585
DOI
https://doi.org/10.1007/s11614-016-0213-y

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