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2014 | Book

Ehrbare Kaufleute

Eine philosophische Betrachtung

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Es gibt ohne Zweifel ehrlose Kaufleute, oder allgemeiner: ehrlose Manager. Also, scheint es, ist Manager-Sein eine Sache, und Ehrbar sein dagegen eine andere. Wenn es gut geht, kommen beide zusammen. Oft geht es eher nicht so gut. Dass es oft eher nicht so gut geht, soll im Buch nicht bestritten werden. Es wird aber dagegen argumentiert, dass Ehrbarkeit und Kaufmannschaft zwei voneinander unabhängige Dinge sind. Sie sind Eines, wenn auch in gewisser Weise trennbar. Sie sind Eines, insoweit die Ehrbarkeit zum Begriff des Kaufmanns gehört. Sie lassen sich trennen, insoweit nicht jeder wirkliche Kaufmann seinem Begriff entspricht. Vieles entspricht nicht seinem Begriff. Nobody is perfect.

Table of Contents

Frontmatter
1. Genealogisches
Zusammenfassung
In der Zeit nach dem ersten Jahr, in dem russische Kaufleute auf den Aleuten und in Alaska Handel trieben, konnte es geschehen, dass sie von den Einheimischen gezwungen wurden, die Schulden zu bezahlen, die ihre Vorgänger hinterlassen hatten. Die Kunden jener ersten Kaufleute hielten sich also an anderen Kaufleuten schadlos. Diese wiederum reagierten in entsprechender Weise, führten nur das Notwendigste mit sich, mieden bestimmte Gebiete usw. Dieses Verhalten wurde allgemein, es wurde Methode. Man kann fast sagen, es hatte System.
Richard Raatzsch
2. Problem, Bedeutung und Ziel der Betrachtung
Zusammenfassung
Der wesentliche Schritt zur Lösung des Problems – der als solcher auch schon die Natur des Problems fixiert – besteht in folgender Gleichsetzung: die Frage, was ein Ehrbarer Kaufmann ist, fällt mit der Frage zusammen, was es mit Kaufleuten auf sich hat. Die Ehrbarkeit eines Kaufmanns ist keine Eigenschaft, die zu den Eigenschaften, die einen Menschen zum Kaufmann machen, einfach hinzukommt, wie es zu diesen Eigenschaften hinzukommen kann, dass ein Kaufmann langhaarig ist. Man kann sich zwar Umstände ausdenken, unter denen ein Verweis auf die Haarlänge tatsächlich helfen würde, zu bestimmen, was ein Kaufmann ist. Aber man muss sich eben solche Umstände auch erst ausdenken. Das heißt, solche Umstände kennzeichnen nicht das gewöhnliche Anwendungsgebiet unseres Begriffs des Kaufmanns. Das gewöhnliche Gebiet seiner Anwendung gehört jedoch zur Bestimmung des Begriffs.
Richard Raatzsch
3. » Vertrauen « – epistemisch oder praktisch ?
Zusammenfassung
Am Ende der Eingangsbemerkungen zur Genealogie wurde gesagt, das neue System wechselseitigen Verhaltens schiene auf Treu und Glauben zu gründen, und selbst das Misstrauen, welches den Ehrbaren Kaufmann auszeichnet, stehe vor diesem Hintergrund. Diese Formel, hieß es weiter, drücke das Konzept eines Ehrbaren Kaufmanns ebenso in konzentrierter Form aus, wie sie zu der Überlegung passe, eine der Grundlagen unseres Wirtschaftens, soweit es Ehrbar ist, sei ein Handeln auf Treu und Glauben.
Richard Raatzsch
4. Genealogisches (Fortsetzung)
Zusammenfassung
Kehren wir zurück zur Ersetzung des ursprünglichen Systems durch das sog. System von Treu und Glauben. Der Standardauffassung zufolge war diese Ersetzung, und damit die Entwicklung entsprechender Konzepte des Ehrbaren Kaufmanns, eine Reaktion (Folge oder Wirkung) auf Probleme, die mit dem alten System verbunden waren (s. o.). Dabei wird dies in der Regel so dargestellt, dass das neue System zum Vorteil aller war, so dass auch alle, oder doch sehr viele, gute Gründe hatten, das neue System einzuführen und, einmal eingeführt, stabil zu halten. So erklärt sich, zumindest teilweise, warum das System von Treu und Glauben und mit ihm das Konzept des Ehrbaren Kaufmanns erfunden, eingeführt und erhalten wurde. – Im Lichte der Ausführungen im letzten Kapitel werden mit dieser Standarddarstellung wichtige Unterschiede eingeebnet.
Richard Raatzsch
5. In welchem Sinn » gut « redundant ist, und in welchem nicht
Zusammenfassung
Im Zusammenhang mit einigen Einträgen auf den üblichen Listen der Eigenschaften Ehrbarer Kaufleute war oben von Eigenschaften die Rede, die unmittelbar nicht als sittliche erscheinen. Der nächste Schritt bestand dann darin, zu zeigen, inwiefern auch diese Eigenschaften sittlich relevant sein können. Den Hintergrund für diese Überlegung bildete die Tatsache, dass man, wenn man erläutern sollte, was sittliche Eigenschaften sind, sehr viel eher so etwas wie Ehrlichkeit und Verlässlichkeit nennen würde als etwa die Beherrschung der Techniken der Doppelten Buchführung. Allerdings zeigte dann die Erinnerung an den Kontext, in dem diese » technischen « Fähigkeiten von Bedeutung sind, dass man sich durchaus sittlichen Vorwürfen aussetzen kann, wenn man nicht über diese Fähigkeiten verfügt. Das gilt etwa in dem Fall, in dem ein Kaufmann suggeriert, er beherrsche die Doppelte Buchführung, während er sie in Wirklichkeit nicht meistert.
Richard Raatzsch
6. Die Sittlichkeit Ehrbarer Kaufleute
Zusammenfassung
Das im Vorangehenden gesammelte Material zur Sittlichkeit eines Ehrbaren Kaufmanns und die gelegentlichen direkten Ausführungen dazu sollen nun zusammengeführt und, wo nötig, ergänzt werden. Dabei soll die Komplexität der Ehrbarkeit Ehrbarer Kaufleute zumindest teilweise deutlich werden. Diese Komplexität drückt unmittelbar die Vielfalt eines Teils dessen aus, was wir unter Sittlichkeit verstehen. Es handelt sich also bei den Überlegungen zur Ehrbarkeit Ehrbarer Kaufleute nicht in dem Sinn um angewandte Ethik, dass es etwas gibt – die reine Ethik – welche dann auf einen besonderen Gegenstand – die Kaufmannschaft oder eben Manager – angewandt wird.
Richard Raatzsch
7. Ethik und Betriebswirtschaftslehre
Zusammenfassung
Natürlich sind Betriebswirtschaftslehre und Ethik verschiedene Unternehmungen. Sie stehen jedoch nicht in den Ordnungen von Grundlage und Begründetem oder von Hauptteil und Ergänzung zueinander. Sie stehen eher quer zueinander.
Richard Raatzsch
Backmatter
Metadata
Title
Ehrbare Kaufleute
Author
Richard Raatzsch
Copyright Year
2014
Electronic ISBN
978-3-658-04424-4
Print ISBN
978-3-658-04423-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04424-4