6.1 Einleitung
6.1.1 Funktionen eines Leitbilds
6.1.2 Gegenstand des Leitbilds: Das Was und das Wie
-
Die Problemlagen (siehe Kap. 3) lassen sich dabei zu drei Komplexen zusammenfassen: (1) Stoffeinträge in Boden, Wasser und Luft inklusive Klimagase, (2) Wirkungen der Flächennutzung sowie (3) Implementations-, Partizipations- und umweltorientierte Innovationsdefizite. Das Leitbild sollte klare Vorstellungen darüber enthalten, wie diese Problemlagen adressiert und welche Zielwerte erreicht werden sollen.
-
In der agrarpolitischen Ausrichtung muss das Leitbild klären, wie man sich positionieren will zwischen den Leitbildern einer marktorientierten, einer staatsabhängigen, einer globalisierten und einer multifunktionalen Landwirtschaft bzw. zwischen den politischen Paradigmen des einkommensorientierten agrarpolitischen Exzeptionalismus, der Marktliberalisierung, der Marktharmonisierung und Standardisierung in globalen Wertschöpfungsketten sowie der Multifunktionalität (siehe Kap. 4).
-
Im Naturschutz selbst gilt es insbesondere zu klären, ob eine räumliche Integration oder Separation von Landwirtschaft und Naturschutz angestrebt wird (Sharing- vs. Sparing-Debatte), welcher relative Stellenwert dem Schutz von biotischen und abiotischen Ressourcen bzw. dem Tierwohl zukommen soll (z. B. Weidehaltung vs. Rückhalt von Emissionen in geschlossenen Stallsystemen), und ob beispielsweise das Konzept der Planetaren Leitplanken (Rockström et al. 2009a, b) in Leitplanken auf kleineren räumlichen und zeitlichen Skalen übersetzt werden soll.
6.1.3 Einbettung in das agrarpolitische Leitbild der Bundesregierung
6.2 Leitbild für eine multifunktionale, natur- und umweltverträgliche Landwirtschaft
6.3 Leitlinien einer zukunftsfähigen Agrarpolitik
6.4 Dilemmata und Zielkonflikte
6.5 Qualitative und quantitative Zielwerte und Soll-Ist-Vergleich mit dem derzeitigen Zustand
6.6 Prioritäre Problemlagen
Aussage des Leitbilds | Leitindikator | Unterindikatoren | Zielwert | Ist-Zustand |
---|---|---|---|---|
Multifunktionale Landwirtschaft | • Erbringung marktfähiger und nicht-marktfähiger Leistungena | • Marktfähige Leistungen: Produktionswert von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen • Nicht-marktfähige Leistungen | • In einer sozial-ökologischen Markwirtschaft werden keine Produktionsziele vorgegeben. Die marktfähigen Leistungen sollten sich an der Nachfrage des Marktes orientieren. • Die nicht-marktfähigen Leistungen werden durch die weiteren Indikatoren beschrieben. | • Siehe Agrarbericht der Bundesregierung (BMEL 2015a) |
Natur- und umweltverträgliche Landwirtschaft: Erhalt von intakten und leistungsfähigen Systemen zur Erbringung von Ökosystemleistungen; Berücksichtigung der Tragfähigkeit der Naturressourcen | • Erhaltung der natürlichen Produktivität der Standorte, Schutz der Bodenfunktionen | • Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen | • Flächenanteil der landwirtschaftlichen Produktion aus ökologischem Anbau: 20 % (Bundesregierung 2016, S. 245) | • Flächenanteil der landwirtschaftlichen Produktion aus ökologischem Anbau 6,2 % im Jahr 2014 (Die Bundesregierung 2016) |
• Ökologische Vorrangflächen | • Bereitstellung von x % wertvollen ökologischen Vorrangflächen auf landwirtschaftlichen Flächen | • Bei Inanspruchnahme von Greening-Prämie verpflichtende Bereitstellung von 5 % ökologischen Vorrangflächen auf landwirtschaftlichen Flächen | ||
• Fruchtfolgen | • 100 % Fläche mit mindestens dreigliedriger Fruchtfolge • Hauptkultur mit max. 50 % Flächenanteil • 100 % Fläche mit humuserhaltenden bzw. -aufbauenden Maßnahmen durch Gestaltung der Fruchtfolge | • Drei Kulturen bei Betrieben ab 30 ha Ackerfläche und max. Anteil der Hauptkultur 75 % im Greening gefordert; Anforderungen an den Erhalt des Anteils der organischen Substanz im Boden in GLÖZ durch Verbot des Abbrennens von Stoppelfeldern, Schutz des Dauergrünlandes, Anbaudiversifizierung und Zwischenfruchtanbau im Greening (BMEL 2015h) • Kein Zielwert und daher keine Daten für Humuserhalt bzw. -aufbau | ||
• Bodenbearbeitung: angepasste bzw. reduzierte Bodenbearbeitung und mechanische Belastungen | • 100 % Fläche: angepasste bzw. reduzierte Bodenbearbeitung zur Vermeidung von Bodenschadverdichtungen • Begrenzung von Maschinengewichten auf x Gewicht/Auflagefläche | • Kein Zielwert definiert • Produktivität auf ca. 50 % der Ackerflächen beeinträchtigt (Umweltbundesamt 2010a) | ||
• Reduktion von Erosions- und Hochwassergefahr | • Erosionsschutz • Hochwasserretention | • Kontinuierliche Rückführung der Bodenerosion bis 2020 (BMUB 2007) • Erosionsschutz: angepasste Nutzung auf erosionsgefährdeten Flächen zur Reduktion des Bodenabtrags, z. B. durch Mulchsaaten, Anlage von Hecken zum Erosionsschutz, hangparallele Saat • Hochwasserretention: Bereitstellung von Polderflächen in x ha (BMUB 2007) • Hochwasserretention: Bereitstellung von angepassten breiten Polderflächen entlang aller hochwassergefährdeten Fluss- und Bachläufe | • Mindestpraktiken der Bodenbearbeitung zur Begrenzung der Bodenerosion in GLÖZ gefordert; Hanglänge in Erosionskataster nicht berücksichtigt • Derzeit durchschnittlich 2 t/ha und Jahr Erosion durch Wasser (EEA – European Environment Agency 1999) in Deutschland liegt bei 14 % der Flächen die mittlere jährl. Erosion bei 3 t/ha (Umweltbundesamt 2010a) • Hochwasserretention: Nationales Hochwasserschutzprogramm; Sonderrahmenplan „Maßnahmen des präventiven Hochwasserschutzes“: Schaffung von Polderflächen, Deichrückverlegung u. a. (BMEL 2015b). | |
• Schutz von Grünland | • Umbruch von Dauergrünlandflächen | • Kein Umbruch von Dauergrünlandflächen | • Dauergrünlandverlust um ca. 5 % zwischen 2003 und 2012 (BfN 2014) | |
• Schutz von Mooren | • Umbruch von Moorstandorten • Schutz und Wiederherstellung von intakten Mooren • Angepasste Nutzung von Mooren | • Kein Umbruch von Dauergrünland auf Moorstandorten • Schutz aller intakten Moore bis 2010: 100 % (BMUB 2007) • Natürliche Entwicklung auf allen Hochmooren und Moorwäldern (BMUB 2007) • Fläche wieder hergestellter Moore: x ha • Nutzungsextensivierung der Niedermoore auf 20 % der heute genutzten Niedermoore bis 2020 (BMUB 2007) | • Schutz der Moore: keine Angaben zur Zielerreichung bekannt | |
• Minimierung schädlicher Einträge in Boden, Wasser und Luft | • Einträge von Stickstoff und Stickstoffverbindungen (z. B. Ammoniak) | • Gesetzliche Zielsetzung einhalten: Stickstoffüberschuss max. 80 kg/ha und Jahr bis 2010 (Die Bundesregierung 2016) • Nitratwerte im Grundwasser: 50 mg/l • Aktuell kein Zielwert für Ammoniak für die Landwirtschaft | • Gesamtbilanz Deutschland 91 kg/ha im Jahr 2014 (Bundesregierung 2016) • Zu hohe Nitratkonzentrationen an 14,0 % der Messstellen, starke regionale Unterschiede (Umweltbundesamt 2015a) • 90 % der dt. Ammoniak-Emissionen entstammen der Landwirtschaft (Umweltbundesamt 2013b) | |
• Einträge von Phosphor | • Gesetzliche Zielsetzungen einhalten: ausgeglichene Bilanz, Reduzierung der Phosphatkonzentration in Gewässern (Die Bundesregierung 2016) | • Hof-Tor-Bilanz: 8 kg P/ha und Jahr 2009 (BMU und BMELV 2012) | ||
• Nährstoffbilanzen | • Ausgeglichene Nährstoffbilanzen: Einhaltung und ggf. Reduktion der gesetzlichen Zielwerte für Stickstoff und Phosphor • Erarbeitung von unteren Grenzwerten für Nährstoffbilanzen | • Vielfach Überschreitung der oberen Grenzwerte, keine Festlegung von unteren Grenzwerten | ||
• Critical Loads für Blei, Quecksilber, Cadmium, Eutrophierung und Versauerung | • Keine Überschreitung der Critical Loads für Blei, Quecksilber, Cadmium, Eutrophierung und Versauerung bis 2020 (BMUB 2007) | |||
• Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln | • Signifikante Reduktion des Eintrags von Pflanzenschutzmitteln in Böden und Gewässer bis 2015 (BMUB 2007) • Grenzwert im Grundwasser für einzelne Stoffe 0,1 μg, für mehrere Stoffe 0,5 μg | • Anwendung nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis | ||
• Reduktion des Einsatzes von Arzneimitteln | • Verminderung des Umwelteintrags von Arzneimitteln, hormonell wirksamen Substanzen und anderen Xenobiotika (BMUB 2007) • x % jährliche Reduktion des Einsatzes von Arzneimitteln in der Tierproduktion | • Antibiotika-Monitoring: 2014 wurden in der Tiermedizin 214 t (ca. 15 %) weniger Antibiotika abgegeben als im Vorjahr; das sind rund 468 t (ca. 27 %) weniger gegenüber der ersten Erfassung 2011 (BMEL 2015c) • 98 % der antibiotischen Wirkstoffe werden für die Behandlung von Schweinen und Geflügel eingesetzt (SRU 2007) • Tierarzneimittel – keine Zielsetzung | ||
• Schwermetalle | • Grenzwert für die Belastung von Klärschlamm, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Futterzusätzen | • Grenzwert für die Belastung von Klärschlamm und die Ausbringung von Klärschlamm | ||
• Schutz und Erhalt der Wasserqualität und Wasserverfügbarkeit | • Anlage von Gewässerrandstreifen zur Reduktion von Stoffeinträgen • Entnahme von Wasser zu Bewässerungszwecken aus Basis der Wassernachlieferung | • 100 % der Gewässer mit Gewässerrandstreifen • Guter ökologischer und chemischer Zustand der Gewässer bis 2015 (BMUB 2007) • Wasserentnahme zur Bewässerung entspricht der Wassernachlieferung | • Schaffung von Pufferzonen entlang von Wasserläufen in Verbindung mit der Düngeverordnung in GLÖZ gefordert • Einhaltung von Genehmigungsverfahren für die Verwendung von Wasser zur Bewässerung in GLÖZ gefordert | |
Aktiver Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt und zum Schutz der biologischen Vielfalt | • Schutz und Erhalt der der biologischen Vielfalt | • Artenvielfalt und Landschaftsqualität | • Erhöhung der Biodiversität in Agrarökosystemen bis 2020 (BMUB 2007) • Artenvielfalt und Landschaftsqualität: Zielwert 100 % im Jahr 2015 (BMUB 2015a) | • Artenvielfalt und Landschaftsqualität: 63 % Stand 2011, signifikanter Trend weg vom Zielwert (BMUB 2015a) |
• Gefährdete Arten | • Reduktion der gefährdeten Arten auf einen Zielwert von 15 % im Jahr 2020 (BMUB 2015a) | • Gefährdete Arten: 23 % Stand 2013 (BMUB 2015a) | ||
• FFH-Arten und FFH-Lebensräume | • Erhaltungszustand der FFH-Arten und FFH-Lebensraumtypen: Zielwert 80 % im Jahr 2020 (BMUB 2015a) | • Erhaltungszustand der FFH-Arten: 46 % Stand 2013; FFH-Lebensräume: 46 % (Stand 2007–2012 (BMUB 2015a) | ||
• Verringerung des Ausmaßes der Gefährdung von heimischen Nutztierrassen, Pflanzenarten und -sorten (BMUB 2015a) | • Erhalt der regional angepassten Hof- und Landsorten sowie der gefährdeten Nutztierrassen (BMUB 2007) | • Anteil gefährdeter heimischer Nutztierrassen: 2013 etwas mehr als 70 % (BMUB 2015a) • Agrobiodiversitätsstrategie (Wissenschaftlicher Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen beim BMELV 2007) | ||
• Ausbau der Erhaltung sowie verstärkter Anbau und Nutzung regionaltypischer Kulturpflanzensorten und Nutztierrassen (BMUB 2007) | • Kein Zielwert bekannt | • Agrobiodiversitätsstrategie (Wissenschaftlicher Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen beim BMELV 2007) | ||
• Genetische Vielfalt erhalten | • Kein weiterer Verlust der genetischen Vielfalt (BMUB 2007) • Erhalt der genetischen Vielfalt der genutzten Pflanzen und Tiere – Agrobiodiversitätsstrategie (Wissenschaftlicher Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen beim BMELV 2007) | • Nicht bekannt | ||
• GVO für Agrogentechnik | • Konsequente Berücksichtigung von Biodiversitätsaspekten bei der Zulassung von GVO für Agrogentechnik (BMUB 2007) | • Kein Zielwert bekannt | • Nicht bekannt | |
Aktiver Beitrag zum Klimaschutz | • Emission von klimaschädlichen Gasen | • CO2-Emissionen • Methan-Emissionen | • Reduktion um x %/Jahr durch Effizienzsteigerung in der Düngung, Grünland- und Moorschutz, Verbesserungen in der Tierhaltung, Lagerung und Ausbringung von Wirtschaftsdüngern u. a. | |
Flächendeckende Landbewirtschaftung | • Bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche | • Konversion landwirtschaftlicher Flächen in andere Nutzungen (Wald, Siedlungs- und Gewerbeflächen, Infrastruktur, Brache) | • Maximal x ha Konversion landwirtschaftlicher Flächen in Wald, Siedlungs- und Gewerbeflächen, Infrastruktur, Brache • Maximal 30 ha/Tag Anstieg der versiegelten Fläche (Die Bundesregierung 2016) | • Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Jahr 2014: 63 ha/Tag (Die Bundesregierung 2016) |
• Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung auf Grenzertragsstandorten | • Keine Aufgabe von Landwirtschaft auf Grenzertragsstandorten • Erhaltung und Vermehrung extensiv genutzter Lebensräumen mit häufig hohem ökologischen Wert (BMUB 2007) | • Verlust an Streuobstwiesen (Umweltbundesamt 2011a) • Anteil intensives Grünland nimmt zu (BfN 2014) | ||
Vielfältige und strukturreiche Landschaften | • Vielfältige Landschaften und Lebensräume | • Schutz von Landschaftselementen | • Kein weiterer Verlust von Landschaftselementen; Entwicklung eines zusammenhängenden Biotopverbundsystems unter standörtlichen Gegebenheiten • Anteil an naturnahen Landschaftselementen mind. 5 % bis 2010 (BMUB 2007) • Repräsentatives und funktionsfähiges System an vernetzten Biotopen auf 10 % der Landesfläche (BMUB 2007) | • Anteil von Landschaftselementen an der Landwirtschaftsfläche 0,3 bis 0,4 % im Jahr 2009 (Nitsch et al. 2009) • Keine Aussage zum Erhalt aufgrund fehlender Daten |
• Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (HNV) | • HNV: Flächendeckende Erhöhung der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (19 %); Erhalt und Pflege von Habitaten zum Schutz der Biodiversität und der Ökosystemleistungen (BMUB 2015a) • Bis 2015 Zunahme von naturschutzfachlich wertvollen Agrarbiotopen (hochwertiges Grünland, Streuobstwiesen) um mindestens 10 % gegenüber 2005 (BMUB 2007) | • HNV: 11,8 % im Jahr 2010 (BMUB 2015a) | ||
• Offenhaltung der Landschaft | • Keine weitere Zunahme des Waldanteils in waldreichen Regionen | • Ausdehnung der Waldfläche (2011: 11,1 Mio. ha, Zunahme um 1 Mio. ha in den letzten 40 Jahren) | ||
• Erhalt und Pflege von Habitaten zum Schutz der Biodiversität und der Ökosystemleistungen | • Kein weiterer Rückgang von gefährdeten Lebensraum- und Biotoptypen (BMUB 2007) • Aufbau eines gut funktionierenden Managementsystems für Großschutzgebiete und Natura 2000-Gebiete (BMUB 2007) • Definition einer naturraumbezogenen Mindestdichte von zur Vernetzung von Biotopen erforderlichen linearen und punktförmigen Elementen bis 2010 | • 72,5 % aller vorkommenden Biotoptypen sind gefährdet (BMUB 2007) | ||
• Erhalt und Pflege der Kulturlandschaften auch durch traditionelle Nutzungsformen | • Erhaltung und Wiederherstellung gefährdeter halbnatürlicher Lebensräume durch adäquate Bewirtschaftung (BMUB 2007) • Förderung traditioneller sowie umwelt- und naturverträglicher Formen der Land- und Forstwirtschaft (BMUB 2007) | • Verlust an Streuobstwiesen (Umweltbundesamt 2011a) | ||
Entwicklung umweltfreundlicher Methoden, Geschäftsmodelle, Innovationen | • Markt- und Flächenanteil der Produktion mit besonderen Umweltleistungen | • Genaue Definition der Produktionsformen, die hierunter fallen, wäre im Konsens zu erarbeiten | • x % Zuwachs/Jahr bis zum Erreichen von y % Zielwert | • Indikatoren noch nicht vorhanden |
• Flächenanteil des ökologischen Landbaus | • 20 % Flächenanteil (Die Bundesregierung 2016) | • Flächenanteil: 6,2 % im Jahr 2014 (Die Bundesregierung 2016) | ||
• Praxisnahe und gemeinwohlorientierte Beratungs- und Bildungsangebote für landwirtschaftliche Akteure unter Berücksichtigung von neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft | • Anzahl der angebotenen Plätze • Teilnahme | • Verstärkte Aufklärung und Beratung von Landnutzern über Möglichkeiten, Potenziale und Ziele der Erhaltung der biologischen Vielfalt (BMUB 2007) • Förderung von Züchtungsforschung und Züchtungsaktivitäten für innovative nachhaltige Nutzung von Sorten und Rassen (BMUB 2007) | • Nicht bekannt | |
• Ökologische und ökonomische Anpassungsfähigkeit | • Anteil der Betriebe, die im Laufe von fünf Jahren ihr Geschäftsmodell verändern • Anteil der Betriebe, die im Laufe von fünf Jahren ihr Geschäftsmodell in Richtung ökologischer Innovationen verändern | • x % • y % | • Nicht bekannt • Maßnahmen: Unterstützung der landwirtschaftlichen Betriebe bei der Anpassung an neue Anforderungen und Herausforderungen durch Forschung, Förderung, Information und durch angemessene Übergangsfristen (BMEL 2015b) | |
• Vernetzung der Akteure aus Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz zur Etablierung einer wertschätzenden, ergebnisorientierten Kommunikation | • Anzahl der etablierten Kooperationen zwischen Akteuren aus der Landwirtschaft und anderen Sektoren mit dem Ziel der Verbesserung der Natur- und Umweltschutzleistungen • Anzahl der an solchen Kooperationen beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe • Anteil der landwirtschaftlichen Flächen, die in solche Kooperationen eingebunden sind | • x % Zuwachs/Jahr • Flächendeckender Aufbau von Landschaftspflegeverbänden oder vergleichbaren Organisationen in Deutschland, in denen Naturschutz, Politik und Landwirtschaft auf regionaler Ebene kooperativ im Sinne einer naturverträglichen Regionalentwicklung zusammen arbeiten (BMUB 2007) | • Nicht bekannt | |
• Lernfähigkeit der beteiligten Personen und Organisationen | • Vorhandensein von partizipativen Entscheidungsprozessen, in denen Ziele und Effektivität von Strategien, diese zu erreichen, evaluiert und gegebenenfalls revidiert werden. • Einführung von Ansätzen des adaptiven Managements • Wahl von robusten Handlungsstrategien, die alternative Optionen offenlassen | |||
Entwicklung von resilienten, nachhaltigen und ressourceneffizienten Produktionssystemen | • Etablierung resilienter, nachhaltiger, ressourceneffizienter Produktionssysteme | • Verbreitung entsprechender Labelling-Aktivitäten • Nachfrage entsprechend gelabelter Produkte durch den Handel | • x % der Betriebe und der Fläche sind durch entsprechende Labels (z. B. SHARP – FAO; Nachhaltige Landwirtschaft – DLG) zertifiziert • Im Jahre 2020 stammen 25 % der importierten Naturstoffe und -produkte aus natur- und sozialverträglicher Nutzung (BMUB 2007) | • Nicht bekannt |
• Einführung von Ansätzen des adaptiven Risikomanagements, die die Anpassungsfähigkeit erhöhen. • Wahl von robusten Handlungs- und Produktionsstrategien, die noch alternative Optionen offenlassen | • x % der Akteure im Landwirtschaftsbereich sind mit Konzepten und Methoden des adaptiven Risikomanagements und robusten Handlungsstrategien vertraut • Methoden des adaptiven Managements und Resilienz-Indikatoren werden auf betrieblicher und planerischer Ebene eingesetzt | |||
• Grad der Abhängigkeit von stabilen Randbedingungen (Klima, Weltmarkt) | ||||
• Umfang des zu erwartenden Schadens bei einem Störungsereignis und Kapazität, diesen aus eigener Kraft zu kompensieren | ||||
Wertschätzung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern | • Verbrauchervertrauen und -wertschätzung (Ergebnis repräsentativer Umfragen) | • Verbrauchervertrauen • Wertschätzung der Verbraucherinnen und Verbraucher • Umwelt-Image | • x % der Verbraucherinnen und Verbraucher vertrauen der deutschen Landwirtschaft • x % der Verbraucherinnen und Verbraucher vertrauen der deutschen Ernährungsindustrie. • x % der Verbraucherinnen und Verbraucher stimmen der Aussage zu, dass die deutsche Landwirtschaft hochwertige Lebensmittel erzeugt • x % der Verbraucherinnen und Verbraucher stufen die Umweltleistungen der deutschen Landwirtschaft als gut ein • x % der Verbraucherinnen und Verbraucher stimmen der Aussage zu, dass die deutsche Landwirtschaft die Landschaften gut pflegt | • Nicht bekannt |
• Verbraucherinnen und Verbraucher achten bei ihrer Kaufentscheidung auf die Auswirkungen der Erzeugung auf die biologische Vielfalt (BMUB 2007) | • Verbrauchereinstellungen • Verbraucherverhalten | • Im Jahr 2015 zählt für mind. 75 % der Bevölkerung die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu den prioritären gesellschaftlichen Aufgaben (BMUB 2007) • Marktanteil von x % von Produkten mit staatlichen Umweltzeichen (Die Bundesregierung 2016) | • Nicht bekannt | |
• Bewusstsein über die Zusammenhänge zwischen der Erhaltung der biologischen Vielfalt und einer nachhaltigen regionalen Entwicklung im ländlichen Raum (BMUB 2007) | • Umfragewerte (zuverlässige Umfrage-Items wären zu entwickeln) | • (Verbesserung des) Bewusstsein(s) über die Zusammenhänge zwischen der Erhaltung der biologischen Vielfalt und einer nachhaltigen regionalen Entwicklung im ländlichen Raum (BMUB 2007) | • Nicht bekannt | |
• Öffentliche Kantinen bieten vermehrt Gerichte mit Produkten aus ökologischem Anbau und/oder regionaler naturverträglicher Erzeugung an (BMUB 2007) | • X Anzahl der Kantinen, die Gerichte mit Produkten aus ökologischem Anbau und/oder regionaler naturverträglicher Erzeugung anbieten • X verkaufte Gerichte mit Produkten aus ökologischem Anbau und/oder regionaler naturverträglicher Erzeugung | • Nicht bekannt | ||
• Großabnehmerinnen und Großabnehmer verpflichten sich, Produkte aus ökologischem Anbau oder regionaler, naturverträglicher Erzeugung zu kaufen | • Keine Zielwerte bekannt | • Nicht bekannt | ||
• Kenntnisse landwirtschaftlicher Produktionsmethoden und Ernährungsweisen | • Umfragewerte (zuverlässige Umfrage-Items wären zu entwickeln) | • Keine Zielwerte bekannt | • Nicht bekannt | |
• Anzahl der Verbraucherinnen und Verbraucher, die an Bildungsangeboten zum Thema Landwirtschaft und Ernährung teilnehmen | • Zahl der Angebote • Teilnehmerzahl | • X Teilnehmer/Jahr • X % Zunahme/Jahr | • Nicht bekannt | |
Attraktive, lebenswerte, vitale ländliche Räume | • Anerkennung der Rolle der Landwirtschaft zur Erhaltung der Vitalität der ländlichen Räume | • Anteil der Bevölkerung, die ihre ländliche Region attraktiv findet • Anteil der Bevölkerung, die findet, dass ihre ländliche Region in den vergangenen fünf Jahren attraktiver geworden ist • Anteil der Bevölkerung, die in repräsentativen Umfragen die Rolle der Landwirtschaft in ihrer Region schätzt | • X % | • Nicht bekannt |
• Bewusstsein in der Bevölkerung für die Erhaltung regionaltypischer Kulturlandschaften mit ihren Kulturlandschaftselementen (BMUB 2007) | • Anteil der Bevölkerung, die regionaltypische Kulturlandschaften schätzt (Umfrage) • Zahlungsbereitschaft (Umfrage) | • Keine Zielwerte bekannt | • Nicht bekannt | |
• Mindestzahl an landwirtschaftlichen Betrieben in einer Region zur Erhaltung des landwirtschaftlichen Erfahrungswissens | • Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in einer Region • Anzahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten in einer Region | • X Betriebe/Landkreis • X Beschäftigte/Landkreis | • Nicht bekannt | |
• Erhalt von ländlicher Infrastruktur | • Grundversorgung mit Dienstleistungen der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen, die vom demografischen Wandel besonders betroffen sind (BMEL 2015b) | • Vorhandensein von Dienstleistungen der Daseinsvorsorge in Bezug auf x Einwohner bzw. x ha Fläche | • Maßnahmenprogramme: u. a. Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung“, „Land(auf)Schwung“,„Unser Dorf hat Zukunft“, „Kerniges Dorf! Ortsgestaltung durch Innenentwicklung“ • Aktionsprogramm „Regionale Daseinsvorsorge“ (BMEL 2015b) |
-
Verlust von Biodiversität und Habitatqualität durch Stoffeinträge;
-
Nitratproblematik, Arzneimitteleinträge, Pestizideinträge (Auswirkungen u. a. auf Wasserqualität);
-
Antibiotikaresistenz;
-
Klimaschutz: Treibhausgas-Emissionen.
-
Biodiversitäts- und Habitatverlust;
-
Bodenschutz: Erosion, Schadverdichtung;
-
Treibhausgas-Emissionen durch Landnutzungsänderungen;
-
Anpassung an den Klimawandel.
-
Implementationsdefizite;
-
Fehlende operationalisierte Ziele und unklare Rechtsbegriffe;
-
Unzureichende Kontroll- und Sanktionsmechanismen;
-
Zu wenige Lernprozesse und zu wenig sektorübergreifende Kooperation.
6.7 Abgleich der derzeitigen Agrarpolitik mit den agrarpolitischen Leitlinien
Nr. | Leitlinie | Ist-Zustand | Differenz |
---|---|---|---|
1 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik geht davon aus, dass die langfristige Sicherung der Produktion von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Rohstoffen die Sicherung der ökologischen Voraussetzungen der Produktion wie Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und sauberes Wasser erfordert. Sie stärkt Maßnahmen zur langfristigen Sicherung der Natur- und Umweltressourcen gegenüber Tendenzen zur kurzfristigen, aber nicht nachhaltigen Steigerung der Produktion. Dabei orientiert sie sich am Verursacher-, Kooperations-, Vorsorge-, Vorsichts- und Nachhaltigkeitsprinzip. | • Anhaltende Verluste an Biodiversität und Habitatqualität; anhaltende bedenkliche Tendenzen bei der Bodenfruchtbarkeit; Wasserqualität nicht überall in befriedigendem Zustand | • Kumulative Auswirkungen der vorherrschenden landwirtschaftlichen Praktiken problematisch; • Defizite bei der Übersetzung des Verursacher-, Kooperations-, Vorsorge-, Vorsichts- und Nachhaltigkeitsprinzips ins Fachrecht und bei dessen Implementierung |
2 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik unterstützt die Entwicklung von resilienten, nachhaltigen und ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Produktionssystemen, die im Einklang mit dem Erhalt intakter und leistungsfähiger ökologischer Systeme und der natürlichen Ressourcen wirtschaften und sich im Zuge des ökonomischen, ökologischen und sozialen Wandels dynamisch und ohne abrupte Strukturbrüche entwickeln. Sie sichert und stärkt zu diesem Zweck insbesondere die ökologische und ökonomische Anpassungsfähigkeit landwirtschaftlicher Produktionssysteme sowie die Lernfähigkeit der beteiligten Personen und Organisationen. | • Viele Betriebe in wichtigen Teilsektoren (z. B. Milch, Schwein) ökonomisch anfällig gegenüber ungünstigen Marktentwicklungen; Resilienz gegenüber Klimawandel oft unklar; Nachwuchsprobleme in Teilbereichen (keine Hofnachfolge); Verlust an landwirtschaftlichem Erfahrungswissen durch starken Strukturwandel | • Resilienzorientierung im Gegensatz zur Orientierung an Produktivitäts- und Produktionssteigerung noch nicht weit verbreitet; • Konzepte zur umfassenden Resilienzbewertung für landwirtschaftliche Produktionssysteme und Betriebe noch im frühen Forschungs- und Entwicklungsstadium |
3 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik ist darauf ausgerichtet, dass neben der Produktion von Lebensmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen die Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft gesichert werden. Insbesondere der Erhalt und die Pflege von ökologisch intakten Landschaften, Habitaten und Ökosystemleistungen stellen wichtige Leistungen der Landnutzung durch Landwirte dar. | • Anhaltender Verlust von ökologisch wichtigen Landschaftselementen und Habitaten • Viele Ökosystemleistungen gefährdet (z. B. Bestäuberproblematik) • Erbringung von Gemeinwohlleistungen oft abhängig von staatlichen Zuwendungen im Rahmen der Agrarumweltprogramme | • Ordnungsrechtliche und Agrarumweltmaßnahmen tragen zur Sicherung von Gemeinwohlleistungen der Landwirtschaft bei, Ergebnis aber insgesamt derzeit nicht befriedigend. |
4 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik stellt einen zufriedenstellenden Zustand der Ressourcen des Natur- und Umweltschutzes sicher. Sie sorgt dafür, dass gesetzliche Mindeststandards eindeutige ökologische Leitplanken für die landwirtschaftliche Produktion definieren, die sich am Stand der Wissenschaft sowie am Vorsorgeprinzip orientieren und dabei systemische Zusammenhänge und schädliche kumulative Effekte berücksichtigen. Sie duldet keine Vollzugs- und Regelungsdefizite bei der Durchsetzung gesetzlicher Mindeststandards. | • Zustand der Ressourcen des Natur- und Umweltschutzes ist vielfach nicht zufriedenstellend; Vollzugs- und Regelungsdefizite bei der Durchsetzung gesetzlicher Mindeststandards | • Standards als Ergebnis politischer Kompromisse. Daher vielfach unklar, ob sich Standardsetzung hinreichend am Vorsorgeprinzip orientiert und systemische Zusammenhänge und kumulative Effekte berücksichtigt; Vielzahl unzureichend operationalisierter Rechtsbegriffe; Hinweise auf verbreitete Vollzugs- und Regelungsdefizite. |
5 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik ist vorrangig darauf ausgerichtet, dass die Anliegen des Umwelt- und Naturschutzes in der gesamten Fläche berücksichtigt werden. Eine räumliche Separierung von Landnutzung und Naturschutz wird nur dort vorgesehen, wo dies zur Erreichung von Natur- und Umweltschutzzielen notwendig ist. Das bedeutet, dass die Landwirtschaft an allen Standorten so betrieben wird, dass den Anliegen des Natur- und Umweltschutzes in angemessener Weise Rechnung getragen wird. | • Zunehmende Intensivierung der Landbewirtschaftung in hochproduktiven Regionen. Teilrückzug der Landwirtschaft aus marginalen Standorten (Stichwort „Verwaldung“) | • Anreize bzw. finanzielle Kompensation vielerorts gerade noch ausreichend • Gefahr des Ausstiegs der Landwirte in hochproduktiven Regionen aus freiwilligen Maßnahmen; Gefahr der Aufgabe der Landwirtschaft an marginalen Standorten |
6 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik ist darauf ausgerichtet, dass einerseits alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die den Markt erreichen, unter Bedingungen erzeugt werden, die mit der langfristigen Sicherung der Ressourcen des Natur- und Umweltschutzes vereinbar sind, und dass andererseits eine flächendeckende landwirtschaftliche Produktion in Deutschland stattfindet, welche die ökologischen Leitplanken beachtet und möglichst viele positive Umwelt- und Naturschutzleistungen erbringt. | • Vielfache Nachhaltigkeitsdefizite sowohl in der heimischen Produktion als auch bei importierten Produkten | • Rahmenbedingungen ermöglichen und begünstigen teilweise Geschäftsmodelle, die auf nicht-nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktion beruhen. |
7 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik berücksichtigt, dass die Leistungen des Natur- und Umweltschutzes nicht automatisch als Koppelprodukt der landwirtschaftlichen Erzeugnisse entstehen. Sie stellt geeignete Rahmenbedingungen her, welche den Landnutzern die dauerhafte Erbringung dieser Gemeinwohlleistungen ermöglicht. Dazu gehört insbesondere die Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen, Transparenz der Umweltleistungen von Produkten und Produzenten sowie ggf. die Honorierung derjenigen Gemeinwohlleistungen, die vom Markt nicht angemessen entlohnt werden. | • Importwettbewerber unterliegen oft nicht den gleichen Anforderungen. Abgesehen von klar definierten Labeln und Corporate Social Responsibility oft geringe Transparenz der Umweltleistungen von Produkten und Produzenten. Teilweise Honorierung von Gemeinwohlleistungen durch Mehrpreisbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher (z. B. für Bioprodukte) und staatliche Programme. | • Oft unzureichende Sicherung von Umweltanforderungen auf hohem Niveau durch regulative Harmonisierung von Standards, jedoch Herausbildung von privaten transnationalen Standards (GlobalGAP). Unzureichende Transparenz der Umweltleistungen von Produkten und Produzenten. Gemeinwohlleistungen nur teilweise vom Markt bzw. aus staatlichen Programmen honoriert. |
8 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik setzt finanzielle Mittel zielgerichtet und effektiv für die Sicherung der Gemeinwohlleistungen ein. Sie gewährt keinen finanziellen Ausgleich für die bloße Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards, es sei denn zur Kompensation von daraus entstehenden Wettbewerbsnachteilen auf offenen Märkten. Sie stellt sicher, dass eventuelle Kompensationen auf wissenschaftlich nachgewiesenen Mehrkosten beruhen und die Regeln der WTO beachten. | • Erste Säule: Finanzieller Ausgleich für die bloße Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards. • Kein klarer Zusammenhang zwischen den Kompensationen und wissenschaftlich nachgewiesenen Mehrkosten. • GAP ist WTO-kompatibel. | • Geringe Zielgenauigkeit der Zuwendungen. De facto Vorrang einkommenspolitischer Ziele bei der Ausgestaltung der GAP, insbesondere der Ersten Säule. |
9 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik sorgt dafür, dass Natur- und Umweltschutz in Deutschland nicht auf Kosten Dritter geschieht. Sie vermeidet ökologische Überwälzungseffekte in Drittländer und stellt sicher, dass Nachhaltigkeitsdefizite reduziert und nicht bloß ins Ausland verlagert werden. | • Zahlreiche Beispiele für negative internationale Überwälzungseffekte (z. B. Biomasseerzeugung aus Palmöl, Futtermittelimporte aus Lateinamerika). Einige staatliche und private Initiativen (EU-Biomasse-VO; Label für nachhaltiges Palmöl). | • Problem ist vielfach erkannt, aber noch nicht immer systematisch bei der Politikgestaltung bzw. der Governance von Wertschöpfungsketten adressiert. |
10 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik bezieht die Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher konsequent ein. Sie trägt dazu bei, dass möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher die Naturschutz- und Umweltleistungen von landwirtschaftlichen Produkten und Produktionsweisen erkennen und kompetent beurteilen können. Sie erreicht, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ein hohes Vertrauen in die landwirtschaftliche Erzeugung haben. | • Hohes Interesse und Kompetenz bei Teilgruppen der Verbraucher. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher oft unsicher über die Umweltleistungen bei der Erzeugung von Produkten (Problematik der Vertrauensgüter). Verbreitet ambivalente Einstellungen gegenüber der heutigen Nahrungsmittelproduktion. | • Vielfältige Ansätze zur Erhöhung der Verbraucherkompetenz, etwa im Schulunterricht. Vielfältige Transparenz- und Labelinitiativen führen oft zu Verbraucherverwirrung. Private Standards und Labels setzen selektiv an wenigen gut kommunizierbaren Elementen an. |
11 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik verfolgt einen systemischen Ansatz. Sie sorgt dafür, dass ökologische Problemlagen der landwirtschaftlichen Produktion auf den entsprechenden räumlichen und zeitlichen Skalen adressiert und beispielsweise standörtliche Gegebenheiten berücksichtigt werden können. | • Programmierung der Agrarpolitik erfolgt räumlich auf der Ebene von EU, Mitgliedstaaten und in Deutschland den Bundesländern und folgt zeitlich dem Siebenjahres-Rhythmus der mittelfristigen Finanzplanung der EU. | • Fehlende Mechanismen zur Adressierung von Problemen auf den relevanten räumlichen (z. B. Wassereinzugsgebiete) und zeitlichen Skalen. |
12 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik sorgt für eine Vernetzung der Akteure, die zur Sicherung oder Erbringung von ökosystemaren Leistungen zusammenarbeiten müssen oder dazu beitragen können. Sie unterstützt die Beteiligung der betroffenen gesellschaftlichen Gruppen und eine wertschätzende, ergebnisorientierte Kommunikation zwischen allen Beteiligten. | • Gute Beispiele und Pilotprojekte für Akteursvernetzung und verbesserte Kommunikation. Zugleich oft polarisierte öffentliche Kommunikation um z. B. „Agrarfabriken“ und defensive Kommunikation des Sektors („der Landwirt wird in die Ecke gestellt“). | • Starke Verbesserungspotenziale zur regionalen Vernetzung von Akteuren sowie zu einer verbesserten dialogischen Kommunikation. |
13 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik sorgt dafür, dass jeglicher administrativer Aufwand zielführend, notwendig, und verhältnismäßig ist. Sie nutzt neue Techniken der Erfassung und Verarbeitung von umweltrelevanten Daten zur Minimierung der Transaktionskosten für alle Beteiligten. | • Derzeitiger administrative Aufwand von vielen Landwirten als Zumutung empfunden. | • Verwaltungs- und Kontrollsysteme derzeit auf die mehrstufigen Rechnungskontrollsysteme von EU, Bundesregierung und Landesregierungen ausgerichtet. Vermutlich hohes Potenzial zur Erhöhung der Steuerungsrelevanz der Daten und zur Minimierung der Transaktionskosten, vorbehaltlich Machbarkeitsstudien. |
14 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik stärkt die ökonomische, ökologische und soziale Kompetenz und Lernfähigkeit der landwirtschaftlichen Akteure. Sie stellt sicher, dass die Aus- und Fortbildung sowie die Beratung auf allen Ebenen die in der Landwirtschaft Tätigen befähigt und ermutigt, die Naturschutz- und Umweltaspekte der Landnutzung sowie die ökologischen Zusammenhänge in ihrer ganzen Bedeutung zu verstehen und angemessen zu bewerten. Sie strebt an, dass möglichst viele Landnutzer in der Lage sind, einen optimalen Beitrag zu einem zufriedenstellenden Zustand der Umweltressourcen und zum Aufbau widerstandsfähiger landwirtschaftlicher Produktionssysteme zu leisten. | • Ökologischen Zusammenhängen kommt in der landwirtschaftlichen Ausbildung auf allen Ebenen von der Berufsschule bis zur Universität zumeist kein zentraler Stellenwert zu. Vielfach als Zusatzgesichtspunkte betrachtet. | • Starke Verbesserungspotenziale für eine flächendeckende Verankerung ökologischer Zusammenhänge als integraler Bestandteil des Lernens über landwirtschaftliche Produktionsmethoden und -systeme. |
15 | • Eine zukunftsfähige Agrarpolitik unterstützt das Erfahrungswissen der Landwirte durch eine praxisnahe, gemeinwohlorientierte staatliche Forschung und entsprechende Beratungs- und Bildungsangebote. Sie setzt darauf, dass Expertisen und neueste Erkenntnisse der Wissenschaft von gesamtgesellschaftlichem Nutzen zeitnah an allen Lehr- und Weiterbildungsstätten vermittelt werden. Gleichzeitig fördert sie den Wissenstransfer zwischen der Landwirtschaft und den Forschungs- und Bildungseinrichtungen. | • Transfer zwischen Forschung und landwirtschaftlicher Praxis vielfach als verbesserungsfähig angesehen. | • Verbesserungsmöglichkeiten für den Transfer zwischen Forschung und landwirtschaftlicher Praxis könnten beispielsweise durch eine Benchmarking-Studie mit der Schweiz oder dem hoch integrierten niederländischen System („Goldenes Dreieck“ von Agrarwirtschaft, Staat und Wissensproduzenten) präzisiert werden. |