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2024 | OriginalPaper | Chapter

1. Eine Matrix indischer Kulturstandards – Wie können wir Indien verstehen?

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Zusammenfassung

Indien ist ein Subkontinent der Widersprüche: archaische Kulturmuster und modernste Technologie, Ochsenkarren gegenüber Digitalisierung, bitterste Armut neben unermesslichem Reichtum, kreatives Chaos gegenüber strikten Familienordnungen, unzählige Sprachen und Religionen – und dennoch ein Einheitsbewusstsein, ein Kulturstolz, der sich abgrenzt und doch zugleich das je Andere zu vereinnahmen in der Lage ist. Indien, dessen gut funktionierende Institutionen – Militär, Verwaltung, Bildungswesen, Bahn, Post – vom kolonialen Erbe geprägt sind und doch eine moderne nationale Entwicklung gestützt haben; Indien, das gelegentlich an Bürokratie zu ersticken droht und doch Feste und Pilgerschaften organisieren kann, die bis zu 20 Mio. Menschen transportieren, auf engem Raum zusammenführen und ernähren; Indien, das für so viele unerträglich widersprüchlich und doch unendlich faszinierend zugleich ist …
Was hält diese Welt zusammen? Warum bricht dieses heterogene Staatengebilde nicht auseinander? Handelt es sich überhaupt um eine Nation oder um mehrere? (Diese Frage ist nicht neu, sondern bereits Ende des 19. Jahrhunderts gestellt worden. Dazu Ainslie T. Embree, Utopias in Conflict. Religion and Nationalism in Modern India, Delhi: Oxford University Press 1992.) Immer wieder in der Zerreißprobe – ökonomisch, ökologisch, religiös – und doch nicht zerrissen.

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Footnotes
1
Diese Frage ist nicht neu, sondern bereits Ende des 19. Jahrhunderts gestellt worden. Dazu Ainslie T. Embree, Utopias in Conflict. Religion and Nationalism in Modern India, Delhi: Oxford University Press 1992.
 
2
Wenngleich Gruppen des Hindu-Nationalismus, der von 1998–2004 und nun erneut seit 2014 mit der BJP (Bharatiya Janata Party) die parlamentarische Mehrheit und damit die Zentralregierung stellt, das Englische zurückzudrängen versucht, ist es doch aus der Geschäftswelt Indiens nicht wegzudenken, denn es ist von größtem Vorteil in einem Land mit zahlreichen ganz unterschiedlichen Sprachen.
 
3
Ein Grundlagenwerk für das Ineinandergreifen kultureller, ökonomischer und politischer Aspekte: D. Rothermund (Hrsg.), Indien. Kultur, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Umwelt, München: C.H.Beck 1995.
 
4
Eine neue komplexe (und kontroverse) Darstellung ist: Wendy Doniger, The Hindus. An Alternative History, New Delhi: Penguin 2009. Im Folgenden stütze ich mich auf die Ausführungen in: Regina und Michael von Brück, Leben in der Kraft der Rituale. Religion und Spiritualität in Indien, München: C.H.Beck 2011; Michael von Brück, Mystik im Hinduismus, in: Hans-Joachim Simm (Hrsg.), Die Religionen der Welt. Ein Almanach zur Eröffnung des Verlags der Weltreligionen, Frankfurt a. M.: Verlag der Weltreligionen/Insel 2007.
 
5
So zählte der Premierminister Vajpayee (BJP) zu seinen Anhängern, aber auch Premierministerin Indira Gandhi (Congress-I) soll seinen Rat gesucht haben; vor allem aber zählte der Physiker bzw. Raketentechniker und Präsident Indiens (2002–2007), Abdul Kalam (Muslim), zu seinen Anhängern.
 
6
Weiterführend auch ein Film von Shekhar Kapur („Bandit Queen“ 1994), der Phoolan Devi weltweit bekannt machte.
 
7
Mündliche Mitteilung von Swami Chidananda Saraswati von Rishikesh, in Madras (Chennai) Frühjahr 1982.
 
8
Weiterführend auch: Michael von Brück, War and Peace in Hinduism, in: P. Schmidt-Leukel (Hrsg.), War and Peace in World Religions. London: SCM Press 2004, 11–32.
 
9
Weiterführend: Regina und Michael von Brück, Leben in der Kraft der Rituale, aaO, S. 111 ff.
 
10
Die Literatur ist unübersehbar, hinführend sind: Susan Bayly, Caste, Society and Politics in India from the Eighteenth Century to the Modern Age, Cambridge: Cambridge University Press 2001; Stuart Corbridge, John Harriss, Craig Jeffrey, India Today: Economy, Politics and Society, John Wiley & Sons 2013; Frank de Zwart, The Logic of Affirmative Action: Caste, Class and Quotas in India, Acta Sociologica, 43 (3): July 2000, S. 235–249.
 
11
Letzteres ist wohl auch der Grund, dass Gandhi zwar die Unberührbarkeit der Parias, im Unterschied zu Ambedkar nicht aber das Kastensystem als solches abschaffen wollte. Siehe z. B. Bidyut Chakrabarty, Social and Political Thought of Mahatma Gandhi. (= Studies in Social and Political Thought), London/New York, NY: Routledge 2005; Dieter Conrad, Gandhi und der Begriff des Politischen. Staat, Religion und Gewalt. (Hrsg Barbara Conrad-Lütt), München: Wilhelm Fink 2006.
 
12
Das mag mit dem Charakter der IT zusammenhängen, wo ingenieurtechnisches Wissen nicht mehr „blue collar work“ ist. Dazu eine Anekdote: Ich lebte in den 1980er-Jahren einige Jahre in Madras (Chennai). Am IIT (Indian Institute of Technology) lehrten und forschten auch deutsche Kollegen. Auf meine Frage, ob es einen markanten Unterschied zu deutschen Studierenden gäbe, kam die Antwort: In Mathematik und theoretischer Physik seien die Inder haushoch überlegen; als Ingenieure hingegen seien die Inder im Nachteil, denn die Kastenzugehörigkeit verbiete es einem Theoretiker, in die Werkstatt zu gehen, Hand anzulegen und sich „die Hände schmutzig“ zu machen. Selbst wenn sich das heute geändert hat, ist eine solche Mentalität nicht auszuschließen.
 
13
Mündlich Mitteilung von Herbert Kroll, der jahrzehntelang das Management von Bosch India (MICO) erst in Nasik, dann in Bangalore führte. (Juni 2009).
 
Literature
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Metadata
Title
Eine Matrix indischer Kulturstandards – Wie können wir Indien verstehen?
Author
Michael von Brück
Copyright Year
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43014-6_1

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