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2022 | Book

Einfach zu einfach

Wie die leichten Lösungen unsere Demokratie bedrohen

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About this book

Stellen Sie sich vor, ein demokratischer Staat muss ein komplexes Problem lösen. Der Lösung muss eine Mehrheit der Bevölkerung zustimmen. Es stehen zwei Lösungen zur Wahl: Eine komplizierte, die schwer zu verstehen ist, das Problem aber löst und eine einfache, die leicht verständlich dargestellt werden kann, aber falsch ist, und das Problem nicht löst. Welche wird die Wahl gewinnen? Vermutlich die leichte, falsche Lösung.

Wir Menschen tragen den „sense making Trieb“ in uns. Wir wollen verstehen, was um uns herum geschieht. Die Welt ist aber zu schwierig und zu kompliziert, um sie tatsächlich begreifen zu können. Das macht die leichten Scheinlösungen so verführerisch. Wir lieben sie, weil sie uns vorgaukeln, wir wüssten Bescheid. Politiker wissen das und bedienen uns mit leichter Kost und die Medien wissen es auch. Das führt zu der Frage: Sind Demokratien mit Ihrer breiten politischen Mitbestimmung überhaupt in der Lage, die hochkomplexen Probleme unserer Zeit zu lösen?

Früher hat uns das Denken in weltanschaulichen Bahnen geholfen. Aber die Zeit ist darüber hinweggegangen und heute gibt keine klaren "linken" oder "rechten" Lösungen mehr. Wir brauchen deshalb dringend neue Wege, um als Demokratie zu überleben.

Table of Contents

Frontmatter

Ein Gedankengestell

Frontmatter
Kapitel 1. Wie kann man nur!?
Zusammenfassung
Anfang März des Jahres 2021, zwei Monate nachdem der Sieger der amerikanischen Präsidentschaftswahl, Joe Biden, sein Amt angetreten hatte, hielt der Verlierer dieser Wahl, Donald Trump, seine erste Rede nach der von ihm niemals eingestandenen Wahlniederlage. Seine Zuhörer in Orlando waren Teilnehmer der Conservative Political Action Conference. Es war ein Heimspiel für den Ex Präsidenten.
Joachim Weimann
Kapitel 2. Der „sense making“ Trieb
Zusammenfassung
Menschen suchen nach einem umfassenden Weltverständnis. In der psychologischen Literatur wird „sense-making“, der Wunsch, den Sinn von Dingen und Phänomenen zu verstehen, als ein Trieb bezeichnet, der durchaus gleichzusetzen sei mit dem Trieb, Durst zu löschen, Hunger zu stillen oder dem Sexualtrieb. Es gibt gute Gründe dafür, warum dieser Trieb in uns entstanden ist, als die Menschheit ihre evolutionäre Prägung erfuhr.
Joachim Weimann
Kapitel 3. Der Ideologieraum damals und heute
Zusammenfassung
Wenn man das bisher Gesagte zusammenfasst, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Bedingungen für eine gelingende Demokratie eigentlich ziemlich schlecht sind.
Joachim Weimann
Kapitel 4. Die Macht der einfachen Lösungen
Zusammenfassung
Was hat sich verändert? Auf den ersten Blick gibt es das alte Links-Rechts-Schema immer noch. Die SPD ist immer noch links und die CDU immer noch rechts.
Joachim Weimann
Kapitel 5. Der Wettbewerb um den Verständnis-Median
Zusammenfassung
Einer der großen Vorzüge des Medianwählermodells besteht darin, dass es relativ einfach ist und eine leicht nachvollziehbare, intuitive Darstellung des politischen Wettbewerbs erlaubt. Wenn wir dieses Modell nicht weiterverwenden, weil seine Grundvoraussetzungen nicht mehr erfüllt sind, brauchen wir eine Alternative, die uns in ähnlicher Weise eine Strukturierung des Problems erlaubt und dabei hilft, die Gedanken zu sortieren. Es sind jetzt genug Vorüberlegungen angestellt worden, um einen Vorschlag für eine solche Alternative zu unterbreiten.
Joachim Weimann

Sense Making

Frontmatter
Kapitel 6. Was wäre rational?
Zusammenfassung
Menschen konnten zu keiner Zeit wirklich und in einem umfassenden Sinne die Welt, in der sie lebten, verstehen. Sie waren immer überfordert und sie sind es umso mehr, je komplexer die Welt geworden ist. Dass es sich so verhält, ist offensichtlich.
Joachim Weimann
Kapitel 7. Selbstüberschätzung
Zusammenfassung
Ab jetzt wird es politisch ein wenig unkorrekt, weil es nun darum gehen soll, welche großen und kleinen Fehler reale Menschen häufig begehen. Das geht nicht ohne die Zuweisung von Eigenschaften ab, die man wirklich nicht als „positiv“ oder „erstrebenswert“ bezeichnen würde. Aber natürlich muss sich die geneigte Leserin nicht angesprochen fühlen.
Joachim Weimann
Kapitel 8. Narrative
Zusammenfassung
Fassen wir an dieser Stelle kurz zusammen, was in diesem Buch bisher geschrieben wurde, um den Zusammenhang nicht aus den Augen zu verlieren. Im Kern geht es um Mehrheitsentscheidungen in Demokratien, das heißt darum, dass jede politische Entscheidung im Grundsatz die Zustimmung einer Mehrheit braucht. Allerdings wird es für die Menschen, die über alternative Lösungen für gesellschaftliche Probleme an der Wahlurne zu entscheiden haben, immer schwieriger, eine solche Entscheidung zu treffen, weil die Welt in rasender Geschwindigkeit komplexer und komplizierter wird.
Joachim Weimann
Kapitel 9. Die Bodyguards
Zusammenfassung
Menschen wollen klare Verhältnisse. Sie mögen es nicht, wenn die Welt um sie herum wie ein Chaos aussieht, das sie nicht verstehen und sie mögen es auch nicht, dass der Zufall eine große Rolle spielen soll. Sie glauben lieber an „Ursache und Wirkung“, also an klare Kausalitäten und damit einfach zu identifizierende Verantwortlichkeiten.
Joachim Weimann
Kapitel 10. Ein Experiment
Zusammenfassung
Sie glauben nicht daran, dass gebildete Menschen fest an ihren Narrativen festhalten, auch dann, wenn es gute Gründe gibt, diese zu korrigieren? Machen Sie die Probe aufs Exempel. Allerdings müssen Sie dazu zunächst selbst Ihr Weltbild unter Umständen ein Stückchen korrigieren.
Joachim Weimann

Der Fluch der leichten Lösung

Frontmatter
Kapitel 11. Eine verhängnisvolle Kette
Zusammenfassung
Das sense making derer, die in einer Demokratie letztlich das Sagen haben (das sind die wahlberechtigten Männer und Frauen) hat in aller Regel zum Ergebnis, dass sich Narrative herausbilden, die das individuelle Verständnis für ein politisch relevantes Problem bestimmen. Diese Narrative werden sorgsam geschützt, indem sichergestellt wird, dass störende Informationen, in Form von Fakten, Daten und dem Wissen über kausale Zusammenhänge, dem Narrativ nicht zu nahekommen können. Was macht das mit den anderen Akteuren, die im politischen Raum bedeutsam sind?
Joachim Weimann
Kapitel 12. Politik in Zeiten des Informationsüberflusses
Zusammenfassung
Der Erfolg eines Politikers oder einer politischen Partei hängt in einer Demokratie davon ab, ob er oder sie eine Mehrheit gewinnen kann oder nicht. Nach allem, was wir bisher erarbeitet haben, dürfte klar sein, dass Mehrheiten nur zu gewinnen sind, wenn man als Politiker ein Narrativ hat, das mehrheitsfähig ist. An dieser Stelle kommt der Verständnis-Median ins Spiel.
Joachim Weimann
Kapitel 13. Sehr schlechte Narrative
Zusammenfassung
Narrative sind notwendig. Wir brauchen sie, um die Welt verstehen zu können. Aber es gibt gute Narrative, die erklären ohne zu verzerren und es gibt schlechte Narrative, die manipulieren. Und dann gibt es noch die sehr schlechten Narrative. Fangen wir mit denen an.
Joachim Weimann
Kapitel 14. Schlechte Narrative
Zusammenfassung
Was unterscheidet ein schlechtes Narrativ von einem sehr schlechten Narrativ? In erster Linie seine Herkunft. Es stammt nämlich aus der rechten Hälfte des Verständnisraums, also aus der eigentlich besser informierten Ecke.
Joachim Weimann
Kapitel 15. Narrative der Klimapolitik
Zusammenfassung
Im Folgenden geht es nicht mehr um die Frage, ob wir Klimapolitik brauchen oder nicht. Es wäre in hohem Maße unvernünftig, sich nicht gegen die Risiken eines tief greifenden Klimawandels zu versichern. Dies gilt erst Recht im Hinblick auf unsere Verantwortung für die Lebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen.
Joachim Weimann

Was kann man tun?

Frontmatter
Kapitel 16. Wem können wir trauen?
Zusammenfassung
Wir können auf Narrative nicht verzichten. Sie sind das einzige Mittel, mit dem wir die notorische Überforderung bewältigen können, der wir ausgesetzt sind, weil wir niemals alles das verstehen können, was wir verstehen wollen. Wir schaffen nur die Kurzformen, die vereinfachten Versionen.
Joachim Weimann
Kapitel 17. Strukturreformen: Politikberatung und Medien
Zusammenfassung
Zu Beginn sei klargestellt, dass die beiden Grundrechte, die die Medien einerseits und die Wissenschaft andererseits schützen, nicht angetastet werden dürfen. An der Pressefreiheit und der Freiheit von Wissenschaft und Forschung darf nicht gerüttelt werden. Die Reformen, die zum Abschluss dieses Buches vorgeschlagen werden, sind nicht kompliziert und überhaupt wird der Teil, der sich mit der Lösung des Problems der „leichten Lösungen“ befasst, sehr kurz ausfallen.
Joachim Weimann
Backmatter
Metadata
Title
Einfach zu einfach
Author
Prof. Dr. Joachim Weimann
Copyright Year
2022
Electronic ISBN
978-3-658-36044-3
Print ISBN
978-3-658-36043-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-36044-3