2011 | OriginalPaper | Chapter
Einführung und Überblick
Author : Christian Thiel
Published in: Das „bessere“ Geld
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Verrückt erscheint es in der Tat, wie bereitwillig Menschen ihre Habe und ihre Arbeitskraft gegen nichts anderes als ein Versprechen eintauschen. Denn die Zahlen auf unserem Konto, das Papier und Metall in unserer Hand sind an sich wertlos. Wir vertrauen blind darauf, den durch sie dokumentierten Betrag jederzeit wieder gegen einen gleichwertigen Teil des Sozialprodukts eintauschen zu können. Aber das Geld, das so zentral ist für unsere Gesellschaft, das unsere arbeitsteilige Wirtschaft erst ermöglicht und sämtliche Bereiche koordiniert, ist nichts Reales. Geld ist ausschließlich ein fein gewobenes Netz gegenseitiger Ansprüche und Verpflichtungen, dokumentiert in unterschiedlichen Varianten und verwaltet durch mächtige Organisationen. Wie leicht dieses feine Netz zu erschüttern ist, zeigt die gegenwärtige Finanzkrise. Der Ausfall einiger Immobilienkredite in den USA führte zu einer Kettenreaktion. Ein Kollaps des gesamten Finanzsystems konnte vorerst durch weltweite Staatshilfen in Billionenhöhe verhindert werden. Diese Krise offenbarte jedoch nicht nur die Zerbrechlichkeit des Geldes, sondern auch wie sehr der gesellschaftliche Wandel es geprägt und verändert hatte. Mit Globalisierung, Liberalisierung und Virtualisierung wurde auch das Geldsystem immer schneller, komplexer und unberechenbarer.