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2023 | Book

Emissionsfreie Gebäude

Von der „Ganzheitlichen Sanierung“ zur „Seriellen Sanierung“

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About this book

Dieses Buch stellt die Konzepte „Ganzheitlichen Sanierung“ und davon abgeleitet die „serielle Sanierung“ vor. Es beschreibt den direktesten Weg hin zum CO2-neutralen Gebäudebestand. Dabei wird vom Zielzustand 2045 aus gedacht und geplant. Durch diese langfristige Perspektive wird ein effektiveres Vorgehen ermöglicht, denn man vermeidet dadurch, sich mit halbherzigen Sanierungsschritten die Zukunft zu verbauen und unnötiges Geld auszugeben.

Wie solche CO2-neutralen Gebäude bereits heute realisiert werden, beschreibt die abgeschlossene Sanierung eines Sparkassengebäudes mit einer abgestimmten Kombination aus Energieeffizienz, Erneuerbaren Energien und Einbeziehung der Mitarbeiter. Die vielschichtigen Maßnahmen werden Schritt für Schritt diskutiert, um die in der Praxis gemachten Erfahrungen für alle, die sich mit Sanierungen beschäftigen, weiter zu geben. Im letzten Kapitel werden die neuesten Entwicklungen der seriellen Sanierung beschrieben und ein Ausblick über sein vielversprechendes Potenzial gegeben.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Die Stadt der Zukunft
Zusammenfassung
Seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts und nach Überwindung vieler Schwierigkeiten hat sich allmählich die Tendenz durchgesetzt, den Planeten als Heimat zu begreifen und die Menschheit als ein Volk, das ein gemeinsames Haus bewohnt. Die Erde, unser Haus, scheint sich immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie zu verwandeln. Es besteht eine starke wissenschaftliche Erkenntnis darüber, dass wir uns in einer besorgniserregenden Erwärmung des Klimasystems befinden. Heute beobachten wir zum Beispiel das maßlose und ungeordnete Wachsen vieler Städte, die für das Leben ungesund geworden sind, nicht nur aufgrund der Verschmutzung durch toxische Emissionen, sondern auch aufgrund des städtischen Chaos, der Verkehrsprobleme und der visuellen und akustischen Belästigung. Die schlimmen Auswirkungen sind bereits heute weltweit erfahrbar.
Stefan  Oehler
Kapitel 2. Das Konzept der CO2-neutralen Sanierung
Zusammenfassung
Auf der Suche nach dem kürzesten Weg zum emissionsfreien Gebäudebestand wurde das Konzept der CO2-neutralen Gebäudesanierung entwickelt. Dabei wird vom emissionsfreien Zielzustand 2045 ausgehend gedacht und durch diese veränderte Perspektive auf die heutigen Gebäude ergibt sich automatisch ein ganz anderes Vorgehen. Das zukünftige, emissionsfrei sanierte Gebäude wird mit dem aktuellen Gebäudezustand verglichen. Über dieses Delta zwischen Ist und Soll wird gesprochen, anstatt wie bisher den aktuellen Zustand ein wenig zu verbessern, ohne zu wissen, wohin man als Nächstes möchte. Der Soll‐Zustand des emissionsfreien Gebäudebestandes ist so detailliert wie möglich zu beschreiben, um sich strategisch auf dem Weg dahin besser aufstellen zu können. Eine heutige Berechnung mit einem noch zu entwickelnden „GEG 2045“ kann entscheidende Voraussetzungen dafür schaffen (siehe Abschn. 2.6) und es wird dann nur noch darüber diskutiert werden müssen, wie schnell diese Differenz zwischen Ist und Soll auf null reduziert werden kann. Jedes Gebäude ermittelt seinen individuellen Abstand zum Ziel, und alle Sanierungsschritte bauen dann sinnvoll und abgestimmt aufeinander auf. Zwischen heutigen Ist‐Emissionen und den 2045‐Soll‐Emissionen wird eine Gerade gezogen und schon hat man zu jedem beliebigen Zeitpunkt dazwischen einen Anhaltswert, ob man sich über oder unter der Linie befindet und somit im Plan ist oder noch zu schlecht abschneidet.
Stefan Oehler
Kapitel 3. Praxisbeispiel einer ganzheitlichen Sanierung
Zusammenfassung
Um die gesammelten theoretischen Erkenntnisse und Anforderungen in einem praktischen Zusammenhang wiederzugeben, wird im Folgenden an einem Beispiel solch ein Sanierungsprozess mit seiner schrittweisen Annäherung an ein emissionsfreies Gebäude dargestellt. Das Beispiel beschreibt die typischen Problemstellungen, die bei Sanierungen auftreten. Erfahrungen werden beschrieben, die diesen Prozess erleichtert haben, aber auch Probleme aufgezeigt und Kompromisse, die unterwegs aus den unterschiedlichsten Gründen geschlossen werden mussten, geschildert. Beispielsweise hatte der Bauherr zum Schluss des Projektes schlicht keine Energie mehr, die letzten, noch verbliebenen Optimierungen durchzuführen, obwohl bereits alles geplant und ausgeschrieben war. Er beendete diesen Sanierungsschritt mit der Feststellung: Jetzt ist es genug! Auch den Planern ging es nicht anders, sodass diese Anweisung widerstandslos hingenommen wurde. Letztendlich wurden in dieser ersten Sanierungsrunde nicht 100 %, sondern nur 95 % der geplanten Maßnahmen umgesetzt, was nicht weiter dramatisch war. Es soll eine möglichst praxisnahe Darstellung dieses Projektes gegeben werden. Alle wichtigen Aspekte werden beleuchtet, um die gemachten Erfahrungen nutzbringend an Interessierte weiterzugeben und um dem emissionsfreien Gebäudebestand möglichst schnell näherzukommen.
Stefan Oehler
Kapitel 4. Sanierungsfahrplan emissionsfreie Sparkasse
Zusammenfassung
Die im letzten Kapitel beschriebenen Sanierungsmaßnahmen bilden den ersten Schritt des Sanierungsfahrplans, in einem zweiten Schritt kann die Sparkasse zu einem emissionsfreien Gebäude saniert werden. Der Zeitpunkt des zweiten Schrittes wird sich an der Lebenserwartung der einzelnen Komponenten wie Wärmeerzeuger, Lüftungsanlage oder Aufzüge orientieren. Das Gebäude wurde mit einer maximal möglichen Effizienz saniert und wird derzeit ohne fossile Energieträger und mit regenerativem Strom versorgt. Um die nach der ersten Sanierung noch verbliebenen CO2‐Emissionen auf null zu reduzieren, sind folgende Maßnahmen in einem zweiten Sanierungsschritt erforderlich:
Stefan Oehler
Kapitel 5. Faktor-11-Sanierung Münsterländer Hof
Zusammenfassung
Der Hof liegt im Außenbereich und weist eine 500 Jahre alte Geschichte auf. Das 2‐geschossige Haupthaus mit Teilunterkellerung wurde in den 1960er‐Jahren und 1995 saniert. Der Massivbau besteht aus zwei Wohneinheiten für sechs Personen. Das verklinkerte Gebäude war ungedämmt und hatte nur teilweise eine Zwischensparrendämmung. Die Fenster bestanden aus Doppelverglasung oder Einfachverglasung, beheizt wurde der Hof mit einer Öl‐Zentralheizung und einem offenen Kamin. Durch die Sanierung konnte der Heizwärmebedarf um über 90 % gesenkt werden.
Stefan Oehler
Kapitel 6. Effizienzhaus Plus im Altbau, Neu-Ulm
Zusammenfassung
  • Beispiel: Sanierung der Wohnzeile Pfuhlerstr. 4 und 6 in Neu‐Ulm zu Plus-Energie-Häusern, 2012–2015
  • Experimentelles Bauen im Programm „Zukunft Altbau“ des Bundesministeriums BMUB
  • Bauherr: NUWOG‐Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu‐Ulm GmbH
  • Das Wettbewerbsteam war einer von zwei Preisträgern:
  • Hochschule Ruhr West, Werner Sobek Stuttgart, Oehler Archkom Solar Architektur
  • Generalplanung und Realisierung: Werner Sobek Stuttgart
  • Wohnzeile in Neu‐Ulm, Baujahr 1938
  • Heizbedarf vor der Sanierung > 250 kWh/m2 a
  • Heizbedarf nach der Sanierung berechnet: 13 kWh/m2 a
  • Stromüberschuss nach der Sanierung berechnet: 8800 kWh/a
Stefan Oehler
Kapitel 7. Niederländischer „Energiesprong“
Zusammenfassung
Beispiel: Mit dem „Energiesprong“‐Projekt brachte die niederländische Regierung Baufirmen, Bauträger, Fertighausbauer, Baugenossenschaften, Universitäten und Finanzierer zusammen, um gemeinsam ein kostengünstiges und schnell umsetzbares Null‐Energie‐Sanierungspaket zu entwickeln. Dieses Team bietet nach mehreren Jahren Erfahrung ein interessantes Sanierungsmodell an. Die Haushalte in den Niederlanden verbrauchten bisher jährlich 13 Mrd. € und mit diesem Potenzial wird das Sanierungsmodell finanziert. Der „Energiesprong“ wird stark nachgefragt, da man praktisch ohne finanzielle Mehrbelastung ein Null‐Energie‐Haus mit extrem gesteigertem Komfort erhält.
Stefan Oehler
Kapitel 8. Serielle Sanierung zum NetZero Building
Zusammenfassung
Erste Pioniere setzen diese Idee des Energiesprongs inzwischen in Deutschland um und nennen das Sanierungsprinzip hierzulande „serielle Sanierung“, da es sich in vielen Details von dem niederländischen Energiesprong-Ansatz unterscheidet. Die CO2-neutral sanierten Gebäude werden „NetZero Buildings“ genannt. EU und Bundesregierung sind sehr an einer schnellen Verbreitung der seriellen Sanierung interessiert, weil sich nur so der Gebäudebestand schnell und kostengünstig auf CO2-neutrales Niveau sanieren lässt.
Stefan Oehler
Backmatter
Metadata
Title
Emissionsfreie Gebäude
Author
Stefan Oehler
Copyright Year
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41479-5
Print ISBN
978-3-658-41478-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41479-5