Ein zentraler Aspekt ist das Konzept der Kollaboration in industriellen Datenanalyseprojekten und der Geschäftsmodellentwicklung. Wie eingehend erwähnt geht es dabei vor allem darum, den einzelnen Akteuren die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen anzuwenden, es zu erweitern und mit anderen Akteuren zu teilen. Das in AKKORD entwickelte Konzept zum kollaborativen Arbeiten sieht folgende Punkte vor, die vom
Knowledge Management Cycle abgeleitet wurden (Evans et al.,
2014, S. 91 ff):
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Wissensaustausch: Den Akteuren muss ein Werkzeug bereitgestellt werden, mit dessen Hilfe sie sich zum Projekt austauschen können. Dieser Austausch kann auf technischer Ebene oder konzeptioneller Ebene nötig sein.
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Wissensaneignung: Den Akteuren muss Lehrmaterial bereitgestellt werden, mit dem sie ihr Wissen bei Bedarf so erweitern können, wie es für das zugrunde liegende Projekt relevant ist. Des Weiteren ist es hilfreich, wenn Ressourcen bereitgestellt werden, die bereits durchgeführte, ähnliche Projekte thematisieren, um somit die vorhandenen Potenziale hervorzuheben.
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Wissensfindung: Den Akteuren muss ein Werkzeug bereitgestellt werden, das es ihnen ermöglicht herauszufinden, wer potenziell über das nötige Wissen verfügt, und mit diesen Experten in Kontakt zu treten.
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Wissensanwendung: Den Akteuren muss ein Werkzeug bereitgestellt werden, dass es ihnen erlaubt, ihr Wissen zielführend einzubringen und so kollaborativ das Projekt durchzuführen.
Im Folgenden wird erläutert, wie das Konzept durch die in AKKORD entwickelte Work&Learn-Plattform umgesetzt werden konnte.
8.2.1 Nutzungskonzept
Um die Anforderungen, welche für die Kollaborationsmöglichkeiten in der AKKORD Work&Learn-Plattform bestehen, besser nachvollziehen zu können, wurden in Kap.
7 beispielhaft für potenzielle Nutzer der Plattform stehende Personas kreiert (Schwenken et al.,
2023, S. 81 ff.), welche sich im Bereich Industrielle Datenanalyse und Data Science weiterbilden bzw. den Austausch mit weiteren Themenbereichs-Interessierten und Fachexperten suchen (West et al.,
2021, S. 131). Dadurch konnte verdeutlicht werden, dass einige, aber nicht alle Nutzer der Plattform einen IT-Hintergrund haben werden. Außerdem ist davon auszugehen, dass eine ganze Reihe von Nutzern sich bisher noch nicht ausführlich mit dem Themenbereich „Industrielle Datenanalyse und Data Science“ beschäftigt haben.
Für die Kollaboration im Rahmen der entwickelten Online-Plattform konnte abgeleitet werden, dass schnelle und einfache Kommunikationswege von großer Wichtigkeit sind und von potenziellen Plattformnutzern und Stakeholdern bevorzugt werden. Über das umfangreiche Lernangebot hinaus besteht Bedarf an Kontaktmöglichkeiten zu Experten, die im Betrieb bzw. der Organisation des jeweiligen Nutzers unter Umständen nicht oder nur marginal gegeben sind. Aus diesem Grund sollten Fragen direkt auf der Plattform gestellt werden können und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu Fachexperten gegeben sein. Auf dieser Grundlage wurden passende Kollaborationsfeatures konzipiert, die im Abschn.
8.2.2 genauer dargestellt werden.
Die im Rahmen des Projekts konzipierte und entwickelte Work&Learn-Plattform für den Themenbereich Industrielle Datenanalyse und Data Science beinhaltet neben einem Lern-, einem Magazin-, einem Wiki- und einem News-bzw. Channelbereich den für die Kollaboration zentralen Community-Bereich sowie den Servicebereich, über den Nutzer Informationen zu den Best Practices, den Projektpartnern, den AKKORD Baustein-Inhalten und Success Story-Seiten der einzelnen Projektpartner erhalten. In den Beiträgen zu den AKKORD Baustein-Inhalten sind, die im Rahmen des Projekts entwickelten Bausteine verlinkt. Diese können von den Nutzern somit direkt verwendet werden, um spezifische Datenanalysen durchzuführen und somit ihr
Wissen anzuwenden. Eine genauere Beschreibung des Aufbaus der Lernplattform ist in Kap.
7 zu finden.
Um darüber hinaus möglichst vielen Interessenten die Möglichkeit zu geben, das Lern- und Kollaborationsangebot in der digitalen AKKORD Work&Learn-Plattform zu nutzen, steht die Plattform als Open Source-System zur Verfügung. Eine Anmeldung wird per Azure-Account oder per Selbstregistrierung ermöglicht. Es gelangen somit nicht nur Themeninteressierte leichter auf die Plattform, sondern auch Fachexperten, durch deren Wissen und Expertise der Mehrwert der Kollaboration auf der Work&Learn-Plattform steigt. Nutzer mit einem Account auf der Plattform können so beispielsweise Kommentare verfassen, ihr Profil anlegen und bearbeiten bzw. im Benutzerverzeichnis aufgelistet werden und sich mit anderen Nutzern der Plattform in Social Streams austauschen.
8.2.2 Kollaborations-Werkzeuge
Ein zentraler Aspekt, um kleinen und mittleren Unternehmen die Durchführung von Datenanalyseprojekten zu ermöglichen, ist die Verbesserung des unternehmens- und organisationsübergreifenden Austausches. Neben dem Lern- und Wissensbereich sind deshalb der Community-Bereich sowie weitere integrierte Kollaborationswerkzeuge ein weiterer zentraler Bereich der Work&Learn-Plattform. Die Kommunikation zwischen den Stakeholdern wird somit durch die Work&Learn-Plattform sichergestellt, auf der sich die Beteiligten austauschen und ihre Expertise teilen können. Beispielsweise können sich unter verschiedenen anderen Datenanalysten, Change-Manager und Domänenexperten vernetzen und austauschen. Im Folgenden wird ein genauerer Einblick in die Kollaborationswerkzeuge gegeben.
Ein wichtiges Kollaborationswerkzeug in der Work&Learn-Plattform ist die Kommentarfunktion. Jeder Nutzer der Plattform hat die Möglichkeit Kurslektionen und -sublektionen, Magazinartikel, Beiträge des Wikis und Service-Seiten zu kommentieren. Jeder Kommentar kann „geliked“ und erneut kommentiert werden, sodass ein geordneter Austausch zu den Plattform-Inhalten entstehen kann. Durch die Kommentarfunktion wird den Nutzern die Möglichkeit gegeben, sich zu allen Beiträgen der Plattform zu äußern oder Fragen mit direktem Inhaltsbezug zu stellen. Kommentare werden in der Marginalspalte des jeweiligen Beitrags angezeigt und sind in allen Bereichen der Plattform gleich aufgebaut, um ein konsistentes Aussehen und Bedienen für die Nutzer zu ermöglichen. Über den Aspekt hinaus, dass die Nutzer über die Kommentarfunktion in einem themenspezifischen Austausch treten können, können die Autoren einzelner Inhalte die Kommentare gleichzeitig als Feedback nutzen. Dadurch können eine fortlaufende Verbesserung und Optimierung der Inhalte der Work&Learn-Plattform ermöglicht werden.
Eine weitere Grundlage, um in der Work&Learn-Plattform kollaborieren zu können bzw. Kontakte zu knüpfen, bietet das Benutzerverzeichnis, das eine Übersicht der auf der Plattform registrierten Nutzer liefert. Es ergibt sich entsprechend aus deren Profilen. Jeder Nutzer kann in seinem Profil Angaben über sich als Person, Kontaktdaten und die eigene Expertise machen. In der Übersicht des Benutzerverzeichnisses werden diese Informationen erkenntlich, sodass sich zu verschiedenen Themen schnell und unkompliziert Ansprechpersonen bzw. Experten finden lassen. Haben Nutzer darüber hinaus Kontaktinformationen in ihrem Profil angegeben, können sie dem Verzeichnis entnommen und für die Kontaktherstellung genutzt werden. Das Benutzerverzeichnis ebnet dadurch den Weg für einen gezielten Austausch der Nutzer untereinander und für die Gabe von fachspezifischen Hilfestellungen. Es adressiert somit den im Konzept eingeführten Aspekt der Wissensfindung. Im Verzeichnis lassen sich außerdem Favoriten markieren, welche an erster Stelle für den Nutzer angezeigt werden. Somit wird dem Nutzer die Möglichkeit gegeben, für ihn bzw. sie persönlich wichtige Kontakte hervorzuheben. Gerade dies ist ein Alleinstellungsmerkmal der entwickelten Lösung, das es Nutzern erlaubt, sich ein Portfolio von Expertenkontakten anzulegen und diese direkt auf bereits durchgeführte Projekte und den jeweiligen Beitrag zu beziehen.
Die Wiki-Wissensdatenbank (kurz: Wiki), die eine Kollektion von Beiträgen zu einem bestimmten Thema darstellt, ist eine weitere Rubrik in der Work&Learn-Plattform. Durch die Verortung in der Hauptnavigation der Plattform ist sie für Nutzer gut sichtbar platziert. Diese Rubrik bietet dem Nutzer die Möglichkeit, aktiv inhaltlich mitzuwirken und fachlichen Input zu bestimmten Themen einzubringen. So kann der Nutzer Einträge im Wiki zu verschiedenen Schlagworten rund um die Themen Industrielle Datenanalyse und Data Science erweitern, und Verknüpfungen zu weiteren Wiki-Beiträgen durch Verlinkungen herstellen. In der AKKORD Work&Learn-Plattform eignet sich das stets wachsende Netzwerk an Inhalten somit als Nachschlagewerk für Definitionen oder für Erklärungen rund um die zentralen Themenbereiche. Insgesamt fördert das Wiki ein kollaboratives Arbeiten und passt sich durch die offene Administration an die Bedürfnisse der Nutzer an. Eine alphabetische Sortierung der Beiträge fördert Übersichtlichkeit und Struktur auf der Wiki-Übersichtsseite. Zusätzlich zu den bereitgestellten, themenbezogenen Lerninhalten bietet das Wiki eine Möglichkeit der Wissensaneignung.
Ein gruppenbezogener Austausch wird im Community-Bereich ermöglicht, auf welchen Nutzer zentral über den Hauptnavigationspunkt “Community” zugreifen können. Im Community-Bereich wurden Themen- und Kompetenzrollenbezogene Social Streams angelegt, die einen Raum zum themenspezifischen Austausch bieten. So können Nutzer beispielsweise in der Gruppe “Changemanagement” themenspezifische Fragen klären und sich mit weiteren Stakeholdern vernetzen. Im Falle eines laufenden Projekts kann zudem eine projektspezifische Gruppe erzeugt werden, welcher dann den direkten Austausch der einzelnen Stakeholder ermöglicht. Darüber hinaus wurde ein Social Stream angelegt, in welchem sich zu generellen Fragen ausgetauscht werden kann. Nutzer können somit den für sie relevanten Gruppen beitreten und themenspezifische Fragestellungen und Anregungen über Social Streams diskutieren. Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, Beiträge zu verfassen, die wiederum von anderen Nutzern „geliked“ werden können und untereinander aufgelistet werden. Auf diese Art und Weise können Fragen und Themen schnell und unkompliziert angesprochen bzw. beantwortet werden. Anders als Kommentare können Posts im Social Stream mit Links, Bildern oder Dokumenten versehen werden, um so einen besseren Austausch besonders in Datenanalyseprojekten zu ermöglichen. Der Community Bereich adressiert somit den Punkt des Wissensaustauschs des Konzepts zum kollaborativen Arbeiten. Im Gegensatz zu vorhandenen Angeboten ermöglicht dies sowohl einen auf ein spezifisches Projekt fokussierten als auch einen bereichs- oder unternehmensübergreifenden Austausch von Stakeholdern.