Erfolgsorientierte Gesprächsführung

Fachlich Profi — als Führungskraft Amateur? Für die fachliche Qualifikation gibt es bei Vorgesetzten diverse Zeugnisse und Erfolgsbeweise, aber die Führungsqualifikation ist leider zu oft nicht vorhanden oder nicht ausreichend. Genau das ist es, was nach Prof. Dr. Dieter Frey von der Ludwig-Maximilians-Universität München (repräsentative Befragung 1998) das „Erlebnis-Konto“ der Mitarbeiter negativ werden und sie zu über 59 Prozent in die „innere Kündigung — das Gleichgültigkeitstal“ abgleiten lässt. Das verursacht den Unternehmen unverhältnismäßig hohe Quasi-Fixkosten — dabei kann es anders laufen! Da sagt der schwäbische Vorzeige-Unternehmer Reinhold Würth ganz überzeugt zu seiner Führungsphilosophie: Menschenführung entscheide zu mehr als 50 Prozent über Gewinn und Verlust eines Unternehmens! Er müsste es wissen, denn er hat den 1954 übernommenen Einmannbetrieb zum Welt-Handelskonzern mit 47.000 Mitarbeitern und 6,2 Mrd. Euro Umsatz ausgebaut. Es kommt bei der Menschenführung immer auf die effektive Kommunikation im Gesamtunternehmen an und dabei insbesondere auf die erfolgsorientierte Gesprächsführung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Hierdurch soll Klarheit über Ziele, Erfüllungswege, Ergebnisbewertungskriterien geschaffen werden, wie auch gleichzeitig Motivation, Spaß an der Arbeit und persönliche Entwicklung unterstützt werden. Hierzu will dieses Buch einen maßgeblichen Beitrag leisten.

Der amerikanische Psychologieprofessor Watzlawick hat die Kommunikationsgesetze formuliert. Bevor wir uns ihnen unmittelbar zuwenden, sei vorweg der funktionstechnische Ablauf von Kommunikation im Gehirn zeichnerisch dargestellt. Abbildung 3 zeigt die beiden Gehirnhälften. Dort sehen Sie auch, wofür die jeweilige Hälfte zuständig ist. Die linke Gehirnhälfte ist für alle sachlich-logisch-rationalen, die rechte Gehirnhälfte für alle emotionalen-kreativen-bildhaften Dinge zuständig.

Coaching kann nicht isoliert beschrieben werden, daher stelle ich es in einen größeren Zusammenhang:

Ist ein wichtiges Gespräch inhaltlich wie organisatorisch gut vorbereitet, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen positiven Verlauf wie für ein stimmiges Ergebnis. Letzteres sollte das maßgebliche Ziel sein.

Es gibt Aussagen wie: Die Zukunft gehört dem Team — oder: der Teammanager ist gefragt, der Einzelkämpfervorgesetzte hat ausgedient! Vieles in der Wirtschaftspraxis deutet auf diese Entwicklung hin, denn es geht um Effizienzsteigerung allüberall — der Kaizengedanke! Das erfordert Umstellung bei den Vorgesetzten wie bei den Mitarbeitern. Der Vorgesetzte wird zum Moderator und Trainer/Coach seiner Mitarbeiter, die Mitarbeiter müssen zu verantwortungsbewussten Mitdenkern werden. Die effektive Führung von hochselbständigen Teams erfordert besonders hohe Führungsreife beim Vorgesetzten.

Im Kernpunkt dieses Buches werden verschiedene Arten von Gesprächen zwischen Vorgesetzten und deren einzelnen Mitarbeitern beschrieben. Ergänzend dazu sind die Möglichkeiten, als Vorgesetzter auch mit allen seinen Mitarbeitern gemeinsam zu sprechen und sie zum effizienten Team zu entwickeln, dargestellt. Allerdings ist die Frage berechtigt, welche Unternehmens- sowie Personalleiter diesen Weg als wirklich erfolgsnotwendig und erforderlich für die Unternehmenskultur-, -ethik, -effizienzentwicklung ansehen. „In Zeiten, in denen das Geld knapp ist, und die Leute froh sein dürfen, wenn sie einen Job haben, wieso soll man da Gesprächsführungstrainings für Vorgesetzte finanzieren und Personalentwicklung bzw. -pflege betreiben?“ Derartige Meinungen werden wieder mehr! Am schnellsten kann man Kostensenkung nachweisen, wenn man an den Personalentwicklungsausgaben spart.