2011 | OriginalPaper | Chapter
Extremismus in den EU-Staaten
Theoretische und konzeptionelle Grundlagen
Authors : Dr. Eckhard Jesse, Dr. Tom Thieme
Published in: Extremismus in den EU-Staaten
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Wer hätte das im Sommer 1989 gedacht ? Als vor dem Hintergrund der ökonomisch am Abgrund stehenden Sowjetunion die Schlagwörter Perestroika und Glasnost die Runde machten und erste zaghafte Reformen den maroden Staatssozialismus in Osteuropa retten (nicht abschaffen) sollten, rechneten weder die optimistischsten Beobachter im Westen noch die Bevölkerung im Ostblock mit dem baldigen Ende des so genannten „kurzen Jahrhunderts“. Der „Schwarze Freitag der Sozialwissenschaften“ (wegen der allgemeinen Verblüffung über das unvorhergesehene Ausmaß und Tempo des weithin friedlichen Wandels) wurde zur Sternstunde von Demokratie und Freiheit. Millionen Menschen stimmten auf den Straßen und Plätzen Ost- bzw. Ostmitteleuropas über ihre orthodoxen kommunistischen Eliten und damit über den Ausgang des Systemwettbewerbs ab. Im Wettstreit zwischen demokratischmarktwirtschaftlichen und diktatorisch-planwirtschaftlichen Staaten hatte sich die Idee der Freiheit gegenüber einem erzwungenen Gleichheitsanspruch durchgesetzt. Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und die Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 wurden zum Symbol für das Ende der über vier Jahrzehnte währenden europäischen Teilung.