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28-07-2015 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Article

Wie das Auto die digitale Selbstvermessung unterstützt

Author: Christiane Brünglinghaus

4:30 min reading time

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Fitness-Armbänder oder Apps, die die Vitalwerte kontrollieren: Die digitale Selbstvermessung liegt im Trend. Die Idee des quantifizierten Selbst erobert auch den Autobereich. Viele Autofahrer würden es begrüßen, ihren Puls oder ihre Pupillengröße während der Fahrt beobachten zu können.

Der zunehmende Trend, seine Vitalwerte durch Apps, Fitnessarmbänder und Co. regelmäßig kontrollieren zu lassen, scheint sich nun auch auf die Automobilität zu übertragen. Immer mehr Autofahrer sprechen sich für die Kontrolle wesentlicher Körperfunktionen während der Autofahrt aus. Denn jeder vierte deutsche Autofahrer (25 Prozent) macht sich Sorgen, während der Fahrt einmal die Kontrolle durch plötzlich auftretende körperliche Beeinträchtigungen zu verlieren. Das ergab eine Umfrage von YouGov im Auftrag des Automobilzulieferers Faurecia.

Vitalmonitoring während der Autofahrt

So gab bereits jeder fünfte Befragte (20 Prozent) an, dass er eine Kontrolle der eigenen Vitalwerte wie Puls oder Pupillengröße während der Fahrt begrüßen würde. Rund ein Viertel der 18- bis 34-Jährigen ist offenbar besonders interessiert daran, die Vitalwerte auch während einer Autofahrt zu beobachten, erläutert Faurecia. Die Umfrage zeige, dass die Sensibilität hierfür bei jüngeren Autofahrern deutlich stärker ausgeprägt sei als bei älteren.

Doch gerade die älteren Autofahrer könnten von der Erkennung medizinischer Notfälle im Auto profitieren. "Aufgrund des demographischen Wandels wird die Anzahl älterer Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr zunehmen, womit auch eine Zunahme von medizinisch bedingten Kontrollverlusten am Steuer zu erwarten ist", wie die Autoren des Kapitels "Fahrerzustandserkennung" (Seite 694) aus dem Handbuch Fahrerassistenzsysteme ausführen. Insbesondere das vermehrte Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen, wie zum Beispiel Herzinfarkte, sei zu erwarten.

Größte Angst: Müdigkeit am Steuer

Wenn es um den möglichen Kontrollverlust im Auto geht, ist für die Befragten aber laut Umfrage bislang eine andere Ursache zentraler: Als das mit Abstand größte Risiko sehen durchschnittlich 68 Prozent aller Befragten Müdigkeit hinter dem Lenkrad. Und in der Tat erhöht Müdigkeit das Unfallrisiko: 10 bis 20 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr sind auf Müdigkeit am Steuer zurückzuführen, wie dem Buchkapitel "Fahrerzustandserkennung" (Seite 688) weiter zu entnehmen ist.

Aber auch die bereits angesprochenen kardiovaskulären Erkrankungen werden genannt: 29 Prozent der Befragten fürchten sich vor Herzproblemen, 42 Prozent vor Kreislaufproblemen. Als potenzielle Gefahren werden auch Krämpfe (22 Prozent), Mangelerscheinungen (8 Prozent) und Organversagen (6 Prozent) gesehen.

Lesen Sie mehr zum Faurecia-Sitzsystem Active Wellness und zum Vitalmonitoring während der Autofahrt auf Seite 2.

Faurecia-Sitzsystem Active Wellness: Autositz als aufmerksamer Beifahrer

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"Die Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die Automobilindustrie insgesamt noch stärker auf die Wünsche und Sorgen der Kunden einstellen muss", sagt Thilo Ludewig, Leiter Forschung und Entwicklung Faurecia Automotive Seating. "Als Zulieferer sind wir davon überzeugt, dass moderne Technologien aus der Luft- und Raumfahrt oder der Medizin dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. So haben wir beispielsweise den weltweit ersten Autositz entwickelt, der ständig wichtige Vitalwerte des Fahrers kontrolliert und im Bedarfsfall entsprechende Maßnahmen einleitet."

Active Wellness heißt das Konzept, das gestresste und müde Insassen selbstständig erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen soll. Das Sitzsystem beobachtet die Vitalwerte der Fahrgäste durch Sensoren. Es analysiert beispielsweise die Atmung und leitet daraus medizinische Daten in Echtzeit ab. Kommt es zu Auffälligkeiten, werden dem Fahrer Gegenmaßnahmen angeboten. Dazu fährt der Sitz ein Sortiment an "Helfern" auf: eingebaute Massage-Pads, ein Belüftungssystem, automatisierte Positionsänderungen des Sitzes mit Profileinstellung und eine Steuereinheit, die gezielt für Entspannung sorgen oder müde Mitfahrer erfrischen soll. Die Technik ist für alle Sitzplätze im Fahrzeug verfügbar. Ein Vorläufer des 2018 in Serie gehenden Systems will Faurecia auf der kommenden IAA 2015 in Frankfurt vorführen.

Bereits in den vergangenen Jahren wurden im Bereich des Vitalmonitorings während der Autofahrt Fortschritte gemacht. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen dem Philips Lehrstuhl für Medizinische Informationstechnik der RWTH Aachen und dem europäischen Ford-Forschungszentrum in Aachen wurde beispielweise ein kapazitives, in den Autositz integriertes Elektrokardiogramm-Messsystem entwickelt und geprüft. Damit sei eine Überprüfung der Herzaktivität des Fahrers möglich, wie die Entwickler im Artikel "Kapazitives Elektrokardiogramm-Messsystem im Autositz" aus der ATZ 3-2011 beschreiben.

Fahrerassistenzsysteme gewünscht

Die Studie macht deutlich, dass die Befragten eine große Sensibilität für das Thema Fahrsicherheit haben. Technische Systeme für den Notfall werden stark begrüßt: Für die sinnvollste Pkw-Ausstattung halten 64 Prozent der Autofahrer einen Notbremsassistenten. Ein System zur Spurüberwachung finden 55 Prozent der Befragten nützlich. 45 Prozent favorisieren Müdigkeitssensoren und 36 Prozent der Deutschen plädieren dafür, dass ihr Fahrzeug einem Hindernis selbstständig ausweicht.

Mehrheit spricht sich für E-Call aus

In Hinblick auf die Verkehrssicherheit sieht jeder Vierte auch die Politik in der Pflicht: 25 Prozent der deutschen Autofahrer seien der Ansicht, dass die Kontrolle wichtiger Körperfunktionen während der Fahrt im Hinblick auf die Verkehrssicherheit zur gesetzlich vorgeschriebenen Fahrzeugausstattung gehören sollte, so Faurecia. So wird zum Beispiel das E-Call-System, das bei einem Unfall automatisch einen Notruf absetzt, ab März 2018 verpflichtend in allen Neuwagen an Bord sein. Mehr als 52 Prozent der Befragten hält das schon heute für sinnvoll.

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2015 | OriginalPaper | Chapter

Fahrerzustandserkennung

Source:
Handbuch Fahrerassistenzsysteme

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