Ein kleines Insekt inspirierte Forscher zur Entwicklung einer äußerst wasserabweisenden Fassadenfarbe, die zugleich eine CO2-neutrale Fassadenbeschichtung ist. Das Fraunhofer Institut IPA zeichnete die Neuentwicklung als „Oberfläche des Jahres“ aus.
Um in der Wüste zu überleben, wandelt der Nebeltrinker-Käfer den Nebel, der auf seinem Rücken kondensiert, in Wasser um. Dabei sammeln die hydrophilen Kuppen auf seinem Panzer das Wasser an. Durch die hydrophoben Täler fließt es wiederum mithilfe der Schwerkraft in Richtung Mund ab.
Dieses bionische Prinzip bildet die Grundlage für eine neue Fassadenfarbe (StoColor Dryonic): Die hydrophil- hydrophobe Mikrostruktur, die durch eine Kombination von organischen und anorganischen Komponenten und einer Selbstorganisation während der Trocknungsphase entsteht, führt das durch Tau und Nebel entstandene Wasser an der Fassade in Rekordzeit ab. Die Fassadenoberfläche trocknet deutlich schneller und ist resistenter gegen Algen und Pilze. Die Farbe wird ohne biozide Wirkstoffe und CO2-neutral hergestellt.
Die Natur zum Vorbild
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Für seine Neuentwicklung erhielt die Sto SE & Co. KGaA die Auszeichnung „Die Oberfläche 2015“ vom Fraunhofer IPA. Mit der Auszeichnung prämiert das Institut seit 2012 alljährlich innovative Anwendungen und Technologien aus dem Gebiet der Oberflächentechnik.
Auf der mikrostrukturierten Oberfläche der Fassadenbeschichtung kann sich Regen und vor allem Tau nicht wie bei herkömmlichen Farben sammeln und wird ebenso wenig vom Fassadensystem aufgenommen. Es verteilt sich großflächig und wird schnell abgeführt. Dieser dauerhafte bionische Effekt, der selbst bei der Realisierung sehr intensiver Farbtöne gegeben ist, hält die Fassadenoberfläche trocken und sauber.
Unempfindlicher gegen mechanische Belastung
Die Farbe ist auf allen bauüblichen Untergründen anwendbar – auf Wärmedämm-Verbundsystemen ebenso wie auf monolithischen Bauteilen, Betonflächen und Trapezfassaden, beschichtet im Coil-Coating-Verfahren. Sie erfüllt hohe Anforderungen des nachhaltigen Bauens, zum Beispiel nach LEED oder DGNB.
Während bei herkömmlichen, stark pigmentierten Farben das Risiko eines Füllstoffbruchs in Kauf genommen werden muss (der sogenannte „Schreibeffekt“ bewirkt, dass bereits geringe mechanische Belastungen helle Spuren auf der Oberfläche hinterlassen), ist die neue Fassadenbeschichtung sehr viel unempfindlicher.