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2013 | OriginalPaper | Chapter

4. Führen: Wirken durch andere

Author : Peter Gräser

Published in: Führen lernen

Publisher: Gabler Verlag

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Zusammenfassung

Neben den ethischen Aspekten hat die Führung für Menschen einen ganz praktischen Sinn: Führen heißt nichts anderes, als durch andere zu wirken. Das heißt, die Aufgabe des Führenden ist, andere wirksam werden zu lassen, damit gemeinsame Ziele erreicht werden. Dies betrifft in erster Hinsicht die Mitarbeiter, aber bei näherer Betrachtung ebenso auch Kollegen und Vorgesetzte, Lieferanten und Kunden, also alle, die unmittelbar oder mittelbar durch dasWirken einer Führungskraft betroffen sind.
Damit kommen wir wieder zurück zum Kern von Führung, den interpersonalen Prozessen, wie in Abb. 4.1 symbolisiert. Führung als Wirken durch andere bedeutet zwangsläufig, durch Führung auf Andere einzuwirken – so, dass das organisationale Handeln tatsächlich ein gemeinschaftliches wird, das stetig dem Erwirken der gemeinsamen Ziele dient.

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Footnotes
1
Die Begriffe Präzisierung, Präzision etc. kommen vom lat. praecisio, wörtl. Abschneiden. Lange Zeit waren wirtschaftliche Modelle vor allem dadurch charakterisiert, dass sie, um die erstrebte Berechenbarkeit zu gewährleisten, das präzisiert – abgeschnitten – haben, worauf es eigentlich ankommt: den Bezug zur Realität. „Wie Friedmans Antipode Herbert Simon zu Protokoll gab: ‚Die Ökonomik hat sich einen eindrucksvollen Schatz mathematischer Gesetze zugelegt, von denen die meisten kaum etwas mit der empirischen Wirklichkeit zu tun haben, sondern lediglich qualitative Bezüge zwischen Variablen herstellen.‘ Die traditionelle Wirtschaftslehre gründet auf unsicheren Annahmen und kommt zu ebenso unsicheren Schlussfolgerungen. Es ist also nur folgerichtig zu fragen, wie sie sich dahin entwickelt hat. Die Erklärung der Probleme in der traditionellen Wirtschaftslehre reicht über Jahrhunderte zurück bis zu Walras’ folgenschwerer Entscheidung, das Gleichgewichtskonzept aus der Physik in die Ökonomik zu übertragen. Ohne sich darüber im Klaren zu sein, hat er damit die Wirtschaft völlig falsch klassifiziert.“ (Beinhocker 2007, S. 91). Allerdings befindet sich die Ökonomik, was das Unwesen der Realitätsabschneidung angeht, in bester Gesellschaft unserer Kultur, wie Wolfgang Janke zeigt (Janke 1990, 1999).
 
2
„Führung qua Belohnung“ kann deshalb nicht funktionieren, weil der Mensch keine simple behavioristische Blackbox ist, bei der ein einfacher Reiz genau eine, nämlich die erwünschte Reaktion bewirkt. Wie man mittlerweile weiß, ist selbst der berühmte Pawlowsche Hund nichts anderes als eine Wissenschafts-Fälschung. Die „Forschungen“ Iwan Petrowitsch Pawlows waren Teil eines von Lenin und Trotzki entwickelten und von Stalin systematisch betriebenen Programms, um mithilfe von Auslese und psychophysischen Trainings die „bäuerlichen Massen“ zu sowjet-kommunistischen Übermenschen umzuzüchten. Basis für die praktische Umsetzung in sowjetischen „Arbeiter-Trainingscamps“ waren die vermeintlichen Forschungsergebnisse Pawlows, vor allem der „bedingte Reflex“. Tatsächlich war dieser nur aufgrund äußerst kreativen Forschungsdesigns und systematischer Manipulation der Ergebnisse nachweisbar. Trotzdem entsprach die behauptete Existenz eines „bedingte Reflexes“ so sehr dem Bedürfnis der Menschen – sowohl in der kommunistischen als auch in der „freiheitlich-westlichen“ Welt – nach der Möglichkeit, den (Über-)Menschen mit technisch-wissenschaftlichen Mitteln neu zu erschaffen, dass sich der Mythos vom „bedingen Reflex“ wider besseres Wissen bis heute erhalten hat. Vgl. zu Pawlows Wissenschaftsfälschungen und den zeithistorischen Hintergründen: Suhr (2007).
 
3
Vgl. zum Thema Bestrafung Roth (2009, S. 229–225); zu Belohnung Roth (2009, S. 235–242).
 
4
Vgl. zu den neurophysiologischen Grundlagen und deren Konsequenzen für unser Menschenbild Damasio 2001 und 2003; eine gute lesbare Einführung in den Paradigmenwechsel auf dem Gebiet der Ökonomie gibt Heuser (2008).
 
5
Datar et al. (2010, S. 92).
 
6
Der unvollkommene Versuch, das englische self-awareness ins Deutsche zu übersetzten.
 
7
Datar et al. (2010, S. 86).
 
8
Vgl. Reichholf (2010, passim); Reichholf (2008, passim); Beinhocker (2007, passim, bes. S. 97–102).
 
9
Barsh et al. (2009, S. 144–145).
 
10
Beinhocker (2007, S. 284).
 
11
Hier scheint es eine Analogie zum Respektsanspruch zu geben; vgl. Lotter (2011).
 
12
Lotter (2011, S. 143).
 
13
Lotter (2011, S. 439).
 
14
Es ist in vieler Hinsicht bemerkenswert, dass das sogenannte Führen durch Ziele (vgl. zur Vertiefung z. B. Malik 2006b, S. 176–191) in der Führungslehre als relativ neue Errungenschaft dargestellt wird. Als „Auftragstaktik“ wurde sie in der deutschen Reichswehr angesichts der zermürbenden, zu nichts als Verlusten führenden industriellen Stellungskriege bereits während des Ersten Weltkrieges wiederentdeckt und bildet seitdem nicht nur die taktische Basis der Bundeswehr, sondern aller modernen Streitkräfte weltweit.
 
15
Malik (2006b, S. 209).
 
16
Datar et al. (2010, S. 90).
 
17
Eppinger (2001).
 
18
Malik (2006b, S. 263). Maliks Hinweis, dass Kommunikation im Führungskontext kein Selbstzweck ist, sondern der Führung dient, sollte nicht unbeachtet werden.
 
19
Vgl. Berner (2003).
 
20
Vgl. wahr, adj. (1999); Wahrheit (1999).
 
21
„Wahrheit ist objective Eigenschaft der Erkenntniß; das Urtheil, wodurch etwas als wahr vorgestellt wird, die Beziehung auf einen Verstand und also auf ein besonderes Subject ist subjectiv das Fürwahrhalten. Das Fürwahrhalten ist überhaupt von zwiefacher Art: ein gewisses oder ein ungewisses. Das gewisse Fürwahrhalten oder die Gewißheit ist mit dem Bewußtsein der Nothwendigkeit verbunden; das ungewisse dagegen oder die Ungewißheit mit dem Bewußtsein der Zufälligkeit oder der Möglichkeit des Gegentheils. Das letztere ist hinwiederum entweder so wohl subjectiv als objectiv unzureichend; oder zwar objectiv unzureichend, aber subjectiv zureichend. Jenes heißt Meinung, dieses muß Glaube genannt werden. Es giebt hiernach drei Arten oder Modi des Fürwahrhaltens: Meinen, Glauben und Wissen. — Das Meinen ist ein problematisches, das Glauben ein assertorisches und das Wissen ein apodiktisches Urtheilen. Denn was ich bloß meine, das halte ich, im Urtheilen, mit Bewußtsein nur für problematisch; was ich glaube, für assertorisch, aber nicht als objectiv, sondern nur als subjectiv notwendig (nur für mich geltend); was ich endlich weiß, für apodiktisch gewiß, d. i. für allgemein und objectiv notwendig (für Alle geltend); gesetzt auch, daß der Gegenstand selbst, auf den sich dieses gewisse Fürwahrhalten bezieht, eine bloß empirische Wahrheit wäre. Denn diese Unterscheidung des Fürwahrhaltens nach den so eben genannten drei modis betrifft nur die Urtheilskraft in Ansehung der subjectiven Kriterien der Subsumtion eines Urtheils unter objective Regeln. So wäre z. B. unser Fürwahrhalten der Unsterblichkeit bloß problematisch: wofern wir nur so handeln, als ob wir unsterblich wären; assertorisch aber, so fern wir glauben, daß wir unsterblich sind; und apodiktisch endlich: so fern wir alle wüßten, daß es ein anderes Leben nach diesem giebt. Zwischen Meinen, Glauben und Wissen findet demnach ein wesentlicher Unterschied statt, den wir hier noch genauer und ausführlicher aus einander setzen wollen.“ (Kant 1900 ff. a, S. 65–66).
 
22
Planck (1932, S. 26).
 
23
Einstein (1921, S. 3–4). Die „Methoden der Rationalität“ funktionieren schlüssig und sicher ausschließlich im Geltungsbereich der Mathematik. Aber je mehr sich die Mathematik der nicht-mathematischen Wirklichkeit widmet, desto stärker verliert sie ihre „logisch-rationale Reinheit“, das heißt je weiter sie sich von ihrer ureigenen Sphäre entfernt, desto mehr verliert sie an Geltungskraft. Damit bietet sie uns keine wirkliche Sicherheit mehr. In der Wirklichkeit gelten nicht die Gesetze der Mathematik, die nur Konstrukte unseres Verstandes sind, eines Verstandes, der die Wirklichkeit weder vollständig noch widerspruchsfrei erfassen kann. Mathematische Regeln haben nur Gültigkeit für die Modelle der Wirklichkeit, die ich auf der Grundlage dieser Regeln zu erzeugen im Stande bin. Je modellhafte, das heißt, je abstrakter und präziser von der Wirklichkeit „abgehoben“ ich denke, desto sicherer und gewisser ist die Scheinwelt, die ich erzeuge und in der ich mich gedanklich bewege. Auf diesem Wege finden wir nicht die Gewissheit, nach der wir letztendlich streben: Sicherheit im praktischen Handeln in und mit der Wirklichkeit der Welt. Wenn wir hoffen, dass es sich in Wirklichkeit so verhält wie in unseren Modellen, dann erzeugen wir auf diesem Weg nur eine Illusion von Sicherheit. Diese Selbsterkenntnis erzeugt eine tiefe Verunsicherung: „Du erinnerst dich also noch an unser Gespräch. Du selbst hattest damals jene kleine Sonderbarkeit in der Mathematik heraus gefunden. Dieses Beispiel, daß unser Denken keinen gleichmäßig festen, sicheren Boden hat, sondern über Löcher hinweggeht. – Es schließt die Augen, es hört für einen Moment auf zu sein und wird doch sicher auf die andere Seite hinübergetragen. Wir müßten eigentlich längst verzweifelt sein, denn unser Wissen ist auf allen Gebieten von solchen Abgründen durchzogen, nichts wie Bruchstücke, die in einem unergründlichen Ozean treiben. Wir verzweifeln aber nicht, wir fühlen uns dennoch so sicher wie auf festem Boden. Wenn wir dieses sichere, gewisse Gefühl nicht hätten, würden wir uns aus Verzweiflung über unseren armen Verstand töten. Dieses Gefühl begleitet uns beständig, es hält uns zusammen, es nimmt unseren Verstand in jedem zweiten Augenblick schützend in den Arm wie ein kleines Kind. So wie wir uns dessen einmal bewußt geworden sind, können wir das Dasein einer Seele nicht mehr leugnen. So wie wir unser geistiges Leben zergliedern und das Unzureichende des Verstandes erkennen, fühlen wir es förmlich. Fühlen es – verstehst du – denn wenn dieses Gefühl nicht wäre, würden wir zusammenklappen wie leere Säcke. […]“ (Musil 1978, S. 116–117).
 
24
Die Zehn Gebote des Christentums.
 
25
Kant (1900 ff. a, S. 67–68).
 
26
Kant (1900 ff. a, S. 65–66).
 
27
Leere, unbeschriebene Tafel.
 
28
„Das Meinen oder das Fürwahrhalten aus einem Erkenntnißgrunde, der weder subjectiv noch objectiv hinreichend ist, kann als ein vorläufiges Urtheilen (sub conditione suspensiva ad interim) angesehen werden, dessen man nicht leicht entbehren kann. Man muß erst meinen, ehe man annimmt und behauptet, sich dabei aber auch hüten, eine Meinung für etwas mehr als bloße Meinung zu halten. Vom Meinen fangen wir größtenteils bei allem unserm Erkennen an. Zuweilen haben wir ein dunkles Vorgefühl von der Wahrheit; eine Sache scheint uns Merkmale der Wahrheit zu enthalten; wir ahnen ihre Wahrheit schon, noch ehe wir sie mit bestimmter Gewißheit erkennen. Wo findet nun aber das bloße Meinen eigentlich statt? In keinen Wissenschaften, welche Erkenntnisse a priori enthalten; also weder in der Mathematik, noch in der Metaphysik, noch in der Moral, sondern lediglich in empirischen Erkenntnissen: in der Physik, der Psychologie u. dgl. Denn es ist an sich ungereimt, a priori zu meinen. Auch könnte in der That nichts lächerlicher sein, als z. B. in der Mathematik nur zu meinen. Hier, so wie in der Metaphysik und Moral, gilt es: entweder zu wissen oder nicht zu wissen. – Meinungssachen können daher immer nur Gegenstände einer Erfahrungserkenntniß sein, die an sich zwar möglich, aber nur für uns unmöglich ist nach den empirischen Einschränkungen und Bedingungen unsers Erfahrungsvermögens und dem davon abhängenden Grade dieses Vermögens, den wir besitzen. So ist z. B. der Äther der neuern Physiker eine bloße Meinungssache. Denn von dieser, so wie von jeder Meinung überhaupt, welche sie auch immer sein möge, sehe ich ein: daß das Gegentheil doch vielleicht könne bewiesen werden. Mein Fürwahrhalten ist also hier objectiv so wohl als subjectiv unzureichend, obgleich es, an sich betrachtet, vollständig werden kann.“ (Kant 1900 ff. a, S. 66–67).
 
29
Wikipedia.en (2011a). Wikipedia stellt hier nicht das Qualitätsmaximum der Kommunikationserkenntnis dar, aber, was an dieser Stelle viel wichtiger ist, sie repräsentiert die allgemeine herrschende Auffassung.
 
30
Bemerkenswert, aber nicht wirklich überraschend ist, dass das Kommunikationsmodell der Nachfahren der Nominalisten der Verkündigung ex cathedra sehr ähnlich sieht.
 
31
Wikipedia.en (2011a).
 
32
Eine hervorragende Einführung speziell für Führungskräfte bietet Schulz von Thun et al. (2010); zur eingehenderen Befassung dringend empfohlen sei Schulz von Thun (2011a).
 
33
Schulz von Thun et al. (2010, S. 13–30, bes. S. 27–30).
 
34
Schulz von Thun et al. (2010, S. 27).
 
35
Schulz von Thun et al. (2010, S. 27–30).
 
36
Schulz von Thun et al. (2010, S. 33).
 
37
Bewegt (:= motiviert!) werden Menschen nicht durch rationale Erwägungen, sondern ausschließlich durch Affekte und Affektkomplexe.
 
38
Kleist (2002, S. 2). „L’appétit vient en mangeant“: Der Appetit kommt beim essen. „L’idee vient en parlant.“: Die Idee kommt beim sprechen.
 
39
Kleist (2002, S. 2–3)
 
40
Gadamer (2010, S. 387).
 
41
Datar et al. (2010, S. 98).
 
42
Von Humboldt (1963b, S. 153–154).
 
43
ST: Sozial-Technologie.
 
44
Beinhocker (2007, S. 290).
 
45
Adorno (1970b, S. 29).
 
46
Ernst Cassirer hat das humboldtsche Denken ausgedehnt auf Sprach- bzw. Symbolsysteme höherer Ordnung. In seiner „Philosophie der symbolischen Formen“ hat er zwischen 1923 und 1929 „Die Sprache“, „Das mythische Denken“ und die „Phänomenologie der Erkenntnis“ behandelt. Überlegungen, z. B. die Technik und die Wirtschaft als kulturelle Symbolsysteme zu beschreiben, konnte er aufgrund seiner erzwungenen Emigration in die USA und der angesichts der historischen Entwicklung naheliegenden Fokussierung auf politische und soziale Problemstellungen nicht mehr angehen. Bis heute wurde der Faden, den Cassirer angesponnen hat, noch nicht wieder aufgenommen.
 
47
Von Humboldt (1963b, S. 195–196).
 
48
Weis (2012, Abschn. 7.1.2).
 
49
Beinhocker (2007, S. 149).
 
50
Arthur (1994, S. 406).
 
51
Heuristik.
 
52
Beinhocker (2007, S. 150).
 
53
Beinhocker (2007, S. 149–150); vgl. Fryer und McKee (2003).
 
54
Datar et al. (2010, S. 99).
 
55
Beinhocker (2007, S. 151).
 
Metadata
Title
Führen: Wirken durch andere
Author
Peter Gräser
Copyright Year
2013
Publisher
Gabler Verlag
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-7135-7_4