2008 | OriginalPaper | Chapter
Globalisierung, Moderne und Staat
Published in: Moderne, Staat und Internationale Politik
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Kaum ein Begriff hat sich in der Politikwissenschaft wie in den öffentlichen Diskursen in den letzten Jahren einer solchen Aufmerksamkeit erfreut wie der der Globalisierung. Es scheint, als habe der Befund der Globalisierung den Platz eingenommen, den der Ost-West-Konflikt viele Jahre als zentrales Erklärungsmuster für die internationalen Beziehungen hatte. Bis zu Anfang der neunziger Jahre als Begriff weitgehend in der politikwissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion abwesend, machte er in wenigen Jahren eine eindrucksvolle Karriere.
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Schon ab Mitte der neunziger Jahre sprachen Beobachter davon, dass Häufigkeit des öffentlichen Gebrauches der „Globalisierung“ in beinahe umgekehrtem Verhältnis zur Klarheit des Begriffes stehe. David Harvey sprach 1996 in diesem Zusammenhang bereits etwas abwertend von „globaloney“
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, der Tendenz also, überall Globalisierung am Werke zu sehen ohne begrifflich präzisieren zu können, was darunter zu verstehen sei. Claus Leggewie bezeichnet Globalisierung als ein „Plastikwort“
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; es hat politische ebenso wie heuristische Funktionen, die im öffentlichen Gebrauch ineinander übergehen. Deshalb soll am Anfang eine Begriffsklärung stehen, eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Zugängen zum Begriff der Globalisierung. In einem weiteren Schritt soll das Verhältnis von Globalisierung, Geschichte und Moderne geklärt werden. Dabei geht es um die Frage, ob Globalisierung ein neuartiges Phänomen ist oder historisch angelegt; und zweitens, ob Globalisierung ein konstitutives Element der Moderne ist oder gerade ein Krisensymptom der Moderne, der Beginn ihres Endes oder etwas, was der Moderne insgesamt gegenübersteht.