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2024 | Book

Handbuch Internationale Beziehungen

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About this book

Das Handbuch Internationale Beziehungen erscheint mittlerweile in der dritten, vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage. Das Handbuch vermittelt einen umfassenden Überblick über den state of the art der politikwissenschaftlichen Teildisziplin Internationale Beziehungen in deutscher Sprache. Es präsentiert theoretische und methodische Grundlagen der Forschung in den Internationalen Beziehungen und stellt die wesentlichen Akteure und Problemfelder der internationalen Politik vor. Das Nachschlagewerk richtet sich sowohl an Wissenschaftler*innen als auch an Studierende und die interessierte Öffentlichkeit.

Table of Contents

Frontmatter

Grundlagen und Theorien

Frontmatter
Politische Philosophie der Internationalen Beziehungen

Der Beitrag skizziert die Relevanz der politischen Philosophie für die Disziplin der Internationalen Beziehungen. Dazu werden einige Grundlagen einer solchen Philosophie für Phänomene jenseits staatlicher verfasster Gemeinwesen bestimmt sowie einige wesentliche Stationen und Traditionen der Ideengeschichte des Nachdenkens über internationale Zusammenhänge benannt. Das Fazit diskutiert das Potenzial und die Herausforderungen der politischen Philosophie als Ressource zum besseren Verständnis von internationalen, transnationalen und globalen Problemen.

Manuel Fröhlich
Weltordnungskonzepte in den Internationalen Beziehungen

Die von uns vorgestellten Weltordnungskonzepte stehen alle in Verbindung mit theoretischen Leitperspektiven in den Internationalen Beziehungen, die hier in unterschiedlicher Intensität auf verschiedenen Analyse-Ebenen vertreten sind: staatenzentriert, überstaatlich oder global. Wir beziehen historische Zusammenhänge mit ein, konzentrieren uns aber in den Bewertungen auf die aktuelle Weltlage, einschließlich des Krieges Russlands gegen die Ukraine. Dabei ergibt sich eine außergewöhnliche Häufung von globalen Krisenphänomenen, die internationale Ordnungspolitik zu überfordern drohen.

Gert Krell, Peter Schlotter
Die Englische Schule in den Internationalen Beziehungen

Dieses Kapitel stellt die Englische Schule in den Internationalen Beziehungen vor. Das Kernargument dieser breiten theoretischen Tradition ist, dass Staaten durch gemeinsame Werte, Normen und Institutionen zu einer internationalen Gesellschaft integriert sind. Das Kapitel führt nach einem kurzen Überblick über die Theoriegeschichte in die drei wichtigsten Konzepte internationales System, internationale Gesellschaft und Weltgesellschaft ein und geht anschließend auf die wesentlichen Debatten in der Englischen Schule sowie ihre Verankerung in und Beiträge zu den Internationalen Beziehungen ein.

Mathias Albert, Thomas Müller
Liberalismus in den Internationalen Beziehungen

Die Frage nach dem, was eine liberale Perspektive in den Internationalen Beziehungen (IB) ausmacht, ist unter ihren Protagonisten notorisch umstritten. Deshalb nähert sich der Beitrag dem Liberalismus in den IB aus der Perspektive seiner GegnerInnen: Was fordert VertreterInnen von Realismus, Konstruktivismus oder Kritischer Theorie heraus, wenn sie sich mit liberalen Ansätzen auseinandersetzen? Jetzt treten zwei Merkmale hervor. Auf der einen Seite werden diese Ansätze mit einem spezifischen Optimismus verbunden. Nach liberaler Überzeugung lässt sich internationale Politik so organisieren, dass alle Menschen ein selbstbestimmtes Leben ohne Furcht und Not führen können. Auf der anderen Seite wird Liberalismus in den IB mit drei konkreten Friedensstrategien verbunden. Es geht um Frieden durch Demokratie, Frieden durch wirtschaftlichen Austausch und Frieden durch internationale Institutionen. Der Beitrag diskutiert vor dem Hintergrund der Einwände von Realismus, Konstruktivismus und kritischer Theorie systematisch die Stärken und Schwächen der drei liberalen Friedensstrategien. Dabei wird zunächst jeweils das traditionelle liberale Argument für die Wirksamkeit von Demokratie, Handel und internationalen Institutionen präsentiert. Anschließend werden die aktuellen empirischen Befunde referiert, um dann die neueren theoretischen Interpretationen dieser Befunde durch liberale Autoren zu diskutieren. Jeder Abschnitt schließt mit einer knappen Präsentation der Einwände aus anderen Denkschulen und der kritischen Würdigung liberaler Hoffnungen. Im Ergebnis wird sichtbar, dass die liberalen Hoffnungen nach wie vor Bestand haben und durch die empirische Realität internationaler Politik (noch) nicht widerlegt sind. Gleichzeitig sollten sich aber die Protagonisten der liberalen Perspektive in den IB intensiver als bisher um angemessene theoretische Modelle zur Erklärung der oft komplexen empirischen Befunde bemühen.

Andreas Hasenclever
Marxismus in den Internationalen Beziehungen

Das Kapitel liefert eine chronologisch geordnete Einführung und kritische Übersicht marxistisch-inspirierter theoretischer Paradigmen zum Phänomen der internationalen Beziehungen. Ausgangspunkt ist der Nachweis der relativen Absenz der Problematik internationaler Beziehungen bei Marx und Engels, die erst im Kontext der Imperialismus-Debatten der Zwischenkriegszeit zu einem zentralen Explanandum diverser marxistischer Denkströmungen wurden. Innerhalb der nach wie vor anglo-amerikanisch dominierten Teildisziplin der IB wurden im Laufe der 1970er-Jahre unter dem Einfluss der Weltsystemtheorie, gefolgt von neo-gramscianischen Theorien internationaler Beziehungen in den 1980er-Jahren, marxistische Ansätze dem klassischen Kanon realistischer und liberaler Theorietraditionen angefügt. Heute, nach dem Ende von Denkverboten auferlegt durch wissenschaftspolitische Implikationen des Kalten Krieges und rigider Parteidogmen und im Zuge der neuen Krisen des Kapitalismus, stellen marxistische IB-Theorien – auch im Kontext der post-positivistischen Wende innerhalb der IB – einen dynamischen, pluralistischen, und zunehmend ausdifferenzierten Teilbereich der Disziplin dar, der sich nicht nur der Verdinglichung von Macht und Geopolitik im klassischen (Neo-)Realismus, sondern auch den Verheissungen liberaler IB-Theorien kritisch und reflexiv widersetzt. Zentral bleibt dem gegenwärtigen kritischen Diskurs – Weltsystemtheorie, Neo-Gramscianismus, Politischer Marxismus, Ungleiche und Kombinierte Entwicklung, Theorien des Neo-Imperialismus – nicht nur der, wenn auch sehr verschieden akzentuierte, Rekurs auf die klassische Kapitalismuskritik bei Marx, sondern auch die Kategorienkritik des begrifflichen Vokabulars des IB mainstreams. Dem entspricht ein Forschungsprogramm, welches die Historisierung von „Anarchie“, Staatlichkeit, politischer Rationalität und diverser geopolitischer Ordnungen als gesellschaftlich-politischer Konstruktionen unter Hinzunahme der Kategorie umkämpfter sozialer Klassen- und Herrschaftsverhältnisse betreibt, denen stets eine internationale Dimension beiwohnt. Allerdings bleibt auch die gegenwärtige marxistische Debatte durch einen tendenziell objektivierenden Strukturalismus gekennzeichnet, den es durch eine theoretische und empirische Spezifizierung sozialer, politischer und geopolitischer Praxen zu überwinden gilt. Dieses Forschungsdesiderat sollte nicht nur im Hinblick auf theorie-interne Defizite nicht-marxistischer rivalisierender Theorieangebote verstanden werden, sondern auch im Hinblick auf das originäre Verständnis von Marxismus als intervenierender, kritischer und praktischer Wissenschaft gesellschaftlicher Verhältnisse.

Benno Teschke, Frido Wenten
Realismus in den Internationalen Beziehungen

Der vorliegende Beitrag zeichnet die Entwicklung realistischer Theorien nach. Er geht von der Annahme aus, dass es kein realistisches Paradigma gibt, sondern vielmehr konkurrierende Realismen, die jedoch alle ein Set gemeinsamer Annahmen teilen. In einem zweiten Schritt diskutiert der Beitrag mögliche zukünftige Entwicklungspfade realistischer Theorien.

Carlo Masala
Institutionalismus in den Internationalen Beziehungen

Ziel dieses Beitrags ist es, die Entwicklung des Institutionalismus innerhalb der Internationalen Beziehungen nachzuzeichnen, die theoretischen Spielarten des rationalen, historischen, soziologischen und diskursiven Institutionalismus darzustellen sowie die Rolle von internationalen Institutionen an der empirischen Front mit Blick auf neuere Entwicklungen und Debatten zu illustrieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Bedeutung internationale Institutionen nicht nur für das Fach, sondern auch für die internationalen Beziehungen als Gegenstand der Disziplin haben.

Siegfried Schieder
Sozialkonstruktivismus in den Internationalen Beziehungen

Der Beitrag befasst sich mit den Ursprüngen, Grundkonzepten und der dynamischen Entwicklung sozialkonstruktivistischer Ansätze in den internationalen Beziehungen. Drei analytische Teilschritte rahmen das Argument: zunächst werden die geistes- und realgeschichtlichen Bezüge sowie wichtige transdisziplinäre Gemeinsamkeiten sozialkonstruktivistischer Ansätze diskutiert. Folgend werden grundlegende Annahmen und Konzepte vorgestellt und die dynamische Entwicklung des Forschungsprogramms in vier Generationen nachvollzogen. Sodann werden zentrale Erkenntnisse zusammengefasst. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion der gegenwärtigen Herausforderungen der konstruktivistischen Forschung.

Sebastian Harnisch, Jason Franz
Postkoloniale Studien in den Internationalen Beziehungen: Die IB dekolonisieren

Das Forschungsfeld der „Internationalen Beziehungen“ (IB) bedient sich nur selten postkolonialer Perspektiven und Methodiken. Für eine Disziplin, deren Fokus auf der Analyse internationaler Machtbeziehungen liegt, ist es jedoch in vielfacher Weise problematisch, das „Imperiale Moment“ zu vernachlässigen: Erst durch eine kritische Auseinandersetzung mit kolonialer Herrschaft können historische wie auch gegenwärtige internationale Ordnungen in ihrer Komplexität verstanden werden. Dafür muss zwangsläufig der prävalente Eurozentrismus in Entstehung, Struktur und Funktionsweise moderner internationaler Systeme nachgezeichnet werden. Der vorliegende Beitrag skizziert die Lücken der Mainstream-IB in Bezug auf (neo-)koloniale Formationen und präsentiert die wichtigen Erkenntnisse postkolonialer Studien, die sich kritisch auf die IB beziehen.

María do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan
Nichtwestliche Perspektiven in den Internationalen Beziehungen

In den letzten beiden Jahrzehnten war ein wachsendes Forschungsgebiet zu beobachten, das sich der Frage widmet, wie wir durch die Beschäftigung mit Erfahrungen und Perspektiven aus dem Nichtwesten über die Mainstream- bzw. disziplinären IB hinausgehen sollten. Der vorliegende Aufsatz untersucht die wichtigsten Forschungsprojekte der letzten beiden Jahrzehnte, die sich auf die Untersuchung „nichtwestlicher IB“ beziehen. Insbesondere werde ich mich mit den Forschungsgebieten der „nichtwestliche IB-Theorie“, des „Worlding jenseits des Westens“, den „postwestlichen IB“, den „globalen IB“ und den eher neueren „pluriversalen IB“ beschäftigen, um eine nützliche Einführung in dieses relativ junge, aber wichtige Thema zu geben. Außerdem zeigt diese Untersuchung, dass ein zunehmend globaler, multiperspektivischer Dialog in der Wissenschaftsgemeinschaft sowohl inner- als auch außerhalb der Disziplin der IB stattgefunden hat, trotz der anhaltenden und erheblichen Meinungsverschiedenheiten in konzeptionellen, theoretischen und philosophischen Fragen.

Sinan Chu
Normenforschung in den Internationalen Beziehungen

Der Beitrag gibt einen Überblick über das theoretisch-konzeptionelle Fundament der Normenforschung, die Entwicklung dieses Forschungszweiges und seine dominanten Forschungsschwerpunkte. Auf einen definitorischen Teil, in dem wesentliche Züge des Phänomens Normen, die Grundlagen ihrer Wirkungskraft sowie die Funktionen, die Normen erfüllen, präsentiert werden, folgen Darstellungen unterschiedlicher Aspekte der Normevolution. Hierzu zählen unterschiedliche Phasen, beispielsweise Entstehung und Diffusion, Interaktionen zwischen unterschiedlichen Akteuren, beispielsweise zwischen Normunternehmern und Normadressaten, unterschiedliche Strategien, beispielsweise Framing und Überzeugung, und Mechanismen, z. B. Sozialisation und Lokalisierung.

Elvira Rosert
Soziologische Ansätze in den Internationalen Beziehungen

Der vorliegende Beitrag bietet einen einführenden Überblick über die Verortung soziologischen Denkens in den IB. Einleitend wird das historische Auseinanderdriften von Soziologie und IB, aber auch die Gründe, die vor allem seit den 1990er-Jahren zu einer wieder zunehmenden gegenseitigen Beachtung von IB und Soziologie geführt haben, diskutiert. Die mit dem Schlagwort der Globalisierung verbundene Krise der IB-Theorie hat seit den 1990er-Jahren zur Entstehung eines sich stark interdisziplinär verstehenden Forschungsfeldes innerhalb der IB geführt, namentlich einer Soziologie der Internationalen Beziehungen. Dieses Forschungsfeld soziologischer Ansätze in den IB ist nicht homogen, sondern speist sich aus mehreren Forschungsrichtungen, die in vier Abschnitten vorgestellt werden, nämlich organisationssoziologische Ansätze, die kulturtheoretisch informierte Neue Politische Soziologie, die globalisierungs- und weltgesellschaftstheoretische Forschung und schließlich die Historische Soziologie. Wir haben es mit Blick auf diese soziologischen Ansätze aber keinesfalls nur mit dem Import theoretischen Denkens in die IB zu tun. Nicht zuletzt durch die Rezeption der in diesem Beitrag behandelten soziologischen Ansätze ist die IB anschlussfähiger in Richtung anderer sozialwissenschaftlicher Disziplinen geworden und exportiert Ideen, insbesondere mit Blick auf die Bedeutung von Macht, Herrschaft und Hierarchien im Kontext von Transnationalisierung und Globalisierung – wenngleich nicht in demselben Ausmaße, in dem sie bis auf Weiteres auf theoretische Anregungen unter anderem aus der Soziologie angewiesen bleibt.

Stephan Stetter
Genderforschung in den Internationalen Beziehungen

Nach einer Einführung in das Konzept Gender widmet sich dieser Beitrag den Epistemologien feministischer Forschung, um dann die positivistische Epistemologie des in den 1980er-Jahren vorherrschenden (Neo)realismus aus einer Genderperspektive zu analysieren. Für die Genderforschung bahnbrechend wurde der in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre erschienene feministische Klassiker von Cynthia Enloe: Bananas, Beaches & Bases. Daraufhin begann die Genderforschung sich auszudifferenzieren. Es wird gezeigt, dass sie sich heute auf alle Sachbereiche internationaler Politik, also Sicherheit, Wohlfahrt und Herrschaft erstreckt. In der Schlussbetrachtung wird die Entwicklung von Genderforschung kurz zusammengefasst und herausgearbeitet, dass sie von der Dekonstruktion zur Rekonstruktion vorangeschritten ist. Schließlich wird auf aktuelle Fragen und Probleme verwiesen.

Heike Brabandt
Diskursforschung in den Internationalen Beziehungen

Diskursive Perspektiven auf internationale Politik haben in den vergangenen Jahren an Relevanz und Popularität gewonnen. Der vorliegende Beitrag gibt zunächst einen Überblick über verschiedene Spielarten diskursiver Ansätze in den Internationalen Beziehungen, um sich dann vor allem poststrukturalistisch inspirierten Diskursarbeiten zu widmen. Poststrukturalistische Ansätze, so argumentieren wir, sind besonders interessant für die Disziplin der IB, da sie vier spezifische Gewinne bieten: Erstens erlauben sie eine kritische Perspektive auf Fragen internationaler Politik, zweitens hilft eine poststrukturalistische Perspektive dabei, den oft übersehenen politischen Charakter sozialer Realität herauszustellen, drittens halten sie dazu an, die eigene Sichtweise des/der Forschenden zu reflektieren und viertens erlaubt es eine poststrukturalistische Vorgehensweise mit ihrem Fokus auf „Wie-möglich-Fragen“, eine alternative analytische Perspektive zu dominanten erklärenden Ansätzen einzunehmen.

Eva Herschinger, Judith Renner
Neuer Materialismus in den Internationalen Beziehungen

Drohnen, Viren, Wirbelstürme, kritische Infrastrukturen – dies sind nur einige der materiellen Elemente, die in der internationalen Politik eine Rolle spielen. Diese Materialität wird zunehmend wiederentdeckt in gegenwärtigen diskurstheoretischen Erklärungsansätzen der Internationalen Beziehungen. In der noch jungen Debatte um den Neuen Materialismus geht es vor allen Dingen darum, wie eine aktive statt passive Materialität in der politischen Welt zu verstehen ist.

Nadine Voelkner
Pragmatismus in den Internationalen Beziehungen

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die grundlegenden Prämissen und Aussagen der sozialtheoretischen Tradition des Pragmatismus und diskutiert sein Potenzial im Feld der Internationalen Beziehungen (IB). Unter Rückgriff auf die Begründer Peirce, James, Mead und Dewey wie auch zeitgenössische Fortschreibungen durch Richard Rorty und Donald Davidson wird argumentiert, dass es beim Pragmatismus – wie bei keiner vergleichbaren Theorie der IB – um eine Theorie menschlichen Denkens und Handelns geht, die den genauso grundlegenden wie irreführenden Dualismus von Erkenntnis- und Handlungstheorie aufhebt. In einem zweiten Schritt werden einige der Implikationen skizziert, die sich für die konkrete Forschungspraxis im Feld der Internationalen Beziehungen ergeben, falls man diese Doktrin überzeugend findet und zum Ausgangspunkt der eigenen Forschung macht. Dabei wird auf konkrete Beispiele aus den IB zurückgegriffen.

Gunther Hellmann
Praxistheorie in den Internationalen Beziehungen

Praxistheorien bilden in den Internationalen Beziehungen eine Forschungsperspektive, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Hinwendung zu (internationalen) Praktiken als zentraler theoretischer Kategorie und empirischer Untersuchungseinheit verdeutlicht sowohl die mit dem Konstruktivismus begonnene sozialtheoretische Öffnung als auch die intensivere Beschäftigung mit interpretativen Forschungsmethoden innerhalb der Disziplin. Ein praxistheoretischer Zugang in der internationalen Politik interessiert sich dafür, wie es Gruppen und Gemeinschaften gelingt, durch ein praktisches Verständnis, ein verkörpertes, implizites Wissen und eine regelmäßige kompetente Ausführung von Praktiken eine relationale soziale Ordnung aufrechtzuerhalten bzw. neu hervorzubringen. Das alltägliche Praxisgeschehen der internationalen Politik und die darin zu beobachtenden und ausgeführten Praktiken werden damit zum Untersuchungsgegenstand. Praxistheorien sehen den Ort des Sozialen damit weder in Interessen und Normen noch allein in Symbolsystemen oder direkter Kommunikation, sondern vor allem in geteilten Praktiken. Diese gelten als Triebfeder von Ordnungsbildung und Wandel, wodurch gängige Dualismen wie die Trennungen von Akteur*in und Struktur, Subjekt und Objekt, Normen/Regeln und ihre Anwendung, Mikro- und Makroperspektive sowie das Individuum und die Gesellschaft überwunden werden. Der Beitrag stellt drei dominante Stränge in der gegenwärtigen Theoriediskussion vor und verdeutlicht anhand von Beispielen deren Anwendungsmöglichkeiten in empirischer Forschung. Abschließend werden konzeptionelle und methodologische Herausforderungen diskutiert und kritisch reflektiert.

Frank Gadinger
Politische Psychologie in den Internationalen Beziehungen

Die Politische Psychologie der Internationalen Beziehungen ist eine interdisziplinäre Forschungsperspektive, die psychologische Erkenntnisse über die menschliche Beschaffenheit für die Erklärung politischer Phänomene nutzbar macht. Kleinster gemeinsamer Nenner der heterogenen Forschungsperspektive ist das Akteurskonzept des homo psychologicus, dessen (politisches) Handeln von Kognitionen, Eigenschaften, Motivationen und Emotionen beeinflusst wird. Im angelsächsischen IB-Forschungsraum haben sich eine Reihe von psychologischen Ansätzen etabliert, deren explanatorischer Mehrwert insbesondere in der Außen-, Sicherheits- und Konfliktforschung unter Beweis gestellt wurde, wohingegen ihre Nutzbarmachung seitens der deutschen IB-Forschung bislang nur vereinzelt erfolgte.

Cornelia Frank
Internationale Politische Ökonomie in den Internationalen Beziehungen

Zentrales Thema der Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) sind Verhältnis und Interaktion politischer (i.e.L. staatlicher) und wirtschaftlicher (staatlicher wie privater) Akteure, Institutionen und Strukturen. Die IPÖ steht also an der Schnittstelle politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Blickwinkel der internationalen Beziehungen. Der vorliegende Beitrag erläutert die wissenschaftshistorische Entwicklung, die prägenden theoretischen Hauptströmungen und wesentliche Nachbardisziplinen der IPÖ sowie ihre Stellung innerhalb des Feldes des Internationalen Beziehungen. Ihre spezifische Perspektive wird anhand des strukturellen Machtbegriffs und der Frage nach der Hegemonie im internationalen System verdeutlicht. Aktuelle Forschungsfragen und Diskussionen in der IPÖ beziehen sich beispielsweise auf Aspekte der Globalisierung und global governance in internationalen Wirtschafts- und Finanzsystem, insbesondere angesichts des Aufstiegs Chinas, der europäischen Integration, der „Wiederentdeckung“ Afrikas in der IPÖ, des Liberalen Friedens und der economic und financial warfare.

Ralph Rotte
Außenpolitikanalyse in den Internationalen Beziehungen

Die Außenpolitikanalyse stellt in den Internationalen Beziehungen sowohl ein Forschungsfeld als auch eine besondere Perspektive dar. Das Forschungsfeld umfasst vielfältige Erklärungsansätze, die innenpolitische Faktoren auf der staatlichen Analyseebene in unterschiedlicher Art und Weise als Einflussgrößen auf Außenpolitik konzeptualisieren. Als Perspektive richtet die Außenpolitikanalyse den Blick auf die individuelle Analyseebene und stellt die subjektiven Wahrnehmungen außenpolitischer Entscheidungsträger in den Mittelpunkt. Der Beitrag bietet einen Überblick über wichtige Forschungsrichtungen in der Außenpolitikanalyse und argumentiert, dass eine stärkere Resonanz der Außenpolitikanalyse in den IB – als Forschungsfeld und Perspektive – innovative Anstöße für das Fach verspricht.

Kai Oppermann
Europaforschung in den Internationalen Beziehungen

Der zentrale Untersuchungsgegenstand der Europaforschung in den Internationalen Beziehungen (IB) ist die Erklärung politischer Integration, d. h. die Übertragung staatlicher Hoheitsrechte auf die supranationale Ebene. Die zur Erklärung politischer Integration entwickelten Integrationstheorien sind aufgrund ihres Erkenntnisinteresses – zwischenstaatliche Kooperation – einerseits eng mit IB-Theorien verwandt. Andererseits haben sich jedoch auch genuine Integrationstheorien herausgebildet, was den Sonderstatus der Europäischen Union (EU) im Kreise internationaler Organisationen verdeutlicht. Drei unterschiedliche Denkschulen – Intergouvernementalismus, Supranationalismus (bzw. Neofunktionalismus) und Postfunktionalismus – dominieren nicht nur die integrationstheoretische Debatte, sondern tragen auch zu einem umfassenden Verständnis der jüngsten Krisenpolitik der EU bei.

Berthold Rittberger, Lara Waas, Moritz Weiss
Strategische Studien in den Internationalen Beziehungen

Strategische Wissenschaft, im englischen Strategic Studies genannt, stellt international gesehen einen der Kernbereiche der anwendungsorientierten Politikwissenschaft dar. Genauer gesagt handelt es sich um einen eher interdisziplinären, im Kern jedoch politikwissenschaftlichen Ansatz zur Erforschung strategischer Fragen und Probleme. In der Regel werden dabei als „strategisch“ all diejenigen politischen Prozesse und Ereignisse verstanden, wo infolge des direkten oder indirekten Einsatzes von Macht (und das heißt häufig, aber keinesfalls ausschließlich, durch den Einsatz militärischer Gewaltmittel) wesentliche politische Weichenstellungen erfolgen. Von daher hat sich strategische Wissenschaft immer sehr stark auf Kriege, Interventionen, die Anwendung militärischer Mittel bzw. deren Zähmung durch Rüstungskontrolle oder Abrüstung konzentriert, aber auch andere Formen von coercive diplomacy (bis hin zur Rolle von soft power) werden berücksichtigt. Der Bereich der strategischen Wissenschaft erfährt dabei eine Erweiterung. Gerade heute leben wir in einer Zeit, in der sich für hochkomplexe und verwundbare Gesellschaften strategische Herausforderungen und Sicherheitsgefährdungen anders darstellen als für den traditionellen europäischen Nationalstaat des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts und wo Mittel der Beeinflussung und Steuerung von externen Entwicklungen entsprechend differenziert zu begreifen sind. Von daher ist es nachvollziehbar, wenn sich heute die führenden Institutionen der Strategischen Wissenschaft weit über das klassische Metier des Kräftevergleichs, der Strategieeinschätzung und der Rüstungskontrolle hinausbewegen.

Joachim Krause
Friedens- und Konfliktforschung – Herausforderung für die Internationalen Beziehungen

Die Verhinderung weiterer Kriege mit wissenschaftlichen Mitteln bildet den Ausgangspunkt sowohl der politikwissenschaftlichen Teildisziplin „Internationale Beziehungen“ als auch der Friedens- und Konfliktforschung. Doch ihre Entwicklungen sind unterschiedlich verlaufen und die Unterscheidung der zwei Forschungsfelder spielt auch heute immer wieder eine nicht unerhebliche Rolle. Aufgrund ihres Anspruchs nach politischer Relevanz und kritischer Reflexion ihrer Forschung und ihrer Ergebnisse setzen sich die Ansätze der Friedens- und Konfliktforschung einer ständigen Infragestellung aus. Weil bei dieser Reflexion der eigenen Perspektivität immer auch die Rolle der Wissenschaft und ihrer Erkenntnisprozesse für die Einsichten über internationale Politik, Krieg und Frieden thematisiert werden, bleiben die Internationalen Beziehungen davon nicht unberührt.

Christoph Weller
Die Lehre der Internationalen Beziehungen

Wie können wir Studierenden die Internationalen Beziehungen (IB) in der Lehre vermitteln? Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es angesichts der unklaren Identität unseres zunehmend pluralistischen Fachs nicht. Dieser Artikel zeichnet die Konturen einer vielfältigen Disziplin nach und diskutiert, welche Fragen die aufgezeigten Veränderungen für unsere Lehre aufwerfen. Nach dem Modell des Constructive Alignment werden zunächst mögliche Kompetenzziele der IB-Lehre diskutiert. Anschließend werden Umsetzungsmöglichkeiten einer aktiven, kompetenzorientierten Lehre vorgestellt.

Daniel Lambach

Zugriffe und Methoden

Frontmatter
Forschungsdesign und positivistische Forschungslogik in den Internationalen Beziehungen

Der Beitrag stellt die zentralen Elemente der positivistischen Forschungslogik in den Internationalen Beziehungen dar. Er skizziert die wesentlichen wissenschaftstheoretischen Annahmen des Positivismus – Naturalismus, Empirismus und Objektivismus – und stellt die Logik von kausaler Erklärung und Theorietest dar, die sich aus ihnen ergibt. Dabei diskutiert er spezifische Probleme positivistischer Forschung in den Internationalen Beziehungen und beleuchtet abschließend die Frage, inwiefern IB-Forschung, die sich als positivistisch versteht, dem Idealbild des wissenschaftstheoretischen Positivismus entspricht.

Dirk Peters
Rekonstruktive Forschungslogik in den Internationalen Beziehungen

Die übliche Trennung von quantitativen und qualitativen Methoden verdeckt, dass sich Fragen nach dem Zusammenhang von Gegenstand, Theorie und Methode erst auf der Ebene der Forschungslogik behandeln lassen. Der Beitrag führt daher die in der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik übliche Unterscheidung von Rekonstruktionslogik und Subsumtionslogik ein, die deutlich macht, dass methodische und methodologische Entscheidungen nie allein technischer Natur sind, sondern gesellschaftstheoretische Weichenstellungen implizieren. Gegen die künstliche Trennung von Theorie, Gegenstand und Methode in einheitswissenschaftlicher Tradition lässt sich mithilfe einer rekonstruktionslogischen Perspektive sichtbar machen, dass sich sachhaltige Forschung nicht in empirischen Einzelfalluntersuchungen erschöpft, sondern immer auf eine theoretisch zu begründende Gegenstandserschließung angewiesen bleibt. Der Beitrag rekonstruiert vor diesem Hintergrund zunächst die Problemgeschichte der IB als Sozialwissenschaft und diskutiert, welche Bezüge sich daraus zum Positivismusstreit in der Soziologie ergeben, um dann drei Dimensionen rekonstruktiver Forschungslogik aufzufächern. Die Anregung, vom Gegenstand aus theoretisch zu denken, liegt allen drei Dimensionen gleichermaßen zugrunde.

Benjamin Herborth
Rekonstruktiv-interpretative Ansätze in den Internationalen Beziehungen und der Weltpolitikforschung: Objektive Hermeneutik und Grounded Theory

Rekonstruktiv-interpretative Methodologien der Weltpolitikforschung dienen dem Entschlüsseln intersubjektiv geteilter Sinn- und Bedeutungsstrukturen, die erklärungsbedürftigem weltpolitischem Handeln zugrunde liegen. Das Erkennen typischer Handlungsregeln und -muster sowie das Nachzeichnen von deren Veränderung im Zeitverlauf sind das Ziel dieser Forschungsansätze. Der vorliegende Beitrag stellt die Grundzüge zweier rekonstruktiv-interpretativer Verfahrensweisen vor, zeigt, wie sich diese auf weltpolitische Fragestellungen anwenden lassen und verweist auf die gemeinsame Verankerung der beiden vorgestellten Methodologien in zentralen Annahmen der Philosophie und Gesellschaftstheorie des Amerikanischen Pragmatismus.

Ulrich Franke, Ulrich Roos
Quantitative Methoden in den Internationalen Beziehungen

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Verwendung quantitativer Methoden in den Internationalen Beziehungen. Nach einer kurzen Diskussion der verschiedenen Probleme, die sich in einer quantitativen Untersuchung ergeben können, präsentieren wir im zweiten Teil die mannigfachen Herausforderungen, die beim ersten Schritt jeglicher empirischer Untersuchung – dem Messen der theoretischen Konstrukte – entstehen können. Danach beschreiben wir, wie sich zwei unterschiedliche Datentypen – Experimental- und Beobachtungsdaten – analysieren lassen. In diesem Zusammenhang diskutieren wir ausführlich anhand einiger prominenter Beispiele zentrale Schwierigkeiten bei der Durchführung einer Regressionsanalyse: die Wahl eines passenden Modellierungsverfahrens, die Drittvariablenkontrolle sowie das Problem der Stichprobenverzerrung. Der Aufsatz endet mit einer Schlussbetrachtung und einem Überblick über einige neuere Trends in der Verwendung von quantitativen Methoden in den Internationalen Beziehungen.

Constantin Ruhe, Gerald Schneider, Gabriele Spilker
Qualitative Methoden in den Internationalen Beziehungen

In der empirischen Forschung der Internationalen Beziehungen gehören qualitative Methoden neben quantitativen Verfahren zum gängigen Instrumentarium der Datenerhebung und Datenauswertung. In diesem Artikel werden nach einer einleitenden Erklärung von Fallstudien vier zentrale Methoden der qualitativen Forschung vorgestellt: das process tracing, die Diskursanalyse, das Expert*inneninterview und die Qualitative Comparative Analysis. Bei allen vier Methoden wird zunächst deren Herangehensweise erklärt, um darauf aufbauend die Vor- und Nachteile und Weiterentwicklungen der jeweiligen Methode darzulegen und auf illustrative Anwendungsbeispiele in den Internationalen Beziehungen zu verweisen. Abschließend werden noch die Vor- und Nachteile einer Triangulation qualitativer Methoden untereinander und in Kombination mit quantitativen Methoden beleuchtet.

Holger Janusch, Maria Behrens, Eike Hennig

Akteure und Problemfelder

Frontmatter
Raum und internationale Politik

Dieses Kapitel leistet einen Beitrag zur Raumwende in der internationalen Politik. Die ‚Raumwende‘ bezeichnet eine Wende von einem absolutistischen Raumverständnis, in dem Räume als fixe, permanent existierende Behälter verstanden werden, hin zu einem relationalen Verständnis, das die Konstituiertheit von Raum durch soziale Interaktion in den Fokus nimmt. Räume existieren demnach nicht unabhängig von Handlung, sondern sind sowohl deren Produkt als auch der Kontext, in dem Handeln möglich ist. Vor diesen Hintergrund möchte das Kapitel das Konzept Raum für die internationale Politik fruchtbar machen und dessen Relevanz sowie Anwendbarkeit beleuchten.

Susanne Buckley-Zistel
Staat und internationale Politik

Staaten sind und bleiben auf absehbare Zeit die wichtigsten Akteure in den internationalen Beziehungen, aber das, was Staaten kennzeichnet – Staatlichkeit – unterliegt wie die Staaten selbst historischen Veränderungen. Der moderne, territorial definierte Nationalstaat und seine Souveränität bestimmen heute als universal verbindliches Ordnungsmodell die Weltpolitik. Doch seine Staatlichkeit verändert sich durch Prozesse der Globalisierung und zwingt Staaten zu Anpassungsleistungen. Staatlichkeit mutiert somit, mit Konsequenzen bis hin zum Staatszerfall, der seinerseits wiederum zu einer Herausforderung für die internationale Politik wird.

Hanns W. Maull
Europäische Union und internationale Politik

Der Beitrag setzt sich mit der Rolle der Europäischen Union in der internationalen Politik auseinander und zeigt auf, dass das oft zitierte Bonmot, die EU sei ein ökonomischer Riese aber nur ein politscher Zwerg, heute kaum noch Gültigkeit beanspruchen kann. Neben der Darstellung der historischen Entwicklungen sowie der vertraglichen und institutionellen Rahmenbedingungen liegt der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Dimensionen der „EU-Außenpolitik“ sowie den unterschiedlichen Grundvorstellungen über Europas Rolle in der Welt.

Daniel Göler
Eurasische Integrationsprozesse und internationale Politik

Russland und China sind die wichtigsten Treiber regionaler Integration in Eurasien. Beide verfolgen unterschiedliche Modelle von Regionalpolitik: Russland schafft alternative Regionalorganisationen, um die Mitgliedsstaaten exklusiv an sich zu binden und über die Rolle als Regionalmacht internationale Anerkennung zu erhalten. China verfolgt konkrete Interessen durch wirtschaftliche Integration und die Lösung regionaler Sicherheitsprobleme. Beide, Russland und China, versuchen mit der Gründung von Regionalorganisationen eigene Normen und Definitionen gegen die globale US-Dominanz zu setzen.

Stefan Meister
ASEAN und internationale Politik

ASEAN – die Vereinigung südostasiatischer Staaten – ist eine der wenigen funktionalen Regionalorganisationen in Asien. Sie wurde zur Zeit des Kalten Krieges gegründet und hat sich seitdem von einem losen Verbund zu einer Kooperationsinstanz mit unterschiedlichen Schwerpunkten entwickelt. Zehn regionale Staaten arbeiten mit Blick auf politische und sicherheitspolitische, ökonomische und soziokulturelle Gemeinschaftsbildung zusammen. Dazu gehören Felder wie die Bekämpfung von Piraterie und Terrorismus, schnelle Hilfe bei Naturkatastrophen oder die Vertiefung von Freihandel. Gleichzeitig bleiben die Sorge vor externer Einmischung, etwa durch den Nachbarn China, und der Schutz territorialer Integrität weiterhin relevant. Mit der Einführung der Charta 2017 wurden eine Reihe neuer Ziele formuliert, etwa die Einrichtung eines regionalen Menschenrechtsmechanismus', die erst langsam umgesetzt werden.

Katja Freistein
Die Afrikanische Union und internationale Politik

Die Afrikanische Union (AU) ist eine intergouvernementale Organisation, der alle Staaten Afrikas angehören und die vor allem in der Friedens- und Sicherheitspolitik aber auch in der Wirtschafts-, Handels-, Entwicklungs-, Gesundheits-, Klima- und Wissenschaftspolitik sowie der Förderung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten aktiv ist. Die AU-Mitgliedstaaten zeigen sich zwar kooperationswillig und haben der Organisation ein weitreichendes Mandat zur Intervention in Krisen gegeben, das diese auch nutzt. Gleichzeitig sind die Mitglieder jedoch zurückhaltend, Souveränität zu Gunsten der AU abzugeben. Deshalb und weil ihr die finanzielle Basis und die personelle Ausstattung fehlen, kann die AU nicht alle selbstgesteckten Ziele erfüllen.

Martin Welz
NATO und internationale Politik

Die NATO zeichnet sich nicht nur durch eine ausgeprägte Wandlungs- und Überlebensfähigkeit aus, sondern auch durch anhaltende Attraktivität und die Fähigkeit, das Handeln ihrer Mitglieder auf gemeinsame Bündnisziele hin auszurichten. Angesichts der theoretischen Erwartung, Allianzen seien als situationsbedingte Zweckgemeinschaften grundsätzlich instabil und flüchtig, gilt der Erfolg der NATO als eines der großen Puzzle der Internationalen Beziehungen. Allerdings lagen Erfolg und Krise in der Geschichte der NATO eng zusammen und verschärften sich die Krisensymptome unter der Präsidentschaft Donald Trumps dramatisch. In Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 schließt die NATO wieder die Reihen und konzentriert sich wieder auf die Abschreckung. Der Beitrag schildert die Entwicklung der NATO seit ihrer Gründung 1949, beschreibt ihre Aktionen als internationaler Akteur und beschäftigt sich mit den Ursachen ihres Wandels und ihres Erfolges.

Matthias Dembinski
Vereinte Nationen und internationale Politik

Der Beitrag analysiert aus zwei Perspektiven das Verhältnis der Vereinten Nationen zu Konflikten. Einerseits stellt er dar, welches Instrumentarium die UN als Akteur in der Bearbeitung gewalttätiger Konflikte besitzen und wie dieses erweitert wurde. Andererseits nimmt er Konflikte, die auch in der UN ausgetragen wurden, in den Blick. Die Arbeitsweise der UN wurde durch den Ost-West- und den Nord-Süd-Konflikt beeinflusst. Zukünftig könnte die umfassendere Zusammenarbeit mit privaten Akteuren neue Konflikte generieren, da es kontroverse Auffassungen darüber gibt, ob diese die Legitimität und die Effektivität der UN erhöhen oder aushöhlen.

Tanja Brühl
Transnationale Akteure und internationale Politik: Theoretische Forschungsperspektiven und empirische Illustration am Beispiel Nichtregierungsorganisationen

Transnationale Akteure, d. h. private Organisationen mit grenzüberschreitenden politischen Aktivitäten, gehören insbesondere seit den 1990er- und 2000er-Jahren zu den prominenten Forschungsgegenständen in den Internationalen Beziehungen. Im Vordergrund der Forschung stehen die Hintergrundbedingungen unter denen transnationale Akteure politische Bedeutung gewinnen sowie die normative Bedeutung dieser Akteure. Der Beitrag illustriert diese Themen anhand von transnational tätigen Nichtregierungsorganisationen.

Andreas Nölke
Transnational organisierte Kriminalität und internationale Politik

Der Beitrag analysiert die unterschiedlichen Formen und Voraussetzungen der Bekämpfung, Verfolgung und Prävention transnational organisierter Kriminalität in der internationalen Politik. Dazu führen wir zunächst in die Definition und die Grundlagen in diesem Bereich ein, auch im Hinblick auf eine Einordnung in Debatten der Internationalen Beziehungen, bevor einzelne Politikbereiche – Drogenhandel, Menschenhandel und -schmuggel, Waffenhandel, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, Konfliktmineralien – vorgestellt werden. Die Schlussfolgerungen bieten einen Ausblick in weitere Teilbereiche und erläutern die Rolle von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in der Bekämpfung transnational organisierter Kriminalität.

Anja P. Jakobi, Jasmin Haunschild
Terrorismus(bekämpfung) und internationale Politik

Terrorismus gilt als eine der größten sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Zugleich zählen Terrorismus und seine Bekämpfung zu den am heftigsten umstrittenen (politischen) Phänomenen unserer Zeit. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Forschungsstand und diskutiert Begriffe, Ursachen und Gegenstrategien sowie aktuelle Entwicklungen von Terrorismus. Traditionellen Ansätzen werden hierbei Konzepte der kritischen Terrorismusforschung gegenübergestellt, um prinzipielle Probleme des Forschungsgegenstandes und deren Überwindung zu illustrieren.

Christopher Daase, Alexander Spencer
Frieden, Krieg und internationale Politik

Dieser Überblick über die Friedens und Kriegsforschung setzt sich zunächst mit den Begriffen „Konflikt“, „Krieg“ und „Frieden“ auseinander, wobei den sogenannten „Neuen Kriegen“ und dem „Terrorismus“ besondere Aufmerksamkeit zukommt. Anhand historischer Daten wird dann der Frage nachgegangen, ob die Welt friedlicher geworden ist und die These gestützt werden kann, dass in der Welt insgesamt die Gewalttätigkeit zurückgegangen ist.

Frank R. Pfetsch
Großmachtkonkurrenz und internationale Politik

Dieser Beitrag beleuchtet die unterschiedlichen Zugriffe auf Großmachtinteraktion, mit besonderem Fokus auf die Multidimensionalität des Vorgangs. Nach einer Einführung in den Begriff „Großmacht“ werden in den folgenden Abschnitten die unterschiedlichen theoretischen Perspektiven auf Großmachtkonkurrenz und -kooperation vorgestellt, ebenso wie die (macht)politischen Treiber dieser. Der Beitrag schließt mit einer Reflexion über die Bedeutung von Zufriedenheit für das Miteinander im internationalen System und regt an, den Vorgang der Großmachtkonkurrenz im sich manifestierenden multipolaren Zeitalter mithilfe eklektischer, theorie- und methodenübergreifender Ansätze zu betrachten, um ihn in seiner Fülle und Vielschichtigkeit zu begreifen.

Luba von Hauff
Diplomatie und internationale Politik

Die Entwicklung der internationalen Ordnung ist bis in die Gegenwart eng mit der Geschichte der Diplomatie verbunden. Sowohl für die großen Fragen von Krieg und Frieden, als auch auch für zahlreiche Problembereiche der internationalen Politik stellt die Diplomatie als institutionalisiertes Kommunikations- und Verhandlungssystem ein relevantes Handlungsfeld dar. Funktionen und Formen der Diplomatie als Instrument außenpolitischen Regierungshandelns erstrecken sich heute von der traditionellen Friedens- und Krisendiplomatie bis zur erzwingenden Diplomatie, Gipfel- und Konferenzdiplomatie sowie neuen Ausprägungsformen einer im 21. Jahrhundert sich grundlegend verändernden modernen Diplomatie, deren Entwicklung von innergesellschaftlichen und globalen Herausforderungen (Umbrüchen in der internationalen Ordnung, Digitalisierung, globalen Märkten, neuen Öffentlichkeiten, Vertrauensverlust in politische Institutionen) beeinflusst wird.

Andreas Wilhelm
Macht und internationale Politik

Macht kann als ein Schlüsselkonzept menschlicher Interaktion im Allgemeinen und internationaler Politik im Besonderen gelten. Ausgehend von dieser Beobachtung nimmt der Beitrag das Phänomen Macht in den Blick und diskutiert unterschiedliche Zugänge zu und Verständnisse von Macht in den internationalen Beziehungen. Es werden, im Anschluss an definitorische Annäherungen, unterschiedliche Konzeptionen und Spielarten von Macht unterschieden, zentrale Charakteristika herausgearbeitet und schließlich zeitgenössische Machtverschiebungen identifiziert. Ein Ausblick auf eine Forschungsagenda in konzeptioneller wie thematischer Hinsicht schließt den Beitrag ab.

Hendrik W. Ohnesorge
Völkerrecht und internationale Politik

Der Beitrag bietet eine prägnante Einführung in die grundlegende Materie des Völkerrechts unter Berücksichtigung aktueller Fragestellungen. Dabei wird auf die geschichtlichen und dogmatischen Wurzeln eingegangen, und es werden die Rechtsquellen sowie die zentralen Akteure des Völkerrechts dargestellt. Wesentliche Regelungsbereiche des Völkerrechts werden exemplarisch aufgegriffen und überblicksartig vorgestellt. Vertieft dargestellt wird das Prinzip der Schutzverantwortung (Responsibility to Protect), das Völkerrecht im Cyberspace und der im Kampf gegen den internationalen Terrorismus anwendbare völkerrechtliche Regelungsrahmen.

Robin Geiß, Mina Baghai
Nuklearwaffen und internationale Politik
Bedeutung, Nichtgebrauch, Proliferation

Mit den Abwürfen zweier US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki schildert der Beitrag zunächst die historischen Hintergründe des ersten und bis heute einzigen Kriegseinsatzes von Nuklearwaffen, um daraufhin die Bedeutung des Nuklearzeitalters für die internationale Politik und die politikwissenschaftliche Forschungsdisziplin der Internationalen Beziehungen zu analysieren. Danach wird mit der nuklearen Abschreckung, dem nuklearen Tabu, der Tradition des Nichtgebrauchs und dem Konzept der Atomic Anxiety die Forschung zum seit 1945 anhaltenden Nichtgebrauch von Nuklearwaffen dargestellt. Warum Nuklearwaffen proliferieren, also Staaten ihren Besitz anstreben, wird im Anschluss daran beleuchtet. Non-Proliferation und Rüstungskontrolle sind nicht Gegenstand des Beitrags. Das Fazit gibt einen Ausblick auf künftige politische Entwicklungen und Forschungsperspektiven.

Frank Sauer
Rüstung, Rüstungskontrolle und internationale Politik

Rüstungskontrolle wird von Kritikern aktuell oft als unzureichend, naiv oder kontraproduktiv zurückgewiesen. Der Artikel zeigt, dass Rüstungskontrolle heute aber in mehr Feldern denn je relevant ist und auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Instrumente deutlich zugenommen hat. Allerdings gilt es auch, realistische Erwartungen bezüglich der Leistungsfähigkeit von Rüstungskontrolle zu formulieren, veraltete und zu enge Vorstellungen zu überwinden und sehr gezielt die möglichen Instrumente auf die relevanten Felder abzustimmen, um Enttäuschungen zu verhindern.

Niklas Schörnig
Technik, Digitalisierung und internationale Politik

Dieses Kapitel stellt zentrale Themen der Technologieforschung in den Internationalen Beziehungen vor. Zunächst werden einschlägige theoretische und methodologische Positionen der Technikforschung erläutert. Im Hauptteil des Kapitels werden anschließend zwei empirische Felder ausführlicher behandelt: Internet Governance und Sicherheitsforschung. Es zeigt sich, dass Phänomene wie maschinelles Lernen, soziale Netzwerke und Überwachung politische Praktiken grundlegend verändern.

Linda Monsees
Medien und internationale Politik

Massenmedien haben über Jahrzehnte ihre politische Bedeutung ausgebaut; Neue und internetbasierte Medien brachten eine rapide Erweiterung von Kommunikation in neuer und partizipativer Qualität. In der schwer durchschaubaren auswärtigen Politik scheint Medien zunehmend Macht zuzuwachsen, indem sie die Wirklichkeit definieren, Entscheidungen beeinflussen oder gar bestimmen, sei es allein aus ihrer Funktionslogik (Übermittlungsstruktur, Ausmaß, Geschwindigkeit, Echtzeit), sei es wirtschaftlich oder politisch motiviert (quotenbezogene Fixierung auf Aktualität/Spektakuläres; partikuläre Interessen). Die Bestandsaufnahme medialer Entwicklungen und ihrer Auswirkungen aus verschiedenen Perspektiven zeigt, dass Medien weiterhin meist der Politik folgen und nicht umgekehrt. Immer öfter werden Medien auch durch die Politik instrumentalisiert oder die Politik übernimmt gar Aufgaben der Medien. Nur wenn die politische Lage unklar in Bezug auf Entscheidungen bleibt und maßgebliche Akteure unsichere Haltung zeigen, können Medien selbst entscheidenden Einfluss ausüben. Vor allem im Bereich der verschiedenen Ebenen (lokal, global) und des Umfangs im Bereich der sozialen Medien hat sich im letzten Jahrzehnt viel getan. Die Meinungen dazu schwanken zwischen Überschätzung (Partizipation, Mobilisierung, Demokratisierung) und Schmähung (Unkontrollierbarkeit, Manipulierbarkeit, Aktivismus ohne strukturelle Effekte, Gefahr für Kultur/Demokratie); Auch für Soziale Medien gilt meist, dass ihr hohes technisches und kommunikatives Potenzial nur im komplexen Zusammenwirken mit ihren Rahmenbedingungen über kurzfristige Erregtheit hinaus wirksam werden kann, wobei sie zunehmend von der Politik für eigenständige öffentliche Kommunikation und Diplomatie genutzt werden.

Daniel Beck, Reinhard Wesel
Globalisierung, Global Governance und internationale Politik

Das Phänomen der Globalisierung und insbesondere seine Implikationen sind ein zentrales Themengebiet der Internationalen Beziehungen. Theoretisch ist dieses Konzept jedoch hinsichtlich Natur und Auswirkungen immer noch höchst umstritten. Gleichzeitig werden die Folgen von Globalisierung auf globale Gerechtigkeit durchaus kritisch bewertet. Perspektiven auf die Global Governance sind dabei eng mit den unterschiedlichen Interpretationen über die Folgen der Globalisierung verbunden und konzeptionalisieren entsprechend auch die Gestaltungsmöglichkeiten der durch Globalisierungsprozesse hervorgerufenen Interdependenzen und Folgephänomene sehr unterschiedlich. Ziel dieses Beitrags ist es zunächst zentrale konzeptionelle Zugriffe von Globalisierung darzustellen und ihre treibenden Kräfte und Ursachen zu beleuchten. In einem zweiten Schritt wird dann das Konzept von Global Governance erörtert, dessen politischer und wissenschaftlicher Kontext dargelegt und Kontroversen über mögliche Auslegungen verdeutlicht. Die zentralen Akteure transnationale Unternehmen, Staaten, globale Zivilgesellschaft und internationale Regierungsorganisationen werden hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Kapazitäten und Legitimität innerhalb des Global Governance Gefüges diskutiert. Es wird gezeigt, dass Globalisierung und Global Governance hinsichtlich ihrer Gestaltbarkeit und Auswirkungen unterschiedlich bewertet werden, sowie die aus den ihnen zugrunde liegenden Ideen resultierende Kritik spezifiziert.

Katharina Glaab, Doris Fuchs
Demokratisierung und internationale Politik

Demokratisierungen finden eingebettet in ein internationales Umfeld statt, bei dem interne und externe Akteure interagieren und externe Faktoren – intendiert oder nicht – Einfluss nehmen können auf Regimewechsel und den weiteren Demokratisierungsprozess. Demokratieförderung als Teil von Außenpolitik spielt dabei ebenso eine Rolle wie das internationale Klima und die Strahlkraft der Idee von Demokratisierung. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Wechselwirkung dieser Aspekte im Laufe des 20. Jahrhunderts und zeichnet den demokratiefreundlichen Aufwind seit 1989 sowie den demokratiefeindlichen Gegenwind seit den 2000er-Jahren nach.

Marianne Kneuer
Autokratisierung und internationale Politik

Das Kapitel fasst die Forschungsliteratur zur Rolle der autoritären Staaten in der internationalen Politik zusammen. Es werden insbesondere zwei Themenkomplexe behandelt. Erstens analysiert das Kapitel, inwieweit es systematische Unterschiede in der Außenpolitik der autoritären und der demokratischen Staaten gibt. Dabei stehen Konflikt- und Kooperationsbereitschaft der autoritären Staaten, sowie die Legitimität ihrer Handlungen im Vordergrund. Zweitens wird die große Literatur zur Autokratieförderung und zur Diffusion der autoritären Herrschaft kritisch zusammengefasst. Es wird insbesondere auf den Einfluss der autoritären Staaten auf die Gestaltung von regionalen und globalen Ordnungen eingegangen. Das Kapitel schließt mit einer Diskussion des potenziellen Systemwettbewerbs zwischen Autokratien und Demokratien in der modernen Welt ab.

Alexander Libman
Entwicklung und internationale Politik

Gut zwei Jahrzehnte nach dem Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen bleiben berechtigte Zweifel an der Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit (EZ). Ist das Politikfeld von den Realitäten überholt worden? Welchen Beitrag haben Entwicklungstheorien für die Weiterentwicklung von Entwicklungspolitik leisten können? Der Beitrag zieht eine Bilanz, die von der ersten Entwicklungsdekade in den 1960er-Jahren bis zu den Folgen der Covid-19-Pandemie reicht. Er plädiert für eine herrschaftskritische Weiterentwicklung des Entwicklungsbegriffs und für eine Stärkung globaler Kooperation.

Tobias Debiel, Elena Sondermann
Wirtschaft und internationale Politik

Der Beitrag nimmt, ausgehend von den Dimensionen und Auswirkungen des Globalisierungsprozesses, eine Bestandsaufnahme der internationalen Wirtschaftsbeziehungen vor. Neben den Entwicklungen in den Bereichen Handel, Währung und Finanzen stehen mit der G-7/8 und G-20 die zentralen Foren weltwirtschaftlicher Steuerung im Blickpunkt. Deren zukünftige Perspektiven werden vor dem Hintergrund des Bedeutungsgewinns der Schwellenländer sowie vergangener und aktueller Krisen hinterfragt.

Reinhard Rode, David Kabus
Umwelt und internationale Politik

Der Beitrag behandelt globale Umweltpolitik aus drei Perspektiven. In einem ersten Überblick wird die Genese des Politikfelds beschrieben, der zweite Abschnitt diskutiert aktuelle umweltpolitische Herausforderungen und erläutert wie diese politikwissenschaftlich bearbeitet und interpretiert werden. Der letzte Teil debattiert wie globale Umweltpolitikforschung die breitere Diskussion der Internationalen Beziehungen beeinflusst.

Markus Lederer
Globale Gesundheit und internationale Politik

Der Beitrag skizziert die Entwicklung einer internationalen Agenda für globale Gesundheitspolitik unter Berücksichtigung eines Wandels innerhalb der Terminologie von internationaler zu globaler Gesundheit. Hierdurch zeigt er die Bedeutung des Politikfeldes für die Disziplin Internationale Politik auf. Empirisch fokussieren die Ausführungen auf internationale Kooperationsstrukturen innerhalb einer Global Health Governance. Um den bestehenden Forschungsstand zu sinnvoll zu ergänzen, lenkt der Artikel sein Augenmerk auf die globale Gesundheitssicherheit, ein noch junges Handlungs- und Analysefeld innerhalb der internationalen Gesundheitspolitik.

Anja Opitz
Religion und internationale Politik

Die Rückkehr der Religion in den öffentlichen, politischen Raum seit den späten 1970er-Jahren hat auch in der politikwissenschaftlichen Disziplin der Internationalen Beziehungen zu einer intensiveren Beschäftigung mit Religion und religiösen Akteuren geführt. Der Beitrag zeichnet die theoretischen Entwicklungen in diesem Feld nach, beleuchtet insbesondere die neuen postsäkularen Ansätze, und gibt dann Einblick in zwei empirische Felder der aktuellen Forschung: den Zusammenhang von Religion, Gewalt und Frieden sowie die Rolle von religiösen Akteuren im Humanitarismus.

Claudia Baumgart-Ochse
Beratung internationaler Politik durch Think Tanks

Eine immer größer werdende Schar praxisorientierter Forschungsinstitute, sogenannte Think Tanks, müssen sich ihren spezifischen Rahmenbedingungen anpassen, um effektiv Einfluss auf die Diskussion und Formulierung deutscher und europäischer Außenpolitik nehmen zu können. Um ihrer politikrelevanten Forschung mehr Gehör zu verschaffen, nehmen Think Tanks unter anderem auch in Zusammenarbeit mit den Medien öffentliche Interpretationsrollen wahr und sorgen für die internationale Vernetzung sowie Weiterbildung (künftiger) außenpolitischer Entscheidungsträger.

Josef Braml
Metadata
Title
Handbuch Internationale Beziehungen
Editors
Frank Sauer
Luba von Hauff
Carlo Masala
Copyright Year
2024
Electronic ISBN
978-3-658-33953-1
Print ISBN
978-3-658-33952-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33953-1

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