Skip to main content
Top

2017 | Book

Industriefeindlichkeit in Deutschland

Eine empirische Analyse aus sozialwissenschaftlicher Perspektive

insite
SEARCH

About this book

Vor dem Hintergrund zunehmender Proteste gegen Großprojekte und einer von einigen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Medien postulierten Industriefeindlichkeit in der deutschen Bevölkerung untersucht Anna-Lena Schönauer, welche Einstellung und Akzeptanz zur Industrie und zu industriellen Großanlagen tatsächlich vorherrschen. Ihre empirischen Ergebnisse belegen eine vornehmlich positive Wahrnehmung der Industrie und der wirtschaftlichen Bedeutung des industriellen Sektors in Deutschland. Ebenso kann sie aufzuzeigen, dass die Ablehnung von Großprojekten kein spezifisches Charakteristikum industrieller Großanlagen darstellt, wenngleich Großprojekte vor der eigenen Haustür zumeist auf wenig Akzeptanz stoßen.

Table of Contents

Frontmatter
Chapter 1. Einleitung
Zusammenfassung
In den letzten Jahren wird in der Öffentlichkeit vermehrt eine zunehmende Industriefeindlichkeit in der deutschen Bevölkerung beklagt. Insbesondere Vertreter aus Wirtschaft und Politik sind besorgt über die zunehmend feindliche Einstellung gegenüber der Industrie: Diese Sorgen manifestieren sich in Aussagen wie „Die Bankenkrise kostet uns Milliarden, Industriefeindlichkeit die Zukunft“ (Wels 2010) des Vorstandvorsitzenden von Evonik Industries, Klaus Engel, oder auch mit Blick auf das Image der Deutschen im Ausland „Wir laufen Gefahr, dass Deutschland als ein industrieunfreundliches Land gesehen wird“ (Duin 31.10.2012: 18; vgl. auch McKinsey&Company 2013), einer Aussage des Wirtschaftsministers von Nordrhein-Westfalen, Garrelt Duin. Auch der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Ulrich Grillo, beklagte in seiner Rede am BDI-Tag der Deutschen Industrie 2013 die industriefeindliche Einstellung in Deutschland (vgl. Grillo 2013: 12).
Anna-Lena Schönauer
Chapter 2. Deutschlands Industrie. Bedeutung, Entwicklungen und Rahmenbedingungen
Zusammenfassung
Die Auseinandersetzung mit der Industrie bedarf zunächst einer definitorischen Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit. Die Terminologie Industrie ist sowohl in der Umgangssprache als auch in der wissenschaftlichen Fachsprache sehr verbreitet. Aufgrund der Selbstverständlichkeit, mit welcher dieser Begriff, nicht nur im deutschsprachigen Raum, verwendet wird, lässt vermuten, dass ein allgemein geteiltes Verständnis bzw. eine allgemein geteilte Deutung dieses Begriffes existiert.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 3. Industrie- und Technikakzeptanz in Deutschland
Zusammenfassung
In Deutschland herrscht in Teilen von Politik und Wirtschaft das Bild einer zunehmend industriefeindlichen Gesellschaft vor. Inwieweit Industriefeindlichkeit ein reales gesellschaftliches Phänomen darstellt, kann auf der Grundlage dieser Äußerungen nur gemutmaßt werden. Auch wenn Vertreter aus Politik und Wirtschaft Industriefeindlichkeit häufig als einen nachgewiesenen und unumstößlichen Umstand darstellen (vgl. Kapitel 1), handelt es sich bei den Aussagen zumeist um Behauptungen, welche sich häufig auf Einzelbeobachtungen von Protesten gegen industrielle Anlagen stützen.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 4. Konzeptionalisierung der Einstellung zur Industrie
Zusammenfassung
Die Erforschung von Einstellungen und Akzeptanz orientiert sich in der Soziologie und Sozialwissenschaft vornehmlich entlang konkreter Einstellungs- und Akzeptanzobjekte wie z.B. bei der Technikakzeptanzforschung. Die zahlreichen Studien sind insbesondere empirisch orientiert und nehmen selten Bezug auf theoretisch-konzeptionelle Vorüberlegungen. Die nähere Betrachtung des Einstellungsobjektes Industrie und die unterschiedlichen Perspektiven auf Industrie in den verschiedenen Bindestrichsoziologien ermöglichen zwar eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand, bieten aber keine konzeptionellen Anknüpfungspunkte zur Untersuchung industrieller Einstellungen.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 5. Forschungsdesign und Methodik
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein möglichst umfangreiches Bild darüber zu erlangen, wie die Wahrnehmung und Einstellung zur Industrie in der deutschen Bevölkerung sind. Neben der Beurteilung der Industrie, industrieller Großprojekte und einzelner Industriebranchen geht es zudem um die Erhebung der mit der Industrie verbundenen Assoziationen und die Bewertung der Ziele, Mittel und Folgen der Industrie im Rahmen des mehrdimensionalen Untersuchungskonzeptes. Außerdem soll die Darstellung von Industrie in den Medien untersucht werden, wobei insbesondere ein Überblick über die verschiedenen Themenbereiche und die Art und Weise der Darstellung gewonnen werden sollen.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 6. Die Industrie im Spiegel der medialen Berichterstattung
Zusammenfassung
Den Medien kommt in der Analyse der öffentlichen Meinung eine Doppelfunktion zu: einerseits nehmen sie Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung, auf der anderen Seite sind sie zugleich auch Spiegelbild öffentlicher Meinungen und Ansichten (vgl. Abschnitt 4.2). Im Folgenden sollen die Medien vor allem als Spiegel der Öffentlichkeit verstanden werden und der Frage nachgegangen werden, wie, und in welchen Zusammenhängen, die Industrie in den Medien dargestellt und diskutiert wird.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 7. Die Wahrnehmung der Industrie in der Bevölkerung
Zusammenfassung
Die Einstellungen in der Bevölkerung zur Industrie und einzelnen Industriebranchen stehen im Fokus der Diskussion über eine zunehmende Industriefeindlichkeit in Deutschland. Eine empirische Fundierung dieser Debatte und der These einer zunehmenden industriefeindlichen Einstellung in der Bevölkerung liegt bislang noch nicht vor. Lediglich einzelne der bereits vorgestellten Ergebnisse der Technikakzeptanzforschung scheinen bis zu einem gewissen Grad anschlussfähig an diese Fragestellungen zu sein.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 8. Industriefeindlichkeit - Mythos oder Wirklichkeit?
Zusammenfassung
Die bisherigen Ergebnisse der Medienanalyse und der Bevölkerungsbefragung haben gezeigt, dass weder die Einstellungen in der Bevölkerung noch die Darstellung der Medien äußerst industriekritisch oder sogar industriefeindlich sind. Die Befragungsergebnisse belegen, dass die Deutschen der Industrie größtenteils positiv gegenüberstehen. Sind bei der Segen-Fluch-Frage noch über 50% ambivalent eingestellt, sinkt der Anteil der ambivalent eingestellten Personen bei der Bewertung der Industrie auf der 5er Skala auf 35%.
Anna-Lena Schönauer
Chapter 9. Fazit und Ausblick
Zusammenfassung
Die These einer zunehmenden Industriefeindlichkeit in Deutschland ist in den vergangenen Jahren von Vertretern aus Politik und Wirtschaft vermehrt postuliert worden. Proteste und Widerstände gegen Großprojekte, seien es Kohlekraftwerke, Chemie- oder Windkraftanlagen, wurden als Beweis für die fehlende Akzeptanz von industriellen Großprojekten angeführt und als Indiz der sich in Deutschland ausbreitenden industriefeindlichen Einstellung herangezogen. Die Gefahr, welche Vertreter aus Politik und Wirtschaft mit diesen Entwicklungen verbunden sehen, ist, dass diese Haltung und dieses (Protest-)Verhalten den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig schaden könnten.
Anna-Lena Schönauer
Backmatter
Metadata
Title
Industriefeindlichkeit in Deutschland
Author
Anna-Lena Schönauer
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-14526-2
Print ISBN
978-3-658-14525-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14526-2