2007 | OriginalPaper | Chapter
Ingenieurswissenschaft und Verkehrstechnologie
Author : Hermann Knoflacher
Published in: Handbuch Verkehrspolitik
Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Aus dem Dunkel der Geschichte tauchen einige Verkehrstechnologien auf, die aus heutiger Sicht den Ingenieurleistungen zuzurechnen wären: Rad, Boote, Informationstechnologien und -techniken gehören dazu. In der Natur findet man zwar die kreisrunde Form schon bei den Einzellern, wie den Rädertierchen, nirgends aber als Rad im Sinne technischer Verkehrsmittel. Keinem Lebewesen sind in der Entwicklungsgeschichte Räder „angewachsen“. Der Grund mag wohl darin liegen, dass die Evolution das Rad milliardenfach erfunden, aber immer wieder verworfen hat, weil es zu ineffizient ist und zur Erfüllung sinnvoller Funktionen eine Reihe von Zusatzelementen wie Lenkung und Bremsen braucht und eine viel zu große Oberfläche für nur eine einzige Funktion benötigt, die sich natürliche Systeme nicht leisten können. Zur Technologie des Rades braucht man auch die der Fahrbahn. Dieser Aufwand hat dazu geführt, dass in bestimmten Gebieten, wie in Ägypten und Mesopotamien nach Anfängen einer „Radkultur“ diese aufgegeben und von der der Lasttiere wieder abgelöst wurde. Bei diesen entfällt der Ballast des Rades und des Wagens, ebenso wie die Notwendigkeit geeigneter befestigter Fahrbahnen in einem Gelände, das sich nicht besonders für das Rad eignet, weil der Boden zu weich, zu uneben oder zu steil ist. Diese „solarbetriebene“ Transporttechnik hat sich bis heute nicht nur im Himalaja, sondern auch in manchen Gebieten Afrikas und des arabischen Raumes, aber auch in Indien erfolgreich gehalten. Beim Lasttier erkennt man die Kunst des Handwerks noch leichter als beim zweioder vierrädrigen Wagen, der von Pferden, Rindern oder Kamelen gezogen wurde und immer noch wird. Der Steigbügel, von Reitervölkern der asiatischen Steppe entwickelt, tauchte in China einige Jahrhunderte nach Beginn unserer Zeitrechnung auf und viel später erst in Europa, eine technische Innovation, die insbesondere bei den damaligen kriegerischen Auseinandersetzungen erhebliche „verkehrliche Vorteile“ besaß.