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2019 | OriginalPaper | Chapter

Kapitel 1. Einführung

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Zusammenfassung

Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die wirtschaftliche Globalisierung vor allem durch die Öffnung des Kapitalverkehrs ihren Anfang nahm und aufgrund dessen der Welthandel und die Auslandsinvestitionen wuchsen. Die globalisierte Weltwirtschaft führte zur Verlagerung der industriellen Produktionsstätten in den globalen Süden, da hier eine kostengünstigere Produktion möglich war. Die Tatsache, dass die Globalisierung nicht nur positive Folgen mit sich brachte, sondern sich hieraus auch negative Entwicklungen ergaben, wird bereits seit geraumer Zeit thematisiert. Unternehmen haben negativen Einfluss auf Menschenrechte, wenn sich das unternehmerische Handeln nachteilig auf Menschenrechte auswirkt, wenn etwaige Schutzmaßnahmen von Unternehmen unterlassen werden oder wenn sie sich an Menschenrechtsverletzungen beteiligen. Bereits in den 1970er-Jahren wurde im Rahmen der „Neuen Internationalen Wirtschaftsordnung“ die völkerrechtliche Verantwortung von Unternehmen diskutiert. In den 1990er-Jahren wurde die Wirtschaft schließlich vermehrt in die Menschenrechtsdiskussion miteinbezogen. Seither gibt es auf verschiedenen Ebenen Bemühungen, die Menschenrechtslage in der Wirtschaft zu verbessern. Auf Ebene der Vereinten Nationen wurde mit den Draft Norms on the Responsibilities of Transnational Corporations and Other Business Enterprises with Regard to Human Rights zuletzt versucht, Menschenrechte auch für Unternehmen verbindlich zu machen. Dieser Versuch scheiterte 2003 aufgrund des Widerstands westlicher Staaten und deren Wirtschaftsverbänden. Allerdings wurden die Bestrebungen nicht aufgegeben, sondern ein weiterer Versuch wurde unternommen. 2005 wurde der Harvard-Professor John Ruggie von den Vereinten Nationen beauftragt, über die negativen Auswirkungen auf Menschenrechte durch multinationale Unternehmen zu berichten und Lösungsansätze zu entwickeln. In diesem Zusammenhang entstanden die als Soft Law zu qualifizierenden Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte (UN-Leitprinzipien), welche als Reaktion auf die gescheiterten und für Unternehmen verbindlichen Draft Norms on the Responsibilities of Transnational Corporations and Other Business Enterprises with Regard to Human Rights gesehen werden. Vor allem Staaten des globalen Südens sind der Meinung, dass es keiner unverbindlichen Regeln bedurfte und vielmehr die Einführung verbindlicher Regeln für Unternehmen verfolgt werden sollte. Staaten des globalen Nordens argumentieren hingegen in die andere Richtung. Nach ihnen wird durch Bestrebungen verbindliche Regeln schaffen zu wollen, der Umsetzungsprozess der UN-Leitprinzipien unterlaufen. Auf Ebene der Vereinten Nationen gibt es seit 2014 erneut Versuche, verbindliche Regeln auszuarbeiten, erneut gegen den Widerstand der Industriestaaten. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Bemühungen entwickeln und ob letztlich tatsächlich verbindliche Regeln für Unternehmen entstehen. Die UN-Leitprinzipien finden sich in diesem umstrittenen Themengebiet über Menschenrechte in der Wirtschaft wieder. Im Gegensatz zu den Bestrebungen, verbindliche Regeln für Unternehmen einzuführen, hatten die unverbindlichen UN-Leitprinzipien mehr Erfolg, indem sie vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zumindest angenommen wurden. Somit haben sie eine gute Ausgangssituation, um einen tatsächlichen Fortschritt zu erzielen.

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Footnotes
1
Ballesteros, in: Ballesteros/Ruiz-Gálvez/Talavera (Hrsg.), Globalization and Human Rights, 3 (4).
 
2
Kaleck/Saage-Maaß, Unternehmen vor Gericht, S. 15, 19 f.
 
3
Volland, BB 2015, 67 (71).
 
4
Koenen, Wirtschaft und Menschenrechte, S. 27.
 
5
Robinson, in: Sullivan/Robinson (Hrsg.), Business and Human Rights, 9 (9).
 
6
Rudolph, in: Mullerat (Hrsg.), Corporate Social Responsibility, 365 (372).
 
7
Boor/Nowrot, in: Walden/Depping (Hrsg.), CSR und Recht, (38); Teubner, in: Festschrift für Klaus J. Hopt, 1449 (1462).
 
8
UN Commission on Human Rights, Resolution E/​CN.​4/​RES/​2005/​69, 2005; Hadwiger/Hamm/Vitols/Wilke, Menschenrechte im Unternehmen durchsetzen, S. 22.
 
9
Lincoln, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 2014 (3), 61 (68 f.).
 
10
Deva, in: Deva/Bilchitz (Hrsg.), Building a Treaty on Business and Human Rights, 154 (165).
 
11
Deva, in: Deva/Bilchitz (Hrsg.), Building a Treaty on Business and Human Rights, 154 (164 f.); So auch die deutsche Bundesregierung, Antwort auf kleine Anfrage, Drucksache 18/10157, 27.10.2016, Rn. 2, 8.
 
12
Human Rights Council, Elaboration of an International Legally Binding Instrument on Transnational Corporations and other Business Enterprises with respect to Human Rights, A/HRC/RES/26/9, 26.06.2014.
 
13
UN Human Rights Council, A/HRC/17/31.
 
14
Mares, in: Bird/Cahoy/Prenkert (Hrsg.), Law, Business and Human rights, 3 (3).
 
15
Gori, in: Shelton (Hrsg.), The Oxford Handbook of International Human Rights Law, 893 (899).
 
16
Ruggie, Just Business, S. xlvi.
 
17
Bernstorff, in: Archiv des Völkerrechts 2011 (49), 34 (36).
 
18
Mc Beth Adam/Nolan Justine/Rice Simon, The International Law of Human Rights, S. 613.
 
20
International Labour Organization, 40 million in Modern Slavery and 152 million in Child Labour around the World, 19.09.2017, http://​www.​ilo.​org/​global/​about-the-ilo/​newsroom/​news/​WCMS_​574717/​lang%2D%2Den/​index.​htm (zuletzt aufgerufen am 07.04.2019).
 
21
Report of the Special Representative of the Secretary General on the Issue of Human Rights and Transnational Corporations and other Business Enterprises, A/HRC/17/31, Rn. 13.
 
22
Ruggie, in: Global Governance, 2014, 5 (15).
 
23
Siehe kritisch zu den UN-Leitprinzipien beispielsweise Lincoln, Blätter für deutsche und internationale Politik, 2014, 61–71.
 
24
So beispielsweise Mares, in: Mares (Hrsg.), The UN Guiding Principles on Business and Haman Rights, 1 (9).
 
25
Knauff, Der Regelungsverbund: Recht und Soft Law im Mehrebenensystem, S. 17.
 
26
Siehe hierfür exemplarisch UN Human Rights Council, Contribution of the UN system as a whole to the advancement of the business and human rights agenda and the dissemination and implementation of the Guiding Principles on Business and Human Rights, A/HRC/RES/21/5, 16.10.2012; UN Working Group on Business and Human Rights, Guidance on National Action Plan on Business and Human Rights, Dezember, 2014; Jährliches UN Forum Business and Human Rights, Protokolle verfügbar unter http://​www.​ohchr.​org/​EN/​Issues/​Business/​Forum/​Pages/​ForumonBusinessa​ndHumanRights.​aspx (zuletzt aufgerufen am 17.02.2018); Mares, Radu (Hrsg.), UN Guiding Principles on Business and Human Rights; Popova, in: Martin/Bravo, The business and Human Rights Landscape, 106–141.
 
27
Vgl. Liste von Staaten, die NAPs erstellt haben, Office of the High Commissioner for Human Rights, State National Action Plans, http://​www.​ohchr.​org/​EN/​Issues/​Business/​Pages/​NationalActionPl​ans.​aspx (zuletzt aufgerufen am 06.02.2018); Anleitung der UN zur Erstellung von NAPs zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien, UN Working Group on Business and Human Rights, Guidance on National Action Plans on Business and Human Rights, 2014, http://​www.​ohchr.​org/​Documents/​Issues/​Business/​UNWG_​%20​NAPGuidance.​pdf (zuletzt aufgerufen am 07.04.2019).
 
28
Italian National Action Plan on Business and Human Rights, 2016, http://​www.​cidu.​esteri.​it/​resource/​2016/​12/​49117_​f_​NAPBHRENGFINALED​EC152017.​pdf (zuletzt aufgerufen am 18.02.2018), S. 2; Polish National Action Plan for the Implementation of the UN Guiding Principles on Business and Human, 29.05.2017, http://​www.​ohchr.​org/​Documents/​Issues/​Business/​NationalPlans/​PolandNationalPl​and_​BHR.​pdf (zuletzt aufgerufen am 18.02.2018); Finish National Action Plan for the Implementation of the UN Guiding Principles on Business and Human Rights, 2014, http://​tem.​fi/​documents/​1410877/​3084000/​National%20​action%20​plan%20​for%20​the%20​implementation%20​of%20​the%20​UN%20​guiding%20​pronciples%20​on%20​business%20​and%20​human%20​rights/​1bc35feb-d35a-438f-af56-aec16adfcbae (zuletzt aufgerufen am 18.02.2018).
 
29
So zum Beispiel in Ghana, Südkorea und Nigeria, siehe Homepage des UN-Menschenrechtsrats zur UN-Leitprinzipien Umsetzung, http://​www.​ohchr.​org/​EN/​Issues/​Business/​Pages/​NationalActionPl​ans.​aspx (zuletzt aufgerufen am 07.04.2019).
 
30
Siehe exemplarisch Hadwiger/Hamm/Vitols/Wilke, Menschenrechte im Unternehmen durchsetzen, S. 28; UN Human Rights Council, Contribution of the UN system as a whole to the advancement of the business and human rights agenda and the dissemination and implementation of the Guiding Principles on Business and Human Rights, A/HRC/RES/21/5, 16.10.2012; Deutscher NAP, 2017, Umsetzung der VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.
 
Metadata
Title
Kapitel 1. Einführung
Author
Simone Schubert
Copyright Year
2019
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59382-0_1