Qualitätsurteile von Stiftung Warentest, TÜV, Ökotest & Co. sind für deutsche Verbraucher eine wichtige Kaufentscheidungshilfe. Schlechte Testurteile können Produkte vom Markt fegen.
Der Fall Ritter Sport zeigt es erneut: Wer bei Produkttests renommierter Verbraucherschutz- institutionen wie der Stiftung Warentest gute Noten erhält, wirbt damit. Wer schlechte Noten erhält, lässt das hingegen ungern auf sich sitzen. Denn die Verbraucher vertrauen den Prüfergebnissen und meiden mies bewertete Produkte. Kein Wunder also, dass die Alfred Ritter GmbH & Co. KG umgehend eine einstweilige Verfügung erwirkte, nachdem Stiftung Warentest der Sorte "Voll-Nuss" ein "mangelhaft" verpasste.
Den Verbraucherschützern ist damit verboten, die Deklaration des Aromastoffs Piperonal als natürliches Aroma als falsch darzustellen. Ihr eingelegter Widerspruch wurde abgewiesen. Laut Handelsblatt wollen die Prüfer den Streit nun vor das Oberlandesgericht bringen. Zu klären ist, was nach Rechtslage eine "natürliche" Herstellung ist, wie der in Ritter Sport Voll-Nuss enthaltene Aromastoff tatsächlich hergestellt wird und ob das Testverfahren objektiv war.
Welchen Gütesiegeln die Verbraucher am meisten vertrauen
In jüngster Zeit hatten diverse Hersteller die Testkriterien von Deutschlands wohl renommiertester Verbraucherschutzorganisation als überzogen kritisiert und deren Messungen angezweifelt. Gerichtsprozesse sind aber relativ selten. Die Gründe: Lange Verfahrensdauer, hohe Kosten und die starke Position der Prüfer. Sollte sich Ritter Sport jetzt gegen die Stiftung Warentest durchsetzen, könnte dies die erstklassige Reputation der Institution beschädigen.
Ruf und Glaubwürdigkeit des Zertifikatherausgebers haben entscheidenden Einfluss auf die Auswirkungen von Gütezeichen auf die Konsumenten. Dies belegen zahlreiche Studien. Die Springer-Autoren Ulya Haenraets, Julia Ingwald und Vanessa Hasselhoff fassen in dem Aufsatz "Gütezeichen und ihre Wirkungsbeziehungen - ein Literatur"Gütezeichen und ihre Wirkungsbeziehungen - ein Literaturüberblick" den Forschungsstand zusammen: Danach haben Gütezeichen drei Wirkungsdimensionen, die zu Wettbewerbsvorteilen für das zertifizierte Produkt führen können.
Auswirkungen von Gütezeichen |
veränderte Einstellung zum Produkt |
veränderte Qualitätswahrnehmung gegenüber dem Produkt |
erhöhte Kaufabsicht |
Darüber hinaus haben die Autorinnen die Qualitätssignale klassifiziert und stellen fest, dass die Zeichen von externen und neutralen Zertifizierungsorganisationen auf die Verbraucher besonders glaubwürdig wirken.