„Customer loyalty appears to be the only way to achieve sustainably superior profits.“ Was Reichheld pointiert formuliert, gilt in besonderem Maße für die Automobilindustrie. In einem Marktumfeld, das durch anhaltende Sättigungstendenzen in den westlichen Automobilmärkten und eine stetig zunehmende globale Wettbewerbsintensität gekennzeichnet ist, wird die Gewinnung neuer Kunden immer schwieriger. Vor dem Hintergrund des intensiven Preiswettbewerbs und der umfassenden Marketingbemühungen global agierender Hersteller auf allen regionalen Absatzmärkten rückt die Bindung des bestehenden Kundenstamms als strategische Zielsetzung immer mehr in den Vordergrund. Die Automobilhersteller versprechen sich einen strategischen Vorteil davon, wenn es ihnen gelingt, ihren vorhandenen Kundenstamm zu binden und ihn gegen Abwerbeversuche des Wettbewerbs zu immunisieren. Daher ist die Kundenbindung zu einer zentralen Zielsetzung des Marketings in der Automobilindustrie geworden. Ihre Bedeutung nimmt weiter zu, wie Volkswagen exemplarisch feststellt: „The establishment of long-lasting relationships with our customers is expected to continue to grow in importance.“
Um die Kundenbindung im gewerblichen Automobilmarkt als Problemstellung der Arbeit herauszuarbeiten, werden zunächst die theoretischen Grundlagen des Konstrukts diskutiert, bevor die Relevanz der Bindung gewerblicher Kunden für die Automobilindustrie dargelegt wird.
Nachdem die Kundenbindung im gewerblichen Automobilmarkt als Problemstellung der Arbeit diskutiert wurde, ist nun als wesentliches Forschungsziel der Arbeit ein Modell zur Erklärung der Kundenbindung für diesen Markt zu entwickeln. Dazu werden zuerst verschiedene Theorien herangezogen, die allgemeine Aussagen zu Einflussgrößen der Kundenbindung treffen, um daraus die Grundstruktur für das Erklärungsmodells abzuleiten. Diese Grundstruktur wird dann dem empirischen Forschungsstand zur Kundenbindung gegenübergestellt. Anschließend werden die einzelnen Elemente des Erklärungsmodells aus theoretischer Sicht diskutiert und konzeptionell für das Modell aufbereitet. Zuletzt werden Hypothesen über die Wirkungszusammenhänge zwischen den Elementen formuliert, so dass das vollständige Erklärungsmodell aufgestellt werden kann.
Das in Teil 3 der Arbeit aufgestellte Erklärungsmodell der Kundenbindung im gewerblichen Automobilmarkt ist nun empirisch zu überprüfen. Zunächst werden die Konzeption und die Durchführung der empirischen Untersuchung erläutert. Die erhobenen Daten werden dann zur Validierung des Modells eingesetzt, wobei zuerst eine übergreifende Analyse erfolgt und in einem zweiten Schritt segmentspezifische Auswertungen vorgenommen werden.
Nachdem das Erklärungsmodell der Kundenbindung im gewerblichen Automobilmarkt anhand der erhobenen Daten validiert wurde, kann auf dieser Basis die Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Automobilindustrie erfolgen. Unter Rückgriff auf die gesamthafte Modellschätzung beschreibt Abschnitt 5.1 übergreifende Ansatzpunkte zur Steigerung der Bindung von gewerblichen Kunden. Die Ergebnisse der segmentspezifischen Analysen werden dann in Abschnitt 5.2 zur Ableitung von Strategien für einzelne Segmente des Gewerbekundenmarktes herangezogen.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stand die theoriegeleitete Entwicklung und empirische Überprüfung eines Erklärungsmodells der Kundenbindung im gewerblichen Automobilmarkt, woraus Handlungsempfehlungen abgeleitet wurden.