Marken sind kein neues Thema. Markenpolitische Fragestellungen beschäftigen vielmehr schon seit langem Marketingforschung und -praxis (Esch 2003, S. 2 ff.; Köhler 2004, S. 2767). Erste Ansätze des Markenkonzepts lassen sich bereits in der Antike in Form speziell gekennzeichneter Tonwaren finden (Dichtl 1978, 17 ff.). Einen größeren Aufschwung erlebte das Markenwesen allerdings erst im Zeitalter der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts, als Hersteller im großen Stil anfingen, ihre Produkte im Sinne eines Eigentums- bzw. Herkunftsnachweises zu markieren, um auf diese Weise den mit der industriellen Massenproduktion einhergehenden Verlust an persönlichem Kundenkontakt zu begegnen (Meffert/Twardawa/ Wildner 2001, S. 1). Seitdem hat sich das Markenverständnis stetig weiterentwickelt (Meffert/Burmann 2002a). Eine ungeahnte Renaissance erfuhr der Markengedanke insbesondere in den letzten Jahren (Bruhn 2003; Esch 2003, S. 4; Köhler 2004, S. 2768). Gründe hierfür sind vor allem im zunehmenden Preiswettbewerb sowie der kontinuierlichen Angleichung der Produktqualitäten auf zahlreichen Märkten zu sehen (Aaker/Joachimsthaler 2000a, S. IX). Seinen sichtbaren Ausdruck findet das aktuell sehr hohe Markeninteresse nicht nur in einer Vielzahl wissenschaftlicher Forschungsbeiträge, sondern auch in der Bereitschaft zahlreicher Unternehmen, für Markenaufbau bzw. -erwerb hohe Investitionen zu tätigen (Backhaus/Meffert 2002b).
Wie eingangs erläutert wurde, besteht die übergeordnete Zielsetzung dieser Arbeit darin, das Phänomen „Industriegütermarke“ anhand vier zentraler Forschungsfragen konzeptionell wie auch empirisch fundiert aufzuarbeiten (vgl. Abschnitt 1.2). In Kapitel 2 werden die wesentlichen Grundlagen zur Beantwortung der Fragen geschaffen. Dies beinhaltet im Einzelnen:
• eine systematische Bestandsaufnahme der relevanten Literatur zur Industriegütermarke sowie zu ausgewählten anderen Forschungsgebieten, die einen maßgeblichen Erkenntnisbeitrag im Hinblick auf das zu bearbeitende Thema liefern (Abschnitt 2.1);
• das Aufzeigen theoretischer Bezugspunkte als zentrale Basis für die Entwicklung der Untersuchungsmodelle und -hypothesen zur Beantwortung der Forschungsfragen (Abschnitt 2.2);
• die Darstellung grundlegender Aspekte bezüglich der empirischen Erhebung, die zur Überprüfung der entwickelten Untersuchungsmodelle und -hypothesen im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt wird (Abschnitt 2.3).
Das dritte Kapitel ist der Beantwortung der ersten Forschungsfrage nach den Einflussfaktoren der Markenbedeutung im Industriegüterbereich aus Sicht des Markenanbieters gewidmet. Auf Basis bestehender Forschungsarbeiten wird hierzu in Abschnitt 3.1 zunächst ein grundlegender Bezugsrahmen entwickelt. Innerhalb dieses Rahmens werden vier mögliche Einflussbereiche der Markenbedeutung unterschieden. Für jeden dieser Bereiche werden in Abschnitt 3.2 mögliche Einflussfaktoren aufgezeigt sowie darüber hinaus entsprechende Hypothesen bezüglich des zu erwartenden Effekts auf die Markenbedeutung formuliert. In diesem Zusammenhang wird zugleich auf die Operationalisierung der betrachteten Faktoren eingegangen. Die Ergebnisse der empirischen Hypothesenüberprüfung werden in Abschnitt 3.3 dargestellt und diskutiert.
Das vierte Kapitel beinhaltet die Beantwortung der zweiten und dritten Forschungsfrage dieser Arbeit. Es gibt einerseits Auskunft über zentrale Erfolgsfaktoren des Industriegütermarkenmanagements, andererseits zeigt es die Auswirkungen des Markenerfolgs im Industriegüterbereich auf. Für beide Fragestellungen wird in Abschnitt 4.1 zunächst ein übergeordneter, gemeinsamer Untersuchungsrahmen aufgespannt. Darauf basierend werden in Abschnitt 4.2 verschiedene Partialmodelle entwickelt und überprüft, die jeweils für unterschiedliche Facetten des Markenmanagements den Einfluss ausgewählter Faktoren auf den Markenerfolg beleuchten. Anschließend erfolgt in Abschnitt 4.3 eine integrative Betrachtung verschiedener Einflussfaktoren des Markenmanagements auf den Markenerfolg im Rahmen eines Gesamtmodells. In diesem Zusammenhang werden auch die Auswirkungen des Markenerfolgs auf den Unternehmenserfolg des Industriegüteranbieters untersucht. Darüber hinaus erfolgt in einem Zusatzmodell eine differenziertere Analyse des Industriegütermarkenerfolgs durch Einbezug weiterer Markenerfolgsgrößen.
Obwohl Industriegüteranbieter steigendes Interesse am Markenkonzept bekunden und dieses zunehmend zur Anwendung bringen, gibt es bisher kaum Erkenntnisse darüber, wie sie ihr Markenmanagement zur Zeit in der Praxis betreiben: „We really don’t know much about how b-to-b branding is done“ (Schultz 2000, S. 16). Vor diesem Hintergrund soll in diesem Kapitel anhand deskriptiver Statistiken ein branchenübergreifender Überblick über das Industriegütermarkenmanagement in der Unternehmenspraxis in Deutschland vermittelt werden (Forschungsfrage 4).
Ziel des abschließenden Kapitels ist es, die Kernergebnisse der vorliegenden Untersuchung zusammenzufassen (Abschnitt 6.1). Darüber hinaus werden die jeweiligen Implikationen herausgearbeitet, die sich aus den konzeptionellen und empirischen Ergebnissen dieser Arbeit sowohl für die Forschung (Abschnitt 6.2) als auch fur die Unternehmenspraxis (Abschnitt 6.3) ergeben.
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Markenbedeutung und -management im Industriegüterbereich