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2021 | Book

Max Weber und die Organisationssoziologie

Überlegungen zu einem Begriff der vormodernen Organisation

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About this book

Organisationen gelten in der heutigen Organisationssoziologie meist als menschheitsgeschichtlich späte Errungenschaften der Moderne. Als vermeintlicher Gewährsmann dieser These wird immer wieder Max Weber angeführt. Doch weder dessen Typus „bürokratischer Herrschaft“ noch dessen Begriff der „rationalen Arbeitsorganisation“ – obgleich beide auf moderne Verhältnisse zugeschnitten sind – enthalten bei näherem Hinsehen zwingende Argumente für eine prinzipielle Begrenzung von Organisationen als solchen auf Moderne. Beide erreichen eigentlich erst im Kontrast zu „vormodernen“ Organisationsformen ihre Tiefenschärfe. Eine Organisationssoziologie, die sich unter Vermeidung der zahlreichen gängigen Missverständnisse der Rezeption auf Max Webers Werk berufen will, muss ihren historischen Blick weiten und die Möglichkeit „vormoderner Organisationen“ in Betracht ziehen.

Table of Contents

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Viel Wahres mag in den zahlreichen Diagnosen stecken, die unsere Zeit, namentlich die Moderne, im Drohlicht der Organisation beschreiben. In Begriffen des „Betriebskapitalismus“, der „verwalteten Welt“ oder der „Organisationsgesellschaft“ trägt sich die Ahnung der immensen Bedeutung, die bewusst geschaffene, „rational“ strukturierte Zweckverbände für unsere heutigen gesellschaftlichen Lagen auf vielfältige Weise gewonnen haben (vgl. Weber 1988a, S. 10; Adorno 1972, S. 455 f.; Schimank 2001, S. 278 f.; vgl. auch Graeber 2017, S. 177 ff.). Im Gegensatz dazu gemahnt fachliche Organisationssoziologie meist zu Bescheidenheit: von einer „Organisationsgesellschaft“ oder einer „Organisation der Welt“ könne nicht die Rede sein, da Organisationen nicht das gesellschaftliche Ganze ausmachten, Gesellschaft nicht selbst „organisiert“ sein könne (vgl. Kühl 2003b, S. 381 f.).
Philipp Jakobs
Kapitel 2. Max Weber und die Organisationssoziologie
Zusammenfassung
Wie gezeigt wurde, entwickelte sich die Organisationssoziologie primär in den USA, von wo aus sie vor allem durch Niklas Luhmann und Renate Mayntz seit den 1960er Jahren nach Deutschland importiert wurde. Dabei ist ein, wenn nicht der zentrale Bezugspunkt der frühen US-amerikanischen Organisationssoziologie die Herrschaftssoziologie Max Webers. Dies ist insofern erstaunlich, als dass Weber nicht ohne Weiteres als Organisationssoziologe gelten kann.
Philipp Jakobs
Kapitel 3. Zum Begriff der vormodernen Organisation
Zusammenfassung
Auch wenn die Organisationssoziologie, wie gezeigt wurde, kein einheitliches Verständnis von Organisation besitzt, lässt sich doch anhand verschiedener organisationssoziologischer Bestimmungen und anhand der Begriffsgeschichte idealtypisch ein Begriff der Organisation umreißen, der allen betrachteten Ansätzen mehr oder weniger deutlich zugrunde zu liegen scheint. Organisationen sind demnach soziale Systeme, die auf an rationalen Modellen oder „Mythen“ orientierten, bewusst geplanten und eingesetzten positiven Ordnungen beruhen – wobei diese selbstverständlich nicht das gesamte faktische Handeln lenken. Durch die Übereinstimmung mit den verbreiteten rationalen Modellen erscheinen Organisationsordnungen als vernünftig und insofern legitim, weshalb wenigstens innerhalb von Organisationen auch darauf gerechnet werden kann, für Befehle bestimmten Inhaltes „freiwilligen“ Gehorsam zu erhalten – also Herrschaft im Sinne Webers auszuüben.
Philipp Jakobs
Backmatter
Metadata
Title
Max Weber und die Organisationssoziologie
Author
Philipp Jakobs
Copyright Year
2021
Electronic ISBN
978-3-658-33933-3
Print ISBN
978-3-658-33932-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33933-3