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2012 | Book

Medienkriege

Menschliche Faktoren strategischen Scheiterns

Author: Hans-Joachim Ruff-Stahl

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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About this book

Warum verlieren die hochgerüsteten Armeen des Westens seit Jahrzehnten quasi jeden Krieg? Hans-Joachim Ruff-Stahl untersucht das militärische Scheitern anhand dreier Fallstudien: der Strategie des Netcentric Warfare, der Effektbasierten Operationen sowie den Counterinsurgency Operations oder des Comprehensive Approach. Das Scheitern, so wird argumentiert, liegt im Faktor Mensch begründet – am missverstandenen Wesen des Medienkrieges.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Warum verlieren die am höchsten gerüsteten Armeen der Welt seit Jahrzehnten quasi jeden Krieg? Oder, präziser gefragt: Warum verlieren sie diese Kriege, obwohl alle taktischen Ziele in den Gefechten dieser Kriege erreicht und erkämpft werden konnten? Seit Vietnam sind die Streitkräfte des Westens und Israels weitgehend unfähig, Kriege erfolgreich zu beenden. Der Zweck der vorliegenden Untersuchung besteht darin, das Scheitern dieser Armeen am Krieg zu diagnostizieren und zu beurteilen. Das Ziel dieser Studie ist der Nachweis, dass insbesondere die Bundeswehr weit davon entfernt ist, die notwendigen Schlüsse aus diesen Kriegen zu ziehen, um vor allem das den Methoden, Verfahren, Strukturen und Beschaffungsprozessen zugrunde liegende operative Denken an die neue Art der Kriegführung anpassen zu können. Die Methode dieser Studie ist eine qualitative Analyse der gegenwärtigen wie absehbaren Strategien und Operationskonzepte. Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie wird sein, dass die Gründe für das Scheitern westlicher Armeen nicht im Politischen oder traditionell Militärischen liegen, sondern in den „Menschlichen Faktoren“ etwa bei der strategisch-operativen Interaktion mit Informations-, Kommunikations- und Lagedarstellungstechnologie – oder dem Gegner.
Hans-Joachim Ruff-Stahl
2. Zukünftige Kriege
Zusammenfassung
Die letzte Dekade zeigte, dass es den westlichen Armeen – und insbesondere der Bundeswehr, was an dieser dieser Stelle betont werden sollte – nicht gelang, sich auf die jeweilige Erscheinungsform eines neuen Krieges vorzubereiten. So beschafft die Bundeswehr derzeit beispielsweise ein Jagdflugzeug (Eurofighter), dessen Design aus den 1980er Jahren stammt, welches durch technische Konstruktion und Bewaffnung darauf spezialisiert ist, in großer Zahl aus dem Osten anfliegende Bomberverbände zu bekämpfen. Die Gesamtzahl von 177 Eurofightern wird erst im Jahr 2017 erreicht werden. Dies bedeutet einen insgesamt über dreißigjährigen Beschaffungsprozess des „größten Rüstungsprojekts der Bundeswehr“, obwohl die feindlichen Bomberverbände schon seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr existierten. Eine Luft-Boden-Fähigkeit dieses Kampfflugzeugs war von Beginn an nicht vorgesehen, da sich weder die Politik noch die militärische Führung der Bundeswehr bis Mitte der 1990er Jahre nicht vorstellen konnte, dass diese Armee 15 Jahre später im Kampfeinsatz stehen und dringend Luftnahunterstützung mit Präzisionsbewaffnung benötigen würde.
Hans-Joachim Ruff-Stahl
3. Komplexität und Mediatisierung
Zusammenfassung
Was bedeutet die zunehmende Komplexität für die Kriegführung? Ist die Vermutung eines Zusammenhangs zwischen zunehmender Mediatisierung und erhöhter Komplexität haltbar?
Hans-Joachim Ruff-Stahl
4. Fallstudien
Zusammenfassung
Das operative Ziel der westlichen Armeen (einschließlich Israel) ist derzeit die umfassende Vernetzung der Streitkräfte mit Informations- und Kommunikationstechnologie, um Informationsüberlegenheit zu gewinnen. Sie gilt als das schlagende Argument, um die technische Überlegenheit westlicher Staaten linear in operative Überlegenheit umzusetzen. Die Mediatisierung wird ausschließlich als eine Chance wahrgenommen. Vor allem der Vergleich mit der Business-Welt führte in den US-Streitkräften zu einer Reihe von Ideen, wie Kriege in Zukunft effizienter und mit möglichst wenig eigenen Verlusten zu führen seien. Clausewitz Theorie des Krieges gilt augenscheinlich als überholt, und man möchte nun von amerikanischen Managern das Siegen lernen.
Hans-Joachim Ruff-Stahl
5. Das beständige Wesen des Krieges
Zusammenfassung
Die im vorigen Kapitel beschriebenen Operationskonzepte erklären die Komplexitäten des Krieges zwar nicht mit einem Federstrich, sondern vielmehr durch wortreiche Konzepte, von der Beeinflussung, Lenkung und Regelung von sozialen und psychischen „Mechanismen“ für berechen- und beherrschbar.
Hans-Joachim Ruff-Stahl
6. Der Zeitgeist im Wesen des Krieges
Zusammenfassung
Für Haraway haben insbesondere wir Menschen des hochtechnisierten Westens in einem gewissen Sinn unsere Menschlichkeit und die Technik verloren. Wir sind Mischwesen aus Mensch und Technik geworden, abhängig von unserem technischen Anteil und ohne ihn nicht mehr lebensfähig. Der Prototyp dieses Mischwesens ist die „Blutsbruderschaft aus Informationsmaschine und menschlichem Krieger im cybergestützten Cockpit eines Kampfflugzeugs“.Cyborgs verändern sich stetig und passen sich ihrem Umfeld an, allerdings ausnahmslos getrieben vom technischen Fortschritt, mit der Folge, dass unsere Maschinen immer lebendiger wirken und man selbst dagegen, so Haraway, auf beunruhigende Weise immer mechanischer. Unser Zusammenwachsen mit der Technik, vor allem mit Medientechnik, beruht auf unserem unstillbaren Bedürfnis, in Verbindung mit anderen zu treten – sich miteinander zu verbinden. Medientechnik wird von einem Werkzeug zu einem natürlichen Teil des Menschen und verändert nicht nur die Art der Beziehungen zu anderen Menschen, sondern auch unsere Sichtweise auf die Wirklichkeit. Wenn wir nicht mit dem Führungsstab kommunizieren können, ist es nicht die Technik, die nicht funktioniert, sondern wir sind es, die nicht in der Lage sind, eine vernetzte Operation zu koordinieren.
Hans-Joachim Ruff-Stahl
7. Medienkriege
Zusammenfassung
Diese Studie hat bisher dokumentiert, dass es nicht möglich sein dürfte, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Wesen des Krieges zu begreifen. Dies ist vom Grundsatz her weder unmöglich noch außerordentlich kompliziert – denn im Krieg ist alles einfach. Zunächst folgt dazu ein historischer Abriss über das wechselnde Wesen des Krieges in der Neuzeit, um dann das gegenwärtige Wesen des Krieges zu charakterisieren. Im Anschluss daran wird der Versuch einer Definition des Medienkrieges als dieses Wesen unternommen.
Hans-Joachim Ruff-Stahl
Backmatter
Metadata
Title
Medienkriege
Author
Hans-Joachim Ruff-Stahl
Copyright Year
2012
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-94228-5
Print ISBN
978-3-531-18465-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-94228-5