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2015 | Book

Methodische Probleme bei der Messung von Kriminalitätsfurcht und Viktimisierungserfahrungen

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Die vorliegende Publikation befasst sich mit den Methoden der Erfassung von Kriminalitätsfurcht. Neben prozessproduzierten Belastungsziffern der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) stellen Surveydaten über die Ergebnisse von (Opfer-) Befragungen die zweite wichtige Informationsquelle über Kriminalität dar. Bei der Verwendung von Surveydaten sind jedoch eine Vielzahl von Problemen und Fehlerquellen zu beachten, welche die Qualität der Daten bis zur Unbrauchbarkeit beeinträchtigen können. Marcel Noack zeigt die verschiedenen Fehlerquellen bei der Erhebung von Surveydaten sowie deren Auswirkungen auf und bietet Alternativen an.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Kriminalität stellt aufgrund ihrer Auswirkungen auf das politische wie gesellschaftliche Handeln eines der bedeutendsten Themen in der Gesellschaft dar. Um adäquat auf die aus Kriminalität sowie der Furcht vor kriminellen Übergriffen erwachsenden Probleme reagieren zu können, sind Informationen über das Ausmaß und die Veränderung sowohl der tatsächlichen als auch der empfundenen Kriminalitätsbelastung unerlässlich. Neben den prozessproduzierten Belastungsziffern der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), stellen Surveydaten über die Ergebnisse von (Opfer-)Befragungen die zweite wichtige Informationsquelle zur Kriminalität dar (Kreuter 2002: 15-17).
Marcel Noack
2. Methodischer Rahmen
Zusammenfassung
Als wichtige Datenquelle der wissenschaftlichen Diskussion über Kriminalität sind neben Daten aus Mehrthemenbefragungen, die sich nur teilweise mit kriminologischen Themen befassen, insbesondere die amtlichen Viktimisierungssurveys zu nennen. Ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen verschiedenen Befragungstypen betrifft den Umfang der verwendeten Stichproben. Da es sich bei einer Viktimisierung für bestimmte Delikte (beispielsweise Raub) um ein relativ seltenes Ereignis handelt, sind Stichproben aus der allgemeinen Bevölkerung nur dann sinnvoll, wenn sie einen entsprechend großen Umfang besitzen (Schneider 1981: 818). So soll sichergestellt werden, dass subgruppenspezifische Analysen für die verschiedenen Delikte mit einer ausreichenden Fallzahl durchgeführt werden können, auch um die Präzision der Schätzungen zu gewährleisten (Lauritsen 2005; Schnell 2012: 349).
Marcel Noack
3. Verwendete Daten
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit werden Daten von einer Reihe verschiedener Erhebungen verwendet. Hierbei handelt es sich einerseits um mehrere Länder umfassende internationale Surveys, andererseits um nationale Surveys, die sich auf ein Land beschränken. Diese Daten sollen im Folgenden kurz benannt und beschrieben werden.
Marcel Noack
4. Messung von Kriminalitätsfurcht
Zusammenfassung
Kriminalitätsfurcht stellt weltweit ein wichtiges Feld der kriminologischen Forschung dar (Jackson 2006: 253). Am Anfang der Kriminalitätsfurchtforschung standen einfache, unidimensionale Messungen über Varianten des Indikators How safe do you feel or would you feel being out alone in your neighborhood at night?, der seinen Ursprung im Vorläufer des National Crime Victimization Survey (NCVS) hat (Franklin et al. 2008: 205-206). Dieses Item, welches seit Jahrzehnten in der internationalen Forschung genutzt wird, ist unter dem Namen Standardindikator bekannt. Doch trotz seiner häufigen Nutzung ist dieser Indikator umstritten. Insgesamt wird über die Konzeptualisierung von Kriminalitätsfurchtindikatoren noch immer diskutiert.
Marcel Noack
5. Kriminalitätsfurcht in Europa
Zusammenfassung
Wie im vorigen Kapitel dargelegt, erfolgt die Messung von Kriminalitätsfurcht in der nationalen sowie internationalen Forschung seit Jahrzehnten über den sogenannte Standardindikator. Trotz der starken Zweifel an seiner methodischen Eignung ist seine Popularität ungebrochen. Nach Kreuter (2002: 55) werden als Argumente für die fortwährende Nutzung dieses Indikators meist zwei Punkte angeführt:
1.
Der Standardindikator messe Kriminalitätsfurcht auch nicht schlechter als andere Items.
 
2.
Durch das Vorliegen langer Zeitreihen aus anderen Surveys biete sich der Standardindikator zu Vergleichszwecken besonders an.
 
Marcel Noack
6. Reliabilität globaler Kriminalitätsfurchtitems
Zusammenfassung
Wie in Kapitel 2 beschrieben, kommt der Qualität von Messinstrumenten eine immense Bedeutung zu. Die Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit) einer Messung stellen dabei, wie in Abschnitt 2.2 erläutert, die beiden zentralen Gütekriterien dar. Da die Validität eines Messinstruments nicht größer sein kann als die Quadratwurzel der Reliabilität dieses Instruments, stellt die Reliabilität eine obere Grenze für die Validität des entsprechenden Messinstruments dar (Alwin 2007: 48). Somit hat die mangelhafte Reliabilität eines Messinstruments schwerwiegende Konsequenzen für seine Validität.
Marcel Noack
7. Weitere Aspekte globaler Kriminalitätsfurcht
Zusammenfassung
Um verschiedene Aspekte der Anfälligkeit des Standardindikators für diverse weitere Sachverhalte untersuchen zu können, werden im Folgenden zwei zusätzliche Datenbestände herangezogen: Einerseits das niederländische LISS-Panel, andererseits der British Crime Survey. Mit diesen Daten können verschiedene, in den Kapiteln 4 bis 6 genannte Vermutungen untersucht werden. So können sowohl der Zusammenhang des Standardindikators mit psychologischen Eigenschaften der Befragten, diffusen Ängsten sowie deliktspezifischen Kriminalitätsfurchtitems, inklusive der Angst vor Terrorismus geprüft werden.
Marcel Noack
8. Modell zur Erklärung von Kriminalitätsfurcht
Zusammenfassung
Um Kriminalitätsfurcht adäquat beschreiben zu können, sollte zunächst geklärt werden, welche Aspekte die Einstellung gegenüber Kriminalität beinhaltet. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine als relevant angesehenen Facetten des Phänomens ausgelassen werden. Für die Einstellung einer Person gegenüber Kriminalität wird angenommen, dass sie sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Die Furcht vor Kriminalität stellt lediglich eine dieser Komponenten dar. Als erste Unterscheidungsstufe kann die Zerlegung der globalen Kriminalitätseinstellung in eine soziale Komponente, die eher gesellschaftliche und politische Aspekte wie Einstellungen zu Sanktionen oder die wahrgenommene Kriminalitätsentwicklung umfasst, sowie eine personale Komponente, zu der beispielsweise die Kriminalitätsfurcht gerechnet wird, genannt werden.
Marcel Noack
9. Probleme bei der Schätzung von Viktimisierungsraten
Zusammenfassung
Opfer eines Verbrechens zu werden, stellt eine Ausnahmesituation und für die meisten Personen einen gravierenden Einschnitt in ihrem Leben dar. Es ist demnach folgerichtig, dass die Kriminalitätsbelastung einen besonderen Platz im öffentlichen Diskurs einnimmt. Wie für die Kriminalitätsfurcht auch, stellen Surveys, wie bereits in Kapitel 2 erwähnt, eine wichtige Datenquelle dar, um eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Kriminalitätsbelastung vornehmen zu können. Im Gegensatz zur Messung von Kriminalitätsfurcht bestehen hier keine Bedenken hinsichtlich der Güte der verwendeten Items.
Marcel Noack
10. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung methodischer Probleme bei der Messung von Kriminalitätsfurcht und Viktimisierungserfahrungen. Hierfür ist besonders die Bedeutung des in Kapitel 2 beschriebenen Konzepts des Total Survey Error (TSE) hervorzuheben, welcher die Gesamtheit der in einem Survey möglichen Fehlerquellen beschreibt, sowie des damit verbundenen Mean Squared Error (MSE), der das Ausmaß dieser Fehler angibt. Dieses Konzept belegt die große Bedeutung, welche das Design eines Surveys einnimmt, da jede einzelne Fehlerkomponente des MSE die Daten bis hin zur Invalidierung der gewonnenen Ergebnisse beeinträchtigen kann.
Marcel Noack
Backmatter
Metadata
Title
Methodische Probleme bei der Messung von Kriminalitätsfurcht und Viktimisierungserfahrungen
Author
Marcel Noack
Copyright Year
2015
Electronic ISBN
978-3-658-06029-9
Print ISBN
978-3-658-06028-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-06029-9