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25-07-2018 | Mobilitätskonzepte | Schwerpunkt | Article

Wenn das Roboter-Taxi plötzlich vorfährt

Author: Andreas Burkert

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Um das fahrerlose Auto am Markt zu positionieren, sind Partnerschaften nötig. Ebenso neue Mobilitätsdienste und enorme Investitionen, die von einem Unternehmen allein kaum noch gestemmt werden können. Dennoch lohnt sich die Herausforderung Roboter-Taxi.

Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV gefallen die Fortschritte rund um das autonom fahrende Automobil besonders gut. Solch ein Fahrzeug kann nämlich Teil des öffentlichen Verkehrs werden. In einem Positionspapier, das bereits im November 2015 erstellt wurde und das der Redaktion vorliegt, kommt der VDV zur Einschätzung, dass sie als Teil einer Flotte von "Roboter-Minibus-Taxis eine historische Chance sind: Eine ideale Ergänzung zu einem Hochleistungs-ÖPNV“. Ein perfektes Carsharing-Auto also, das auf Zuruf zum Fahrgast kommt und ihn am Ziel absetzt. Auch die Automobilhersteller sehen in dem fahrerlosen Fahren, wie es der SAE-Level 5 definiert, eine große Chance.

Carsharing mit autonomen Autos wird sich flächendeckend verbreiten und die meistgenutzte Form des Individualverkehrs werden. Auch auf dünn besiedelten Regionen wird sich autonomes Carsharing lohnen und dort den ÖPNV komplett ablösen. Das Privatauto und persönlicher Autobesitz werden durch öffentliche Carsharingautos und Mobilitätsanbieter abgelöst. "Autonomes Carsharing – Das Ende vom Privatauto?"

Natürlich kennen alle am Prozess Involvierten auch die Risiken. Plötzlich etablieren sich am Markt der Mobilität Unternehmen, die mit neuen Services und Innovationen entweder als Mitbewerber auftreten oder aber als unabdingbarer Partner. Dazu gehören etwa auch Anbieter von Computersystemen aus der klassischen IT. Nvidia ist solch ein Kandidat, der zwar seit Jahren von den OEMs geschätzt wird, mittlerweile aber für das Automobil der Zukunft unentbehrlich geworden ist. Gemeinsam mit Bosch und Daimler arbeiten die IT-Spezialisten jetzt an vollautomatischen, fahrerlosen Fahrzeuge. Im Mittelpunkt steht der speziell für autonome Fahrzeuge entwickelte KI-Supercomputer Nvidia Drive Pegasus.

Der KI-Supercomputer für das Roboter-Taxi

Die beeindruckende Rechenleistung des Supercomputers von 320 TOPS (Trillionen Operationen pro Sekunde) ist nötig, um die enormen Daten zu verarbeiten, die ein Fahrzeug während der Fahrt sammelt. So erzeugt laut Bosch bereits eine einzige Videokamera pro Kilometer annähernd 100 Gigabyte an Daten. Zwar bewältigen manche Supercomputer der Exascale-Klasse bereits eine Milliarde Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde. Doch für den Einsatz im Automobil muss der Rechner möglichst energieeffizient kalkulieren. Ohne die Kenntnisse etablierter IT-Unternehmen ist diese Aufgabe für die klassische Automobilbranche nicht zu bewältigen. Und die hat ihren Preis. 

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"Diese grundlegende Transformation erhöht den Investitionsdruck auf die Hersteller“, erklären dazu die Analysten der Beratungsfirma Alix Partners. In ihrer aktuellen Studie "Global Automotive Outlook 2018“ prognostizieren sie "immense Summen“, die für Forschung und Entwicklung sowie für neue Partnerschaften ausgeben werden müssen. Waren es im Jahr 2016 bereits annähernd 180 Milliarden Euro, so haben im vergangenen Jahr die 13 weltweit größten Hersteller Rekordinvestitionen in Höhe von 200 Milliarden Euro getätigt. Die Mehrausgaben sind hauptsächlich auf Investitionen in die Elektrifizierung des Antriebsstrangs und autonomes Fahren zurückzuführen. Die Themen "connected", "autonomous", "shared" und "electrified", für die Alix Partners einst das Akronym C.A.S.E. geprägt hatte, fordern ihren Tribut.

Nur Partnerschaften bringen das Roboter-Auto auf Trab

Diese Herausforderungen zu meistern, sind nach Ansicht der Berater, nur durch Partnerschaften möglich. Und die werden von den Herstellern immer stärker forciert. So stieg die Zahl der Partnerschaften von 2016 mit 206 auf 379 im Jahr 2017. Im Fokus steht dabei nicht nur die eigene Branche. Im Gegenteil: 2017 agierten zwei Drittel der Ziel-Unternehmen in den Bereichen neuer Technologie. Die Automobilindustrie konzentriert sich bei Käufen und Zusammenschlüssen vor allem auf Player aus dem Bereich Elektrifizierung und autonomes Fahren. Mehr als die Hälfte (55%) der Partnerschaften stammen aus dem C.A.S.E.-Spektrum. Das allerdings ist nur der Anfang. 

"In den nächsten Jahren wird die Autoindustrie gezwungen sein, weltweit Hunderte von Milliarden Euro auszugeben, um die Transformation ihrer Branche zu bewältigen. Viele der Investitionen in Elektrifizierung und autonomes Fahren werden sich aber erst spät rechnen. Hinzukommen Unsicherheiten im Hinblick auf Standards, Regulierung und Technologie. Autohersteller gehen eine Wette mit hohem Einsatz ein; sie brauchen viel Geld und einen langen Atem", kommentiert Alix Partners-Autoexperte und Managing Director Elmar Kades. Kades glaubt zudem, dass nur "sehr große Hersteller in der Lage sind, die notwendigen Investitionen zu stemmen“. Für Kleinere wird es entscheidend sein, mit den Big Playern ihrer Branche zu kooperieren und die Zusammenarbeit mit technologisch führenden Unternehmen zu suchen.

Autonom, disruptiv und sehr teuer

Ob sich die Multimilliarden Euro, die investiert werden müssen, für jeden Mitspieler auszahlen, kann bisher keine Unternehmensberatung mit Gewissheit vorhersagen. Wie Alix Partners weiß, sind laut einer repräsentativen Umfrage unter US-amerikanischen Konsumenten Verbraucher nur bereit, "durchschnittlich 2300 Dollar mehr für ein Auto zahlen zu wollen, wenn dieses über autonome Systeme verfügt“. Die Entwicklungskosten werden damit kaum eingespielt. Dies müsste über andere Geschäftsmodelle erfolgen, etwa ein "Flatrate-Car der Zukunft". Laut den Beratern von Roland Berger wird das autonome Fahren in all seinen Ausprägungen den urbanen Verkehr wie nie zuvor prägen. 

Vor allem in dünn besiedelten Regionen könnte das autonome Carsharing zum Erfolg werden und sowohl das private Auto als auch den ÖPNV komplett ablösen. Etwa dadurch, dass sich mit dem Einführen autonomer Taxen die Kosten für den zurückgelegten Kilometer drastisch reduzieren lassen. Laut der Studie "Urbane Mobilität 2030: zwischen Anarchie und Hypereffizienz“ betragen dann die Kosten für eine fünf Kilometer lange Fahrt nur noch knapp ein Euro. Für ein herkömmliches Taxi müssten über zwölf Euro bezahlt werden. Das Szenario zeigt, dass autonome Taxen dann auch Anbieter heutiger Carsharing-Angebote unter Druck setzen werden. In der Konsequenz, so Roland Berger, werden "heutige Carsharing-Anbieter ihr Geschäftsmodell in Richtung autonomer Taxiflotten weiterentwickeln und sich in diesem Zuge gegenüber neuen Marktteilnehmern behaupten müssen“.  Wie ein möglicher Mobilitätsdienst mit autonomen Fahrzeugen funktionieren kann, erprobt derzeit Nissan im Rahmen des Projekts "Easy Ride“ mit dem japanischen Partner Dena, einem Spezialist für Internet-Technik und künstliche Intelligenz. 

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