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25-07-2023 | Mobilitätskonzepte | Gastbeitrag | Article

Mobilitätssysteme mit Echtzeitdaten resilienter gestalten

Author: Dr. Lucia Wright

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Inwieweit können urbane Datenplattformen Städte resilienter machen? Die Nutzung krisenrelevanter Echtzeitdaten kann beispielsweise die Transformation des Verkehrssektors verstärkt vorantreiben. 

Lang andauernde Hitzewellen, Dürren und Waldbrände: Die Intensität und Häufigkeit von Extremwetterereignissen nehmen in Deutschland immer mehr zu. Gerade in Städten mit dichter Bebauung und hohem Verkehrsaufkommen haben viele Bürgerinnen und Bürger mit den hohen Temperaturen zu kämpfen. Vielerorts bilden sich sogenannte Wärmeinseln, wodurch sich die Lufttemperatur im urbanen Raum immer mehr erhöht und die Stadtbevölkerung unter Hitzestress leidet.

Um sich Abhilfe zu verschaffen, laufen Kühlsysteme und Klimaanlagen oftmals auf Hochtouren – und schüren auf diese Weise aber einen Teufelskreis. Laut der Studie "Koalition für Urbanen Wandel" sind Städte nämlich ohnehin bereits für rund drei Viertel des Kohlendioxid-Ausstoßes weltweit verantwortlich. Wichtig wäre es also, alles daran zu setzen, die urbanen CO2-Emissionen so schnell wie möglich zu reduzieren. Doch dazu müssen endlich die verursachenden Faktoren gezielt angegangen werden. 

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Resiliente und agile Mobilitätssysteme der Zukunft

Mobilität ist Grundvoraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Was es bedeutet, wenn persönliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt oder Mobilität gar unmöglich ist, zeigte sich überdeutlich während der COVID-19-Pandemie. Für die Aufrechterhaltung systemrelevanter Dienste ist somit ein robustes Verkehrssystem mit vielfältigen Mobilitätsangeboten vor allem in urbanen Räumen eine Grundvoraussetzung. Die an Nachhaltigkeit orientierte Mobilitätswende ist mit einer Abkehr vom motorisierten Individualverkehr verbunden und erfordert die Umsetzung neuer Konzepte und Lösungen – wie gestaltet sich der Weg in eine resiliente Mobilitätszukunft?

 

Verkehrssektor verfehlt Klimaziele

Ein Bereich, der besonders zum anhaltend hohen Emissionsausstoß beiträgt, ist der Verkehrssektor. Laut Umweltbundesamt betrug der Anteil, den der Verkehr zu den Treibhausgasemissionen im vergangenen Jahr in Deutschland beigetragen hat, allein ganze 20 %. Die avisierten Klimaschutzziele hat der Sektor für 2022 zudem verfehlt. Angesichts dessen steht außer Frage: Sollen Städte langfristig als Lebensräume attraktiv bleiben, kommt der Transformation des Mobilitätssystems eine entscheidende Rolle zu.

Was in der Theorie natürlich leicht gesagt ist, gestaltet sich in der Praxis als komplexes Unterfangen. Schließlich bringt jede Stadt ihre ganz eigenen Standortfaktoren mit sich – sowohl was die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für die Transformation angeht als auch die bisherige Ausgestaltung des Mobilitätssystems. So ist der öffentliche Personennahverkehr in manch einer Stadt schon sehr umfangreich ausgebaut; andernorts kann eine verwinkelte Altstadt den Verkehrsfluss in einer Kommune wiederum vor spezifische Herausforderungen stellen. 

Datenplattform ist nicht gleich Datenplattform

Unabhängig von diesen unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort greifen deutschlandweit inzwischen immer mehr Städte auf urbane Datenplattformen zurück, um ihre Mobilitätssysteme nachhaltiger – und damit auch resilienter – zu gestalten. Grundsätzlich gesprochen handelt es sich bei den Plattformen um digitale Lösungen, die das Sammeln und Teilen von Informationen aus verschiedenen Bereichen einer Stadt ermöglichen. 

Doch: Datenplattform ist keineswegs gleich Datenplattform. Vielmehr gibt es sehr unterschiedliche Ausgestaltungsformen dieser digitalen Lösungen, die dann auch deren Nutzen entscheidend prägen. Im Rahmen einer gemeinschaftlichen Untersuchung des Loewe-Zentrums emergenCity und Haselhorst Associates Consulting wurden ein bundesweiter Status quo erstellt und insgesamt vier Plattform-Varianten klassifiziert, die aktuell in den Städten in Deutschland Anwendung finden: Geoportale, Dashboards, offene Datenarchive und Apps. 

Echtzeitdaten sind unabdingbar

Darüber hinaus gliedert die Analyse die mehr als 140 untersuchten Plattformen je nach Art der Benutzeroberflächen, der Verfügbarkeit von Echtzeitdaten sowie nach Datenkategorien. Einige Daten weisen zudem eine gewisse Krisenrelevanz auf. Dazu gehören beispielsweise Daten, die das Verkehrsaufkommen und den Verkehrsfluss in Echtzeit darstellen.

Was das Potenzial solcher Datenplattformen für die nachhaltige und resiliente Entwicklung von Städten angeht, spielt insbesondere die Kombination von Echtzeit- und krisenrelevanten Daten eine entscheidende Rolle. Denn nur, wenn Informationen auch tatsächlich aktuell vorliegen, sind Städte überhaupt in der Lage, flexibel auf Krisen zu reagieren. Ein Beispiel: Verfügt eine Stadt über aktuelle Verkehrsdaten, kann sie auch frühzeitig auf Verkehrsbehinderungen oder Unfälle reagieren beziehungsweise ein wirksames Krisenmanagement betreiben. 

Open-Source-Lösungen für niedrigschwelligen Einstieg

Eine Stadt, die bereits ein multimodales Mobilitätssystem entwickelt hat und verschiedene Daten in Echtzeit bereitstellt, ist Aachen. Das Mobilitätsdashboard der Stadt bietet seit März 2022 einen umfassenden Überblick über verschiedene Parameter. So umfasst das Dashboard etwa Daten zu Parkplatzverfügbarkeiten, ÖPNV-Zeiten, Fahrplanänderungen, Rad- und Autoverkehrsaufkommen, Baustellen im Stadtgebiet sowie Daten zur Verortung und Verfügbarkeit von E-Ladestationen, Car- und Bikesharingangeboten. Auf diese Weise wird in Aachen eine vernetzte und nachhaltige Mobilität gefördert.

Möglich wird dies, indem sowohl städtische als auch externe Datenquellen "angezapft" werden, wie etwa von Parkhäusern oder den Betreibern von E-Ladestationen. Natürlich ist das Mobilitätsdashboard in Aachen nicht von jetzt auf gleich entstanden. Vielmehr mussten einige Daten überhaupt erst erhoben und der jeweilige Zugang zu den verschiedenen Datenquellen mitunter individuell eingerichtet werden. Abhilfe können in so einem Fall Open-Source-Lösungen schaffen, wie sie auch die Stadt Aachen nutzt.

Nur resiliente Technologien können helfen

Unabhängig von der Frage, wie die notwendigen Daten in den Städten erhoben werden können, darf bei der Entwicklung urbaner Datenplattformen auch vor allem ein Punkt nicht außer Acht gelassen werden: Eine Plattform fördert die Resilienz einer Stadt nur dann, wenn die eingesetzten Technologien selbst resilient sind. Ein System, das schließlich nicht selbst widerstandsfähig und flexibel ausgestaltet ist, verliert ansonsten im Krisenfall seine ursprüngliche Funktion und kann nicht zur Resilienz einer Stadt beitragen.

Genau dafür müssen bei der Plattformentwicklung bereits im Vorfeld verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. So empfiehlt es sich etwa, eine dezentrale beziehungsweise föderierte Architektur zu wählen, um die Auswirkungen von Serverausfällen zu minimieren. Darüber hinaus sollte die Vermeidung von Datenverlusten durch automatisierte Datensicherungen gewährleistet werden. Zudem ist es ratsam, alternative Server oder Infrastrukturen bereitzustellen, um den kontinuierlichen Betrieb der Plattform zu gewährleisten.

Angesichts der Vielzahl dieser zu berücksichtigenden Aspekte wird automatisch deutlich, wie wichtig auch eine fundierte Herangehensweise an den gesamten Themenkomplex Datenplattform ist. Nur mit Hilfe einer umfassenden Datenstrategie ist es den Städten überhaupt möglich, den vielfältigen Anforderungen an den Umgang mit Daten gerecht zu werden. Schließlich ist klar: Die Verwaltung kommunaler Daten beschreibt ein komplexes Handlungsfeld, das nur strategisch bearbeitet werden kann. 

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